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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 28.02.2022, 23:35   #1
weiblich marie syto
 
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Standard Ruhige Nächte

Alte Tage schwinden langsam
und es hebt sich hoch der Mond.
Rund und hell strahlt er nun nieder,
begeistert uns nach Abendrot.
Wie die Nacht uns kalt umhüllt
und einen klaren Kopf verschafft.
Uns in ihren Vorhang hüllt
und etwas Schönes mit uns macht.

Sterne erzählen uns Geschichten,
lassen viele Träume zu.
Sie versprechen dabei nichts,
doch decken die Gedanken zu.

Wenn die Stille uns hilft
zu erkennen manchen Sinn.
Lässt der Tag Realität folgen
und macht Knalllaut alles hin.
Alle Ruhe ist verschwunden.
Aller Lärm ist wieder da.
Keine Gelassenheit zu finden
und der Irrsinn rückt wieder nah.

Geändert von marie syto (01.03.2022 um 07:43 Uhr)
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Alt 02.03.2022, 13:58   #2
weiblich MerjaSinovsk
 
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Standard Tolle Idee

und die Umsetzung ist auch gut, aber ich finde, die Form wird nicht wirklich gewahrt. Oftmals ohne Reim und Rhythmus, was schade ist
MerjaSinovsk ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.03.2022, 17:02   #3
männlich Heinz
 
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Hallo Merja.
sag mal, wie kommst Du auf den verwegenen Gedanken, dass ein Gedicht des Reimes bedarf? Die deutschsprachigen Poeten sind viele Jahrhunderte ohne Endreime ganz gut zurecht gekommen, aber Du vermisst ja nicht den Stabreim, sondern offenbar den Endreim. Lass Dirsagen: Die Mehrzahl aller Gedichte dieser Welt kennen den Endreim nicht.
Aber Du belässt es ja nicht bei der Kritik des "fehlenden" Reims, sondern lastest Marie auch an, dass der Rhythmus fehlt.

Alte Tage schwinden langsam
und es hebt sich hoch der Mond.
Rund und hell strahlt er nun nieder,
begeistert uns nach Abendrot.
Wie die Nacht uns kalt umhüllt
und einen klaren Kopf verschafft.
Uns in ihren Vorhang hüllt
und etwas Schönes mit uns macht.

XxXxXxXx
XxXxXxX
XxXxXxXx
xXxXxXxX
XxXxXxX
xXxXxXxX
XxXxXxX
xXxXxXxX

Ich habe nur die erste Strophe ge-ixt. Bis auf drei Verse, die inJamben geschrieben sind, besteht di Strophe aus astreinen Trochäen. Durch die drei jambischen Verse entgeht Marie der Gefahr, des stakkatohaften mündlichen Vortrags.
Also: Wenn schon meckern, dann mit vernünftiger Begründung.

Ciao,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.03.2022, 18:07   #4
weiblich MerjaSinovsk
 
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Standard Ja, stimmt

Endreime mag ich halt einfach lieber
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Alt 03.03.2022, 23:23   #5
weiblich marie syto
 
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Beiträge: 34

@MerjaSinovsk

Danke für deine Anregung. Im Moment des Schreibens hat der Rhythmus für mich gut gepasst. Meine Schreibtechnik ist aber sicher etwas, an dem ich noch weiter arbeiten werde.
LG
marie syto ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.03.2022, 12:36   #6
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.879

Liebe Meria,
die Liebe für den Endreim will dir niemand nehmen. Aber vielleicht denkst Du mal darüber nach, weshalb die großen Dichter bei ihren Gedichten auf dieses Gestaltungsmittel verzichten. Der Endreim ist eine ziemlich neue Art des Dichtens und erst im Mittelalter über uns herein gebrochen.
Nein! Verse müssen sich nicht am Ende reimen und ein Gedicht ist nicht dann eines, wenn es sich auf Teufel komm raus am Ende etwas paar-, kreuzweise oder umschlingend reimt. Es wäre schön, wenn sich dieser Irrtum nicht fest setzt, und es wäre sehr schade, wenn die Vielfalt der Gedichtformen unter fast zwanghaften Reimversuchen verschüttet würde. Lies doch mal eines der schönsten Liebesgedichte der Weltliteratur (hier ein winziger Auszug):

Mit Küssen seines Mundes bedecke er mich.
Süßer als Wein ist deine Liebe.
Köstlich ist der Duft deiner Salben,
dein Name hingegossenes Salböl;
darum lieben dich die Mädchen.
Zieh mich her hinter dir! Lass uns eilen!
Der König führt mich in seine Gemächer.
Jauchzen lasst uns, deiner uns freuen,
deine Liebe höher rühmen als Wein.
Dich liebt man zu Recht.
Braun bin ich, doch schön,
ihr Töchter Jerusalems,
wie die Zelte von Kedar,
wie Salomos Decken.

xXxXxXxxXxxX
XxxXxXxXx
XxXxXxxXx
xXxXxXxxXx
XxXxXxXx
XxXxxXXxXx
xXxXxxXxxXx
XxXxXxxXx
XxXxXxXxxX
xXxxX
XxXxX
xXxxXxx
xxXxxXx
xXxxXx

Trotz der Verwendung von Jamben, Trochäen, Daktylen und sogar eiens Anapästs "schwingt" dieses Gesicht - gesetzt den Fall, man liest es laut! - in unnachahmlicher Schönheit.


Oder vielleicht ein bisschen Shakespeare?

Willst du schon gehn? Der Tag ist ja noch fern.
Es war die Nachtigall und nicht die Lerche,
Die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang;
Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort.
Glaub, Lieber, mir: es war die Nachtigall.

Die Lerche wars, die Tagverkünderin,
Nicht Philomele; sieh den neidschen Streif,
Der dort im Ost der Frühe Wolken säumt.
Die Nacht hat ihre Kerzen ausgebrannt,
10 Der muntre Tag erklimmt die dunstgen Höhn;
Nur Eile rettet mich, Verzug ist Tod.

Die beiden, Julia und Romeo sprechen in Blankversen (Verse "blank" von Reimen), wie sie über viele Jahre üblich waren (siehe Goethes "Iphigenie auf Tauris):

Heraus in eure Schatten, rege Wipfel
Des alten, heil'gen, dichtbelaubten Haines,
Wie in der Göttin stilles Heiligthum
Tret' ich noch jetzt mit schauderndem Gefühl, I
Als wenn ich sie zum erstenmal beträte,
Und es gewöhnt sich nicht mein Geist hierher.

Gestaltungsmittel - der Blankvers, sowohl bei Skakespeare als auch bei Goethe.

xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxX - fünfhebige Jamben, mal männlich, mal weiblich endend, reimlos und - für Ewigkeiten schön.

Liebe Grüße,
Heinz

Geändert von Heinz (13.03.2022 um 16:14 Uhr)
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.03.2022, 19:54   #7
männlich r0s3nr0t
 
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Beiträge: 25

Knalllaut ist eine schöne Wortmalerei.
r0s3nr0t ist offline   Mit Zitat antworten
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