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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 13.01.2015, 14:11   #1
männlich Pfil
 
Dabei seit: 01/2015
Ort: Westfalen
Alter: 71
Beiträge: 219

Standard Der Skeptiker

Wie willst Du wissen, was Du weißt
Wenn keiner weiß, was Wissen ist
Wenn immer Raum für Zweifel bleibt
Selbst wenn Du Dir ganz sicher bist

Da streiten Theorien verbissen
Und keiner fehlen Argumente
Doch jeder fehlt das letzte Wissen
Das diesen Streit entscheiden könnte

Denn scheinbar braucht wohl wahres Wissen
Begründung auch für die Prämissen
Und diese Kette – streng genommen
Kann nie zu einem Ende kommen:
Begründe ich Prämisse P
So muß ich auch den Grund begründen
Und dieses scheint – wie ich es seh'
Rein logisch im Regreß zu münden*

Und der ist leider infinit
Und somit ohne jedes Ende
Es wäre der wohl ein Genie
Der hierfür eine Lösung fände
Bis dahin kann (welch herber Schlag!)
- Und ich beklag' dies nicht allein -
So sehr man es bedauern mag
Von Wissen keine Rede sein

Nun ist Euch selbstverständlich klar
Daß ich das garnicht wissen kann
Ich würd' fast sagen: Das ist wahr
Doch etwas hindert mich daran:
Ich glaub' als alter Skeptizist
Daß keiner weiß, was Wahrheit ist ...
_______________________________________________
*
Das klingt vielleicht ein wenig schief
Hier braucht man den Akkusativ
Doch möcht' ich jedenfalls mitnichten
Auf solch ein' schönen Reim verzichten

Mit Hilfe dieses kleinen Tricks
- Für Germanisten unerhört -
Erreiche ich, daß quasi nix
Das Versmaß und den Rhythmus stört
Pfil ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.01.2015, 14:53   #2
Richard L.
 
Benutzerbild von Richard L.
 
Dabei seit: 11/2014
Alter: 53
Beiträge: 1.592

Hallo Pfil,
da Gedichte immer eine Denkleistung sind: Diese hier, hat mich sehr beeindruckt!
LG, U.
Richard L. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.01.2015, 18:26   #3
männlich Gylon
 
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 4.269

Hallo Pfil,
da kann ich Farrell nur zustimmen. Alle Achtung!

Liebe Grüße Gylon
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.01.2015, 19:14   #4
männlich Pfil
 
Dabei seit: 01/2015
Ort: Westfalen
Alter: 71
Beiträge: 219

Hallo Farrell, hallo Gylon,
vielen Dank für Eure positive Rückmeldung.
Ich muß allerdings zugeben, daß in diesem Fall die ursprüngliche Denkleistung nicht von mir stammt: Schon die alten Griechen haben sich solche Gedanken gemacht - z.B. Pyrrhon von Elis - und die Jungs (Frauen wurden nie so bekannt ...) kann ich echt bewundern.
Ich interessiere mich seit einiger Zeit hobbymäßig für Philosophie und versuche manchmal, das, was ich gelesen oder gehört habe, in Reime zu fassen (Ich kann im Grunde nur die alten Paar- und Kreuzreime). Ich finde das irgendwie geckig, ich merke dann, ob ich es begriffen habe, und wenn es klappt, machen ein paar Verse ein Problem manchmal deutlicher als eine Abhandlung.
Das heißt nicht, daß ich keine eigenen Gedanken in meine Verse packe, aber in diesem Fall mußte ich das klarstellen.
Trotzdem freut mich Euer Lob.
Viele Grüße
Pfil
Pfil ist offline   Mit Zitat antworten
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