Ahnen, was Glück ist

[Rumpelstilz]

Du hast nachgedacht, was Glück
sein könnte; vielleicht, sagst du dir, teilt uns
Sterblichen da oben jemand die Ration
Glück ein - nur so, aus Langeweile.

Glück ist, wenn das TV heut Sonne
verspricht, wenn du morgens erwachst und
es regnet tatsächlich nicht, die schirmfreien
Tage sind Glück perfekt.

Glück auch, wenn du zur Straßenbahn
rennst und du kriegst sie noch im letzten
Moment, und dann fährt sie ab und du
bist drin, sogar mit Sitzplatz.

Ja, manchmal, da denkst du dir,
es müsste noch etwas geben, was mehr ist
als ohne Unglück zu sein, und dann
kommst du nicht drauf.

[MuschelIch]

Guten Morgen Rumpelstilz,

ja, das Glück besteht aus lauter kleinen Momenten .
Auf das große Goldene Zeitalter am Ende des Lebens hinzusparen und sich bis dahin zusammenzureißen, ist eine altbackene Taktik, die zu Unglück führt.

Aber Deine Glücksmomente schildern ja eben "nur" dies - "es" gerade noch geschafft zu haben. Keine Schauer, keine Bahn verpasst usw.

Das Glück, das im Inneren einen weiten Raum schafft und das Herz blühen lässt, sieht anders aus, fühlt sich anders an.
Manchmal ahnt frau es ....



VG MuschelIch

[Georg C. Peter]

Hallo Rumpelstilz,

schöner Text mit weisem Inhalt.
Deine Begrifflichkeit gefällt mir
und das ausgewählte Thema ist auf alle Fälle zeitlos.

Viele Grüße von Georg

PS:
heiterer Lesetipp zu diesem Thema:
Paul Watzlawick „Anleitung zum Unglücklichsein“

[Rumpelstilz]

Hallo Muschelich,

ja, der Mensch, obwohl die Sonderausgabe der Natur, ist ja schnell glücklich zu machen. Aber weiß er denn, was Glück wirklich ist?

Frei zu sein von allen Bedrückungen aus der Welt um ihn herum, sein Talent und sein Können für die gesamte Menschheit einsetzen zu dürfen, das ist das wahre Glück, zu wissen, dass man am Ende des Lebens die Welt ein bisschen hin zur Freiheit umgekrempelt hat, sei es auf technischem, philosophischem oder jedem anderen Gebiet, in dem der Mensch schöpferisch sein kann, in dem sein Schöpfertum von anderen Menschen anerkannt wird. Dass er niemals als Drohne existiert hat - das, denke ich, könnte ein Teil des Menschenglücks sein.

Und wenn er dann noch die Straßenbahn schafft, dann kann er rundum zufrieden sein. Aber der Mensch liebt die Übertreibung und wird sagen: Ein Glück, dass ich die Bahn noch gekriegt habe.

Danke, Muschelich, fürs Reinsehen und den Kommentar.

Lieben Gruß, Rumpelstilz

[Rumpelstilz]

Hallo Georg,

hab vielen Dank fürs Reinschauen und deinen Kommentar. Richtig, nach Glück sucht man sein ganzes Leben lang, und als bescheidener Mensch freut man sich, wenn das Pech ausblieb. Trotzdem, es gibt sicher irgendwann den Moment, wo man sich fragt: Wozu hast du gelebt? Wann warst du eigentlich glücklich? Und dann gibt man sich mit dem kleinen Glück zufrieden, weil man das große Glück verpasst hat oder gar nicht weiß, was das Glück des Menschen eigentlich ist. Traurig und so wahr, man müsste wohl 200 Jahre alt werden, um das wahre Glück zu finden. Menschen sind eben schwer von kapé. Aber die Natur ist eben auch nicht das, was sie mal war.

Lieben Gruß, Rumpelstilz