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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 14.08.2013, 19:22   #1
weiblich Daisy
 
Dabei seit: 10/2010
Beiträge: 922

Standard Toskanische Landschaft

Die blauen Tage liegen wie ein Lächeln
auf hügeligem Land, und näher scheinen
die Dörfer auf den Kuppen und die kleinen,
bescheidnen Hütten in Olivenhainen.
Der Südwind trägt mit einem leisen Fächeln
den Duft des Oleanders durch die Gärten,
die friedlich hinter alten Mauern liegen,
sich zärtlich an die grauen Häuser schmiegen
wie unverbrüchlich liebende Gefährten.

Zypressen stehn wie Fackeln, schwarz, und säumen
gewundne Wege, die zu Höfen führen,
die abgeschieden auf den Hügeln träumen,
beschattet von bizarren, hohen Bäumen
mit langen Zweigen, die sich leicht berühren.
Gebannt verweilt der Blick, will sich nicht trennen
von all der Schönheit, die benommen macht
so wie der Wein, den sie Vin Santo nennen.
Es ist ein Land, von Göttern wohl erdacht.
Daisy ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2013, 22:04   #2
weiblich simbaladung
 
Dabei seit: 07/2012
Alter: 67
Beiträge: 3.073

Liebe Daisy,

wie immer ein besonderer Lesegenuss! Schon die erste Zeile zergeht auf der Zunge. Langsam lenkst du die Blicke auf die Einzelheiten des Bildes, beziehst
Düfte mit ein und dezent die Gedanken des LIs. Schöne Idee auch, den heimischen Wein mit seinem Namen einzubeziehen.
Interessantes Reimschema, auch wenn die zweite Strophe ein anderes Muster als die erste hat. Es ist trotzdem wie aus einem Guss.

herzlichen Gruß, alles Gute,
simba
simbaladung ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.08.2013, 20:03   #3
weiblich Daisy
 
Dabei seit: 10/2010
Beiträge: 922

Liebe simbaladung,

wie schön,vielen Dank dafür, dass du dich so eingehend mit diesem Gedicht befasst hast. Es freut mich sehr, dass es dir gefällt!

Hier wollte ich ganz bewusst mit einem etwas ausgefallenen Reimschema experimentieren, um zu sehen was sich daraus machen lässt.
Ich finde es oft recht reizvoll neue Wege zu beschreiten, denn so bleibt für mich das Schreiben immer spannend.

Ganz lieben Gruß von
Daisy
Daisy ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.08.2013, 22:30   #4
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.080

Liebe Daisy,

ich habe mir lange überlegt, ob ich zu diesem Gedicht etwas schreiben soll, denn wie Du längst bemerkt hast, schätze ich Deine Dichtkunst.

Auch hier kann ich nur sagen: In allen Belangen vollendet. Das Gedicht ist schön, bildreich, melodisch, rhythmisch ... nix zu meckern. Oder doch?

Ich bin bekannt dafür, dass ich es mit Mark Twain halte: "If you catch an adjective, kill it. I do not mean utterly, but ..."

Ein Übermaß an Adjektiven macht einen Text breiig und lässt den Leser darin untergehen wie in einem Sumpf. Zu viele Adjektive machen die Verse lang, was den Enjambements nicht gut bekommt. Zu viele Adjektive schwächen zudem das Substantiv.

Ein bildreicher Text, aber sehr prätentiös angelegt und für meinen Geschmack zu "fett".

Macht aber nix, ist nur meine persönliche Perspektive, und gemessen an der Masse ist das Gedicht eine Perle.

Liebe Grüße
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.08.2013, 14:46   #5
männlich Briefmarke
 
Dabei seit: 04/2011
Ort: Die leere Fernbedienung
Alter: 36
Beiträge: 233

Hallo Daisy,

dein Gedicht hat mir auf Anhieb gefallen und mich verzückt.
Ilka-Marias Einwand bezüglich der Adjektive kann ich nachvollziehen und unterschreibe ich auch, doch gilt dies nicht immer. In langen Versen wie dem Alexandriner zum Beispiel kann man damit die Dinge sehr gut umschreiben und den Inhalt von den Substantiven tragen lassen und dahin gleiten.
Oft ist es auch nötig vermehrt Verben zu benutzen, nur ist es die große Kunst jene zu finden die unaustauschbar sind und nicht beliebig ersetzbar.
Auch wenn ich es hier nicht für erforderlich halte habe ich mir mal den Spaß gemacht und versucht die Zahl der Verben zu reduzieren oder stimmiger zu machen. Und es gab, wie befürchtet, nicht viele Stellen an denen dies gelingt oder große Veränderung mit sich bringt.

Zitat:
Die blauen Tage liegen wie ein Lächeln
auf hügeligem Land, und näher scheinen
die Dörfer auf den Kuppen und die kleinen,
bescheidnen Hütten in Olivenhainen.
Der Südwind trägt mit einem leisen Fächeln
den Duft des Oleanders durch die Gärten,
die auf den tiefdurchglühten Hängen liegen,
sich an das Mauerwerk der Häuser schmiegen
wie unverbrüchlich liebende Gefährten.

Zypressen stehn wie Fackeln, schwarz, und säumen
gewundne Wege, die zu Höfen führen,
die abgeschieden auf den Hügeln träumen,
beschattet von bizarrgewachsnen Bäumen
mit Zweigen, die im Windhauch sich berühren.
Gebannt verweilt der Blick, will sich nicht trennen
von all der Schönheit, die benommen macht
so wie der Wein, den sie Vin Santo nennen.
Es ist ein Land, von Göttern wohl erdacht.
Ich hoffe ich habe nicht zu viel zerstört. Manch anderes wär auch noch möglich gewesen, doch hätte das den Text zu sehr verändert. Das überlasse ich dir wenn überhaupt vorgesehen, was ich bei diesem gelungenen Werk bezweifle.

Herzliche Grüße, Briefmarke.
Briefmarke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.08.2013, 18:58   #6
weiblich Daisy
 
Dabei seit: 10/2010
Beiträge: 922

Liebe Ilka-Maria,

es freut mich, dass du dich letztendlich entschlossen hast mein Gedicht zu kommentieren und bewerte das als besondere Auszeichnung, da mir im Lauf der Zeit nicht entgangen ist, dass du weniger "fette" Texte bevorzugst.

Vielen Dank auch für die ausführlichen Erläuterungen, die für mich sehr nützliche Hinweise sind und mir zeigen, worauf ich in Zukunft achten sollte. Auf jeden Fall will ich versuchen die "schlanke" Variante in den Vordergrund zu stellen.

Lieben Gruß und schönes Wochenende
Daisy


Hallo Briefmarke,

wie schön von dir zu hören/lesen!

Herzlichen Dank für dein Lob und vor allem auch für die hilfreichen Tipps. Es freut mich sehr von einem so talentierten Dichterkollegen entsprechende Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt zu bekommen, denn selber ist man in manchen Punkten regelrecht "betriebsblind".
Deine Vorschläge gefallen mir sehr und ich werde vorläufig mal beide Versionen aufbewahren und sehen was ich später daraus machen will. Vielleicht bleibt es auch einfach bei zwei unterschiedlichen Versionen, dann geht keine davon verloren.
Manchmal schaue ich bei euch "drüben" als Zaungast vorbei und bewundere deine wunderschönen Gedichte. Die sind wirklich großartig!

Alles Liebe und herzliche Grüße
Daisy
Daisy ist offline   Mit Zitat antworten
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