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13.09.2007, 12:51 | #1 |
Gespräch mit der verblühten Jungfrau Poeterey
Gespräch mit der verblühten Jungfrau Poeterey
Es hatte lang gedauert, doch endlich stand ich glücklich da vorm Hause meiner Muse. Die Suche währte schon ein Jahr. Ich war noch unentschlossen, zu klopfen traute ich mich nicht, da stand sie in der Türe und sah mir prüfend ins Gesicht. Sie fragte, was ich wünsche, doch ich blieb noch vor Ehrfurcht stumm. Sie wartete geduldig und glaubte wohl, ich wäre dumm. Als ich mich endlich faßte Und mich dann glücklich vorgestellt, da bat sich mich ins Haus, als hätte sie mich herbestellt. Die Muse war sehr freundlich. Zum Kuchen gab’s ein Tässchen Tee. Wir sprachen über’s Dichten, ich klagte ihr mein ganzes Weh. Die Reime wären zickig, die Metrik wäre furchtbar schwer. Der Geist, er wäre willig der Kopf jedoch so oft so leer. Auch sie beklagt sich wortreich. Die Dichter hätten sie verführt. Mit zauberhaften Worten, mit reiner Schönheit angerührt. Wo diese Dichter wären. Die alten seien alle tot, die neuen würden stammeln und Coolness wäre ihr Gebot. Es ändern sich die Zeiten, auch ändert sich was Schönheit heißt, so sprach ich zu der Muse. Die meinte bloß, ich wäre dreist. „Mit dummen Theorien verstümmelt ihr mir meine Kunst und glaubt euch auch noch clever. Ich nenne solches aber Wunst. Ihr Dichter sollt versuchen, daß mich der schöne Klang betört. Ihr wolltet mir doch schmeicheln, daß euch die schöne Kunst erhört. Ich war einst eine Blume und ihr wart mir der Sonnenschein, in dem mein Glanz erblühte, doch jetzt bereitet ihr mir Pein. Mir klang in allen Schriften der Dichter Liebesflüstern raus, ein ganz frivoles Schmeicheln, doch heute sind sie mir ein Graus. Mit Worten Liebe machen war anno dazumal das Ziel und was bekomm‘ ich heute – ein grader Satz wär‘ schon sehr viel.“ Der Muse kamen Tränen, sie fing sogar zu Zittern an. Ich fürchtete schon das Schlimmste, da packt’ sie mich an meinem Arm. „Willst wenigstens du es mir versprechen, nicht falsch und nur zum Schein, nicht meinet, sondern deinetwegen, der Schönheit treu zu sein?“ Ich gebe zu, ich war beklommen Und doch versprach ich’s ihr. Da lächelte die Alte listig Und brachte mich zur Tür. |
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