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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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01.09.2018, 00:16 | #1 |
Dabei seit: 04/2011
Ort: Die leere Fernbedienung
Alter: 37
Beiträge: 235
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Momente 2
Die Tage sind ein Funke nur im Leben...
Im Feuer der Empfindung unsrer Zeit, und was ich frage führt nicht aus dem Leid, nichts bessres, nur ein Nächstes wird es geben. Ein Wimmern aus den Wintertagen schneit von jener Süßigkeit gereifer Reben. Die Kälte, in der Glieder beißend beben, Erinnrung und Vergessen freudlos reiht. Wohin die Lichter alle tapfer streben beim Niederglühen in der Dunkelheit... zerdampft, ruht hingeweht in ein Gebreit, wo Licht und Schatten sich der Form entheben. Die Namen, wo ihr Ruhm und Leistung seid... in imposanten Gegenstößen schweben, dich Nacktheit, Dunst und Todesangst umweben, die Kühnheit deinem Geist Gewicht noch leiht. |
01.09.2018, 14:59 | #2 |
Lieber Briefmarke,
das Gedicht musste ich mehrmals lesen. Unklarheiten bleiben. Das liegt nicht nur an der Komplexität. Zwei schöne Merkmale der Form möchte ich zunächst hervorzuheben: Die Beschränkung auf nur zwei reimende Endungen (eben/eit) in immerhin sechzehn Versen und das strophenweise Austauschen männlicher und weiblicher Kadenzen (wmmw/mwwm). Eine strenge Form kann den Inhalt ja besonders klar und gediegen ausdrücken, birgt aber auch die Gefahr, ihn an der Entfaltung zu hindern oder die Aussagen so zurechtzubiegen, dass der Sinn oder die Eindeutigkeit verlorengeht. Bei "Das Wimmern ... schneit von ... Süßigkeit" z.B. scheint mir letzteres der Fall zu sein. Da man Wimmern am ehesten mit Verben wie tönt, schallt... (die akustische Vorgänge ausdrücken) in Zusammenhang bringt, muss "schneien" (das ein geräuschloses, langsames Fallen locker gefügter Kristalle ausdrückt) entweder Unverständlichkeit oder eine starke Verfremdung des Wimmerns bewirken. Das Gedicht enthält (vielleicht absichtlich) mehrere solche für mich schwer zugängliche Bilder. Gern gelesen. LG gummibaum |
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02.09.2018, 07:12 | #3 |
abgemeldet
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Ich denke, dass in Gedichten oder Lyrik allgemein immer etwas Synästhetisches mitschwingt. Eine Art Atmung in Ton, Klang und Form, die weit über Inhalt schwebt und inhaltlich leergeworden erscheint.
Hier muss ich sagen, dass die Lautmalerei oder auch die onomatopoesie von Briefmarke ja nicht missverständlich geschrieben wurde. Es ist kalt. Wimmern ist ja immer ein Beklagen. Genau wie Wiesen Gedankenbeschneit sein können. Das ist für mich der Unterschied. Gedichte, die perfekt geschrieben und eingänglich sind, sind vielleicht schön und aussagekräftig, die liest man einmal und legt sie weg. Gedichte, die berühren und über die man nachdenken muss, behält man. Und Briefmarke ist jemand, der das mit seiner Sprache hervorragend kann. vlg ev |
02.09.2018, 21:51 | #4 |
Dabei seit: 04/2011
Ort: Die leere Fernbedienung
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Beiträge: 235
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Mit der ersten Niederschrift bin ich auch nicht ganz zufrieden.
Hier so etwas bewältigt. Die Tage sind ein Funke nur im Leben, im Feuer der Empfindung meiner Zeit, und was ich wage führt nicht aus dem Leid, nichts Bessres, nur ein Nächstes wird es geben. Sie leuchten kurz im Abschied und entweiht in einem ausgeatmetem Soeben. Der schicksalsschweren Kälte bittres Beben Erinnrung und Vergessen freudlos reiht. Wohin die Lichter alle tapfer streben beim Niederglühen in der Dunkelheit zerdampft so hingeweht auf dem Gebreit, wo Licht und Schatten wechselnd sich entheben. Doch überdunkelt meine Himmel weit die eine Nacht, wo keine Sterne schweben, und keine Schlummerstunden Träume weben, und keine Seligkeit mir Ruhe leiht. Geändert von Briefmarke (02.09.2018 um 23:01 Uhr) |
02.09.2018, 22:38 | #5 |
abgemeldet
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Das ist sehr sehr schön, Briefmarke und absolut rund.
- kleine kritik am Rande - Seligkeit ist ein religiöser Begriff! vlg EV |
02.09.2018, 23:11 | #6 |
Dabei seit: 04/2011
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Danke euch beiden.
Geändert von Briefmarke (03.09.2018 um 05:34 Uhr) |
05.09.2018, 14:24 | #7 |
Lieber Briefmarke,
vierl besser! Besonders die letzte Strophe finde ich toll. In die ersten beiden ist mir mit "Feuer der Empfindung" zuviel positive, mit der "schicksalsschweren Kälte" zuviel negative Energie und Dramatik ins Thema (der Hinfälligkeit sinnstiftender und leidmildernder Augenblicks im leeren Zeitstrom) eingetragen. Ich würde eher so formulieren: Die Tage sind ein Funke nur im Leben, ein Irrlicht überm Schattenreich der Zeit, und was ich wage führt nicht aus dem Leid, nichts Bessres, nur ein Nächstes wird es geben. Sie leuchten kurz im Abschied und entweiht verlieren sie ihr winziges Soeben an Weites, das mit ausgedünntem Beben Erinnrung und Vergessen freudlos reiht. Alles Liebe gummibaum |
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20.09.2018, 22:52 | #8 |
Dabei seit: 04/2011
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Beiträge: 235
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Die Tage sind ein Funke nur im Leben,
im Feuer der Empfindung meiner Zeit, und was ich wage, führt nicht aus dem Leid, nichts Bessres, nur ein Nächstes wird es geben. Sie leuchten kurz im Abschied und entweiht in einem ausgeatmetem Soeben der schicksalsschweren Kälte, deren Beben Erinnrung und Vergessen freudlos reiht. Wohin die Lichter alle tapfer streben beim Niederglühen in der Dunkelheit, zerdampft so hingeweht auf dem Gebreit, wo Licht und Schatten wechselnd sich entheben. Doch überdunkelt meine Himmel weit die eine Nacht, wo keine Sterne schweben, und keine Schlummerstunden Träume weben, und keine Seligkeit mir Ruhe leiht. |
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