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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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05.09.2022, 22:40 | #1 |
Nimm in acht dich vor den Kindern…
Nimm in acht dich vor den Kindern
Aus den Villen der Eliten: Grüßen sie auch heut noch freundlich, Wie‘s die Eltern ihnen rieten. Springen sie heut in den Bahnen Hilfsbereit von ihren Plätzen, Werden sie dich in paar Jahren Durch des Lebens Gassen hetzen. |
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06.09.2022, 01:45 | #2 |
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Ich wünschte, es gäbe die Eliten noch. Aber nicht die Eliten aus "Villen" (die gibt es schon lange nicht mehr, und vielleicht gab es sie nie, denn sie kamen ungeachtet ihrer Herkunft aus den Universitäten), auch nicht die ideologisch versauten Eliten, sondern Eliten, die über das, was sie propagieren, Bescheid wissen.
Mein Albtraum ist, einmal auf einem Operationstisch eines "Chirurgen" zu liegen zu kommen, der aufgrund eines an die Wand gefahrenen Bildungswesens mit einem unterirdischen Befähigungsnachweis in die Medizin durchrutschen konnte. Vielleicht brauchen wir erst eine Reihe von "Unfällen", bis wir Eliten wieder schätzen können. Die haben übrigens nichts mit Geld und Villen zu tun, sondern mit Hirn. |
07.09.2022, 13:35 | #3 |
Ich kann Dir folgen, Ilka-Maria: Unsere Eliten sollte man besser in Anführungszeichen setzen... Unbeschadet dünner oder gar fehlender Kompetenzen unserer "Eliten" lässt sich doch wohl sagen, dass jede Gesellschaft eine Hirarchie hat, also auch eine Elite, eine Ober-, Mittel-, Unterschicht, wenn man diese willkürliche Einteilung einmal verwendet. Folglich kommt man um die Existenz von "Eliten" scheinbar nicht herum, es sei denn, man greift zu maoistischen, stalinistischen, pol-potistischen oder sonstigen elimiminierenden Methoden. Interessant ist nun die Entwicklung der Eliten in Deutschland, man gebe einmal die Frage ein, wo denn Deutschlands Elite wohnt. Michael Hartmann sagt z.B. Folgendes:
"...Die Entmischung der Wohnquartiere ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch vorangeschritten. Wer in Ballungszentren eine Immobilie kaufen will, muss viel Geld haben. Da hat man als Normalverdiener keine Chance. Und das betrifft nicht nur die klassischen Millionärsbereiche wie die Elbchaussee in Hamburg oder Königstein im Taunus, sondern große Teile der Innenstädte in den Ballungszentren, die für einen Normalverdiener schlicht und einfach verschlossen werden. Das hat dann auch Konsequenzen für die Schulstrukturen, die ja an die Wohnquartiere gebunden sind. Auch dort findet dann eine Entmischung statt." Elbchaussee und Blankenese - da sehe ich die Villen der Elite. Und deren Kinder, die dort wohnen und wohnen bleiben... |
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07.09.2022, 14:12 | #4 |
Hallo Ottilie,
ees ist immer wieder spannend, zu sehen, auf welche Themen du kommst. Ich habe mir über „Eliten" noch nie Gedanken gemacht, obwohl es durchaus eine Rolle spielt, in welchen Villen bzw. Häusern man geboren wird. LG DieSilbermöwe |
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07.09.2022, 14:55 | #5 | ||
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Zitat:
willkürlich ist diese Hiercharchie nicht, allenfalls ist sie grob dargestellt; denn innerhalb dieser Schichten gibt es ebenfalls Abstufungen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich bei den Nationalstaaten um aristokratisch-feudalistische, autokratisch-kommunistische oder demokratisch-kapitalistische Systeme handelt(e), sie alle hatten und haben ihre Eliten. Bleibt die Frage, wer diese Eliten bilden. Sind es Großunternehmer, Wirtschaftsberater, Spitzenpolitiker, Professoren, Wissenschaftler, Vertreter von großen Stiftungen wie z.B. Bertelsmann, Intellektuelle mit Einfluss? Angela Merkel wohnt nicht in einer Villa, sondern in einer Altbauwohnung am Berliner Kupfergraben. Putin kommt aus schlichten Verhältnissen und kam durch unerwartete Umstände an die Macht, was ihn selbst überraschte. Unter Stalin waren Intellektuelle und reiche Bauern Gift für das Volk, die Intelligentia und die Kulaken wurden zu Millionen ermordet. Bestimmt nicht letztendlich derjenige, der die größte Macht hat (vor allem über das Militär), wer zur Elite gehören und darf, wer jedoch nicht? Oder hängt das wirklich allein vom Reichtum ab bzw. von dem glücklichen Umstand, mit dem goldenen Löffel in den richtigen Clan geboren zu werden? Ich habe Zweifel, dass "Eliten" so einfach zu erklären sind. Zitat:
Nicht alle Eliten wohnen in den teuren Bezirken und sind bestrebt, unter sich zu bleiben. Die Frankfurter Ex-Bürgermeisterin Petra Roth hat ein bescheidenes Haus in Nieder-Erlenbach, mitten unter gutbürgerlichen Familien. Dort hatte meine Mutter in direkter Nähe mehrere Jahre in einem Zwei-Familien-Haus gewohnt, und zwar zu moderatem Mietpreis. Das alles gibt natürlich keine Antwort darauf, weshalb mittelständische Familien sich kein Eigenheim mehr leisten können. Dies hängt mit den verschärften Bauvorschriften zusammen, die das Bauen so teuer gemacht haben, dass manche Baufirmen mit neuen Objekten zurückhaltend geworden sind. Manche Menschen wollen oder können berufsbedingt nicht in preisgünstigere Gegenden ziehen oder sie bekommen von den Banken erst gar keine Kredite bewilligt. Im Gegensatz zu früher müssen die Banker prüfen, ob gügend Sicherheiten vorhanden sind, damit die Rückzahlung gewährleistet ist; bei Falschberatung haften sie im Falle, dass die Finanzierung schiefgeht, nämlich mit. Nicht zu vergessen: In den vergangenen 20 bis 30 Jahren waren die Bauzinsen extrem günstig gewesen; jetzt ziehen sie wieder an. Damit muss man jedoch rechnen, dass Zinsen wieder steigen. Das sind nur ein paar Punkte, die den Erwerb eines Eigenheims schwierig gemacht haben, natürlich gibt es noch etliche mehr. |
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11.09.2022, 23:03 | #6 |
Hallo Silbermöwe,
es ist ein spannendes Thema: Wie entstehen Eliten, warum gibt es sie, wer ist dafür prädestiniert usw. ? Ich kann mich erinnern, wie unser Geschichtslehrer die Entstehung von "Klassengesellschaften" erläuterte: Er sagte sinngemäß, dass sich einige in den Besitz von Produktionsmitteln brachten und damit andere auszubeuten begannen. Das war so in der vierten oder fünften Klasse. Ich habe mich damals gefragt, wieso nicht alle Ausbeuter sein wollten - oder konnten, wäre doch weit angenehmer gewesen. Folglich - mussten einige irgendwie besser, schneller, stärker gewesen sein... Ich glaube, wenn man die Frage ehrlich beantwortet, ist es genau so: Es gibt halt Unterschiede zwischen den Menschen, es sind nicht alle gleich... Und so entstehen Hierarchien, Eliten, Herrenmenschen, Sklaven, Besitzende und Besitzlose oder solche mit wenig Besitz... |
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12.09.2022, 06:56 | #7 | |
Zitat:
Da fällt mir ein lustiges Beispiel ein, vor Jahren arbeitete ich mal als Aushilfe in einer Produktionsfirma. Eine Frau dort hatte absolut nicht mehr zu sagen als die anderen, sie war eine Aushilfe wie alle anderen auch. Aber sie schaffte es, den anderen Befehle zu erteilen. Hinter ihrem Rücken wurde zwar gemurrt, offen gegen sie stellte sich aber keiner. Und sie war keineswegs besser oder schneller als die anderen. Sie hatte nur ein Interesse am „Herrschen". So gesehen, spielt Geburt vielleicht doch nicht die wichtigste Rolle. LG DieSilbermöwe |
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12.09.2022, 07:50 | #8 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Weiterhin sei bemerkt: Hierarchien und Status wie bei uns Menschen gibt es auch bei Tieren, die in Gruppen leben, denn Gruppen ohne soziale Strukturen kann es nicht geben. Bei Elefanten und Schimpansen spielen Herkunft und Reichtum jedoch einleuchtenderweise keine Rolle. Meistens wird ihnen die Führungsrolle und die Verantwortung für die Gruppe oder Herde sogar aufgedrückt, ob sie wollen oder nicht. Vitus B. Dröscher hat zu dem Thema eine ganze Reihe von Büchern geschrieben. Empfehlenswert: "Weiße Löwen müssen sterben". Darin gibt es z.B. den Bericht über einen Menschenaffen, der seiner Gruppe Rückendeckung geben musste, um sie vor der Verfolgung einer feindlichen Gruppe zu stützen. Das war der ihm zugewiesene "Status" als Krieger. Er konnte sich dem nicht verweigern, obwohl es seinen sicheren Tod bedeutete. Hätte er diese Rolle verweigert, wäre er von der eigenen Gruppe Zeit seines Lebens geächtet worden. Machtpositionen und zugewiesener oder erlangbarer Status hängen in erster Linie damit zusammen, ob man in sozialen Strukturen lebt, weil der Einzelne allein nicht überlebensfähig wäre. Ob man in die oberen Schichten gelangt (aus denen man abstürzen kann) oder aus unteren Schichten aufsteigen kann, hängt mit den jeweiligen Rahmenbedingungen des Systems ab, in dem man zu Hause ist. Im übrigen halte ich es für bedenklich, wenn nicht gar fahrlässig, Kindern im Grundschulalter die Theorien von Marx in derart simpler Weise zu "erklären", wie Ottilie es in ihrem Kommentar geschildert hat. |
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12.09.2022, 16:36 | #9 |
"Nimm in acht dich vor den Kindern" – ist eigentlich nur der erste Teil eines Gedichts, den zweiten habe ich mir bisher verkniffen: Es ist ja nicht so, dass „Unter“- und „Mittel“-schichtler von der "Oberschicht" geführt, angeleitet oder gar beherrscht und ausgebeutet werden. Es ist wohl auch so, dass sich die Schichten gegenseitig bedingen und ergänzen, sprich: Die „Oberschicht“, von mir aus: "Elite", ist durchaus auch ein Vorbild, liefert Orientierung, setzt sich für die Interessen der unter ihr stehenden Schichten ein… Das klassische linke Bild von der Einteilung der Gesellschaft in Besitzende und Besitzlose, Ausbeuter und Ausgebeutete, Konsumierende und Produzierende ist ein ziemlich einseitiges, schiefes: Auch die Besitzenden, die Ausbeutenden leisten etwas, produzieren etwas – sonst würden sie nicht in ihrer Position bleiben; sie müssen mindestens soviel leisten, dass die Verhältnisse reproduzierbar werden und ein „Kontinuum der Macht“ entsteht…
Zu Ilka-Marias Bemerkung von der Fahrlässigkeit, mit der marxistische Theorien Kindern (im Osten) erklärt wurden: An sich war es von Seiten der Lehrer schon Dummheit, denn es entstanden als Folge der wenig überzeugenden Beschreibungen gesellschaftlicher Prozesse die ersten großen Fragezeichen… |
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14.09.2022, 06:59 | #10 | ||
Hallo Ottilie,
Zitat:
Zitat:
LG DieSilbermöwe |
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14.09.2022, 21:12 | #11 |
Hallo Silbermöwe,
es gab im Osten - zumindest bis zur Wende - nur die marxistischen Theorien, die Lehrer konnten gar nicht anders, sonst - Deine Beobachtung zum Thema "Elite" finde ich interessant: Es gibt wohl auf jeder Ebene jemanden, der die "Zügel" an sich reißt - oder angelegt bekommt, wenn keiner sonst mag. Die Frage stellt sich, ob die Dame mit dem starken Willen sich auch in einer Vorstandsetage hätte durchsetzen können, oder ob man sie möglicherweise, auf Grund von sozialem Status, Habitus, Bildung etc., gar nicht für voll genommen hätte... LG Ottilie |
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15.09.2022, 07:27 | #12 | ||
Zitat:
Zitat:
Letzteres (die Zügel in die Hände gelegt bekommen, weil sonst keiner mag) ist mir auf meiner Arbeit selbst passiert. Ich weiß gar nicht, warum Chefs das brauchen, dass jemand anderes alles regelt, sie sind doch selbst Chef und könnten sich um alles kümmern. Ich war jedenfalls nicht besonders scharf darauf, aber Nein sagen kam auch nicht in Frage. LG DieSilbermöwe |
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