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20.11.2006, 16:01 | #1 |
Sobald wie möglich
Das erste Mal hatte sie an Selbstmord gedacht, als sie davon erfahren hatte. Er hatte ihr Tagebuch geklaut und kopiert. Sarah war schon immer verschlossen gewesen, nicht alles konnte sie ihren Freundinnen anvertrauen, oder ihren Eltern. Nur ihrem Tagebuch hatte sie ihre geheimsten Gedanken offenbart. Nun fühlte sie sich nackt. Bloßgestellt.
Angst und Scham quälten sie. Jeder wusste nun davon, dass sie immer noch in ihren Exfreund verliebt war und sogar Gedichte für ihn schrieb. Dabei hatte er doch eine Freundin! Jetzt hatte sie auch Streit mit ihren Freundinnen, die es nicht verstanden, dass sie ihnen nicht alles anvertraut hatte. Nun saß sie in der Schule, tat als wär alles in Ordnung, während sie überlegte, wie sie es am besten anstellen sollte. Vor einem Jahr hatte sich ein Mädchen aus der 9. Klassen auf die Schienen gelegt. Niemand schien den Grund für diese Tat zu kennen. Sarah war genauso schockiert gewesen wie alle anderen. Insgeheim bewunderte sie diese Mädchen aber auch. Wie viel Mut dazu gehören musste! Welcher Wille im letzten, entscheidenden Augenblick. Sarah erinnerte sich daran, wie sie sich solchen Mut nie zugetraut hatte. Aber jetzt sahen die Dinge anders aus! Sie zog die Möglichkeit mit erschreckender Sachlichkeit in Erwägung. Es war eine Tatsache, dass ihr Leben zerstört war. Sie hatte weder Freundinnen noch Freunde, nur Mitschüler die sie auslachten. Sie hatte Eltern, die sie nicht verstanden. Natürlich hatten Sarahs Eltern auch davon erfahren und es war ihnen peinlich. Sie versuchten es zu vertuschen, denn Sarah hatte anscheinend böse Worte benutzt und geschrieben, dass sie sich noch einen Kuss von ihm wünschte. Was daran so schlimm war, verstand sie nicht, aber es war ihr auch egal. Sie träumte davon, in eine andere Welt zu flüchten. In eine bessere Welt. Zumindest eine Welt in der es keinen Schmerz, keine Enttäuschungen, kein Verlassenwerden, keine Einsamkeit und keine bloßstellenden Mitschüler geben würde. Doch die Zeit verging und Sarah begriff, nicht ohne eine gewisse Enttäuschung, dass sie nicht zu den Menschen gehörte, die Selbstmord begingen. Sie verfluchte sich selbst. Ihre Unfähigkeit, die Sache egoistisch, allein aus ihrer Sicht zu betrachten, hielt sie zurück. Es war zu melodramatisch. Zu überspannt. Sie hoffte darauf, irgendwann eine Gelegenheit zu bekommen. Und sie lebte weiter mit der Hoffnung, zu sterben. Sobald wie möglich. |
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20.11.2006, 18:27 | #2 | |
Hallo Lonely,
sehe ich da eine biographische Übereinstimmung, was das Tagebuch angeht? Nun zum Inhalt: Dir war es vielleicht nicht bewusst, aber er ist inhaltlich schon sehr kritisch, suggeriert er doch, dass ein Selbstmord Mut braucht und bewundert werden muss. Etwas anderes wäre es, wenn die Tatsache irgendwann gewahr werden würde, dass ein Selbstmord alles andere als das ist, aber hier bleibt nur diese eine Meinung und man bleibt mit ihr zurück. Welcher Meinung bist Du als Autor? Was wolltest Du eigentlich erreichen? Ich glaube, dass Du Verzweiflung ausdrücken wolltest, Wut über einen schweren Bruch in die Privatsphäre, vielleicht auch Ausgrenzung und deren mögliche Folgen? Wenn ja, dann hast Du Dein Ziel zum Teil erreicht. Aber der Beigeschmack, dass hier Selbstmord als eine ehrenhafte und mutige Lösungsmöglichkeit angeboten wird, macht das wieder zunichte. Zur Sprache und Rechtschreibung: Ein großes Lob für die Rechtschreibung. Mir ist auf Anhieb nichts aufgefallen. (Und mir fällt fast immer was auf) Sprachlich solltest Du vorallem achtgeben, nicht zu viele Hilfsverben zu benutzen. Das ist manchmal gar nicht so einfach und fällt auch mir oft schwer. Sehen wir uns den ersten und zweiten Satz an: Zitat:
Möglichkeiten (allerdings meine eigenen - es gibt noch viele mehr): Das erste Mal hatte sie an Selbstmord gedacht, als sie davon erfahren musste, dass ihr Tagebuch von ihm geklaut und kopiert worden war. Das erste Mal hatte sie an Selbstmord gedacht, als mitbekam, was mit ihrem Tagebuch geschehen war. Er hatte es geklaut und kopiert. Hoffe, geholfen zu haben. Grüße vom Forenigel! |
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20.11.2006, 18:55 | #3 |
könnte sein
Aber: Ich wollte Selbstmord nicht als etwas herausstellen, dass Bewunderung verdient! Du hast schon ganz richtig verstanden, was ich ausdrücken wollte. Es war auch ein Versuch sich in eine Person zu versetzen, die Selbstmord begeht oder begehen will, denn eigentlich kann ich solche Menschen nicht verstehen, sie schmeißen das wichtigste was sie haben weg. Ich denke, ich wollte die Ausgrenzung (besonders an Schulen) darstellen und ihre möglichen Folgen. Ich wollte zum Nachdenken anregen. Wie kann ein Mädchen ganz sachlich darüber nachdenken, wie es sich umbringen will? Wie mies muss sie sich fühlen? Zum Rest: Jaaa, in der Rechtschreibung war ich immer schon begabter als im sprachlichen Bereich! Danke für deine Vorschläge, ist schon passiert und ich werd den Text noch einmal durchgehen! Danke für deine Hilfe die lonely (das mit dem Tagebuch habe ich gemacht, damit ich mich mehr in die Person hineinversetzen konnte nicht auf mich bezogen, um himmels willen ) |
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20.11.2006, 19:28 | #4 | |
Hihi, wer hat denn keine autobiographischen Elemente in seinen Geschichten Ich habe auch sehr oft welche.
Zitat:
Erreichen kann man das entweder durch Übertreibung, so dass ihre Ansicht lächerlich wirkt, durch Aufzeigen der wahren Folgen von Selbstmord an irgendeiner Stelle oder durch direkte Ansprache dieser anderen Ansicht, indem sie ein zweiter Protagonist benennt oder aber die Hauptperson, weil sie zur Einsicht gelangt. Letzteres ist, wie mir scheint, nicht gewollt, würde es doch auch Hoffnung auf Besserung vermitteln. Nur so eine Idee dazu: Bau die Story des anderen Mädchens, das sich schon umgebracht hat, etwas aus. Zeige auf, wie verzweifelt deren Eltern waren, wie sehr sie in ihren Schuldgefühlen ertrinken oder ähnliches. Übertreibe, indem die Hauptperson das gar nicht nachvollziehen will. Aber lass deren Argumente nicht überzeugend wirken. Der Leser muss zu dem Schluss kommen, dass es Blödsinn ist, wie sie denkt. |
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20.11.2006, 21:03 | #5 |
Hallo!
Verdammt, jetzt hast Du mich an Sachen erinnert, die ich vollkommen verdrängt hatte. Ich war, glaub ich, zwölf...und es war furchtbar peinlich an allen Ecken der Stadt meine Tagebuchseiten hängen zu sehen. Tolles Gefühl... Trotzdem Danke ich Dir für den Flashback... LG Mani |
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