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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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05.04.2011, 09:26 | #1 |
Frühling
Draußen wird es hell und Licht,
der Frühling läßt uns grüßen, und Sonne strahlt in mein Gesicht, ein Schatten liegt zu Füßen. Der Himmel blau und lau die Luft, es regen sich die Geister, ein angenehmer Frühlingsduft, ein Lehrling wird zum Meister. Welch himmelblau, welch Schatten grün, welch herrliche Gezeiten! Oh schau doch, wie die Blumen blühn, die Vögel uns begleiten. Es singt am Morgen hell ein Lied die Lerche und läßt träumen, und überrascht, was da geschieht möcht ich selbst überschäumen! Ich bin ganz hin und bin ganz weg von diesen frühlingszarten Gefühlen, die mich jung und keck verführen, nicht zu warten. Jetzt bin ich Mensch, jetzt bin ich jung, jetzt muss ich mich versprühen, gelobe lächelnd Besserung und möchte selbst erblühen. |
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05.04.2011, 19:43 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Frühling
Liebe Isabel,
ich mach mal einen auf Korinthenkacker. Sei bitte nicht sauer, denn diese Mühe erlege ich mir nur auf, wenn ich eine durchaus romantische Substanz und sprachliches Bemühen (und Können) entdecke. Draußen wird es hell und Licht, (na klar - draußen; es wäre doch recht seltsam, wenn es die Alternative "drinnen" gäbe. Es wird hell und licht - zum einen wird licht klein geschrieben, zum anderen wiederholst Du hier etwas: Es wird hell und licht. Wenns licht wird, natürlich, dann wirds hell, und ohne Licht gibts keine Helle) der Frühling läßt uns grüßen, und Sonne strahlt in mein Gesicht, ein Schatten liegt zu Füßen. (??? - Hast Du da ein reimwort auf "grüßen" gebraucht? "Er (der Verehrer) liegt zu ihren Füßen", das wäre o.k., aber "ein Schatten liegt zu Füßen", das ist ungelenk.) Der Himmel blau und lau die Luft, es regen sich die Geister, ein angenehmer Frühlingsduft, ein Lehrling wird zum Meister. (wer ist hier auf einmal Lehrling?) Welch himmelblau, welch Schatten grün, (Welch Himmelblau! Dreimal die Frage "welch...", das ist mir persönlich zuviel, erinnert von fern an Goethe, der das aber sehr meisterlich - aber nicht dreimal hintereinander - eingesetzt hat) welch herrliche Gezeiten! ("Gezeiten" sind Ebbe und Flut; ob sie hin und wieder auch mal herrlich sind, weiß ich nicht) Oh schau doch, wie die Blumen blühn, die Vögel uns begleiten. Es singt am Morgen hell ein Lied die Lerche und läßt träumen, und überrascht, was da geschieht (was ist am Lied einer Lerche so überraschend?) möcht ich selbst überschäumen! (das ist metrisch nicht überzeugend: xXxXxXx und: Wie muss eine Überraschung beschaffen sein, dass sie Dich zum Überschäumen veranlasst?) ("Es singt die Lerche hell ein Lied und lässt am Tag uns träumen" würde die unschöne Satzstellung beseitigen) Ich bin ganz hin und bin ganz weg (das ist profane Alltagssprache und passt nicht in Dein Gedicht) von diesen frühlingszarten (das Enjambement ist verunglückt und ist bestimmt nur durch den Reimzwang gesetzt) Gefühlen, die mich jung und keck verführen, nicht zu warten. (Es ist immer sehr problematisch, den Strophe mit etwas zu beenden, was man nicht tun will. "Nicht zu warten" - auf was nicht zu warten?) Jetzt bin ich Mensch, jetzt bin ich jung, jetzt muss ich mich versprühen, gelobe lächelnd Besserung (Besserung? Weshalb gelobt das LI Besserung? Hat es etwas Böses getan? Ein junger Mensch will sich (vor Glück und Seligkeit) versprühen. Toll! Und dann gelobt dieser junge Mensch Besserung. Was gibt es besseres als sich versprühen wollen? Will das LI beim nächsten Mal explodieren?) und möchte selbst erblühen. O weia, wenn ich meine Bemerkungen lese, finde ich die schon richtig gemein. Nimm sie mir nicht übel, sondern versuch sie mal ganz sachlich zu lesen. Liebe Grüße, Heinz |
06.04.2011, 15:23 | #3 |
Hallo,
dieses Gedicht ist wirklich nicht gelungen, da hast du 100%ig Recht, ich finde übrigens Goethe war in manchen Gedichten auch sehr ungelenk, wenn du dir folgendes von ihm anguckst:
Da droben auf jenem Berge, Da steh ich tausendmal, An meinem Stabe gebogen, Und schaue hinab in das Tal. Berge und gebogen in "Schäfers Klagelied" reimt sich zum Beispiel nicht und wieso jener Berg? Welcher ist gemeint? Ich könnte dir genügend Werke der "Meister" präsentieren, die auch noch verbesserlich sind. Einigen wir uns also auf Goethe: "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen." Nichts destotrotz werde ich mein Gedicht umändern. Gruß, Isabel |
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06.04.2011, 16:49 | #4 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Frühling
Liebe Isabel,
dass sich Berge und gebogen nicht reimen, das hat der Herr Geheime Rat ganz bestimmt gewusst. Es ist nachlässig, aus dem Gedicht zum Beweis, dass Goethe nicht zu reimen verstand, eine Strophe zu zitieren. Sie Dir die anderen an, da hast Du dasselbe Phänomen: Es reimen sich immer nur zwei Verse. Damit (und natürlich mit dem Inhalt) bekommt das Gedicht etwas volksliedhaftes und ich könnte Dir hunderte Gedichte nennen, die mit dem gleichen Reimschema arbeiten. Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum. Ich träumt in seinem Schatten so manchen süßen Traum. Hier geht es nicht darum, dass sich zwei Verse nicht reimen, sondern darum, dass sich zwei Verse reimen. Ich musst auch heute wandern vorbei in finstrer Nacht. DFa hab ich noch im Dunkeln die Augen zugemacht. Oder Heine: Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin. Ein Märchen aus uralten Zeiten, das geht mir nicht aus dem Sinn. (Wobei hier von einer Assonanz "bedeuten - Zeiten" gesprochen werden kann. Also: Bitte reimlose Verse (die meisten Gedichte dieser Welt haben keinen Endreim!) nicht der Unfähigkeit eines Dichters zuschreiben. Liebe Grüße, Heinz |
06.04.2011, 21:29 | #5 |
Hallo Heinzi
dass Goethe unfähig ist, wollte ich überhaupt nicht aussagen. Nur soviel: Niemand ist perfekt. Auch Herr Goethe war ein Mensch. Wie wir alle. Ausserdem lernt man nie aus.
Deine Tipps sind auf jeden Fall gut und ich arbeite das Gedicht gerade um. LG Isabel |
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06.04.2011, 22:40 | #6 |
Forumsleitung
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Ich finde das Gedicht zunächst mal flüssig zu lesen und auch schön von der Atmosphäre her. Daß ich erst jetzt reagiere, hat mit Heinzs ausgiebigem Kommentar zu tun, den ich mir bis jetzt noch nicht ganz einverleibt habe.
Nur zu einem: "licht und hell" geht für mich in Ordnung, da ist Klang und Bild drin, und ich würde es dabei belassen. Es ist in der deutschen Sprache nicht ungewöhnlich, solche verstärkenden Doppelungen zu bringen: weit und breit, schön und gut, hopp und dopp, ganz und gar, klipp und klar ... Über den Rest kann ich mich nicht äußern, weil ich durch Heinzs Anmerkungen erst einmal durch muß. Insgesamt hatte ich beim Lesen Deines Gedichts aber ein positives Gefühl (hab' im Moment wenig Zeit). LG Ilka-M. |
07.04.2011, 10:20 | #7 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.877
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Frühling
Liebe Isabel,
damit kein Irrtum aufkommt: Auch für mich transportiert Dein Gedicht Positives in meine kleine Seele. Einem Gedicht, das mich nicht anspricht, widme ich keinen ausführlichen Kommentar. Ilka-Maria hat natürlich Recht, wenn sie die verstärkenden Doppelungen zu Deiner "Verteidigung" anführt, aber ich bleibe bei meiner Kritik. Die Feststellung "draußen wird es hell und licht" ist mir zu wenig lyrisch. Da fällt Dir bestimmt etwas Besseres ein. Liebe Grüße, Heinz |
07.04.2011, 11:50 | #8 |
R.I.P.
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Halli Hallo -
das Gedicht strömt Frühlingsstimmung aus. Ich hätte Anderes moniert (z.B. "ich bin ganz hin, ich bin ganz weg" - grauslich!) aber ich stimme den Kommentatoren zu. Goethe heranzuziehen, ist dreist. Thing |
07.04.2011, 16:47 | #9 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.877
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Frühling
Liebe Isabel,
ich muss noch einmal schreiben. Drei Bemerkungen von Dir lassen mich nicht in den Schlaf kommen: "Goethe war in manchen Gedichten auch sehr ungelenk" und "wieso jener Berg" und "Ich könnte dir genügend Werke der "Meister" präsentieren, die auch noch verbesserlich sind". Ich weiß nicht genau, wieviel Gedichte Goethe geschrieben hat, es sind wahrscheinlich weit über tausend (dazu kommen natürlich seine Prosawerke, seine Tragödien, Lustspiele, wissenschaftlichen Arbeiten, Buch- und Bilderbesprechungen, sein Briefwechsel usw.). Welche Bedeutung hatte die deutsche Literatur vor Goethe (der hier natürlich nicht die einzige Größe war), welche Bedeutung hatte die deutsche Sprache vor Goethe? Ich wäre an einer Aufzählung von ein paar "ungelenken" Gedichten sehr interessiert. Wie "jener" Berg? Vielleicht hat er ein a vergessen und gemeint war ein Jenaer Berg? Scherz beseite - es war eben nicht dieser, nicht ein bestimmter Berg, sondern "jener" Berg, unter dem sich jeder Leserin ihren Berg vorstellen kann. Nach dem gleichen Prinzip könntest Du fragen, wenn Eichendorff (ich glaube, er war es) schreibt: "In einem kühlen Grunde" - in welchem Grunde? Oder Heine: "Da droben in des Königs Schloss" - wie, da droben? Verbesserliche Werke von Meistern? Wie soll das gehen? Soll sich ein Obermeister hinsetzen und die meisterlichen Werke "verbessern"? Das kann nicht gut gehen. Liebe Grüße, Heinz |
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