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13.06.2021, 17:16 | #1 |
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Das Bratkartoffel-Verhör
„Jezt zum Protokoll und zu den Details: Wie sind Sie vorgegangen?“
„Wie? Vorgegangen?“ „Wie haben Sie Ihre Frau umgebracht?“ „Hab ich nicht.“ „Aber Sie haben gestanden und unterschrieben.“ „Natürlich habe ich unterschrieben. Sonst komme ich ja nicht an meine Bratkartoffeln.“ „Wir reden von Mord.“ „An wem?“ „An Ihrer Frau.“ „Die bringt niemand um. Die wurde mit roten Klauen und Zähnen geboren. Tolles Weib!“ „Sie ist aber tot.“ „Quatsch nicht solchen Scheiß. Die wartet längst mit ihren Bratkartoffeln auf mich. Die macht mir jeden Abend Bratkartoffeln. Wann komm ich hier endlich raus?“ „Heute nicht, Kumpel. Und heute gibt’s auch keine Bratkartoffeln. Also, was wollte dein Weib von dir, bevor du ihr an die Gurgel gingst?“ „Welche Gurgel?“ „Soll ich sie dir eindrücken, damit du es kapierst?“ „Ich weiß nicht so recht. Sie hat eigentlich keine. Ich meine, eine Gurgel. Da ist so ein Schlabbervorhang, hinter dem sie atmet. Glaube ich jedenfalls. Hört sich an wie Pfeifen.“ „Jetzt kommen wir der Sache näher. Dieses Pfeifen … das ging Ihnen natürlich auf die Nerven.“ „Nö, wieso? Ist doch besser, als wenn sie gar nichts sagt. Und sie hat tolle Melodien drauf. Klassik hoch und runter.“ „Wie zum Herrgott ist das zu verstehen?“ „Na ja, Beethoven zum Beispiel. Und Schiller. Sie sollten hören, wie sie die Ode pfeift. Vor allem, wenn sie dabei die Pfanne mit den Bratkartoffeln serviert. Ein Gedicht! Aber wieso sind wir mal per Sie und mal per Du? „Hm ... nun gut. Zurück zur Sache. Sie leugnen also, Ihre Frau erdrosselt zu haben. Erzählen Sie mal aus Ihrem Alltag. Welche Ansprüche hatte Ihre Frau an Sie?“ „Oho, das ist eine tolle Frage! Natürlich die allerhöchsten Ansprüche.“ „Und?“ „Und was?“ „Konnten Sie diesen Ansprüchen nachkommen?“ „Das müssen Sie meine Frau fragen.“ „Die ist tot!“ „So ein Pech. Aber Sie müssen verstehen, dass ich die Frage nicht von meinem Standpunkt aus beantworten kann.“ „Warum nicht? „Ich müsste meine Frau fragen. Ungefähr so: Schatz, habe ich dich auf Händen getragen und deine Sehnsüchte erfüllt, die Knospen deiner Brüste innig genug liebkost und mit meiner Hand das Innere deiner Schenkel …“ „Genug! „Wieso? ich war doch gerade dabei, meine Verteidigung lückenlos aufzubauen? Damit ich endlich an meine Bratkartoffeln komme.“ „Zum Teufel mit den Bratkartoffeln! Geben Sie endlich zu, Ihre Frau umgebracht zu haben!“ „Aber die werden kalt, wenn ich nicht bald zu Hause bin.“ „Gut, kalte Bratkartoffeln. Aber um die Frage zu wiederholen: Warum und wie haben Sie ihre Frau kalt … äh, umgebracht?“ „Wieso? Doch nicht, weil die Bratkartoffeln mal kalt geworden sind. Aufgewärmt schmecken sie sowieso besser.“ „Mann, Ihr Frau ist tot. Und Sie haben sie ins Jenseits befördert.“ „Wie denn?“ „Mit Ihrem Gürtel. Sie haben Ihren Gürtel genommen, ihn um ihren Hals gelegt und ihn zugezogen.“ „Ausgeschlossen. Mit meinem Gürtel erwürgt man nicht einmal einen Truthahn.“ „Das werden wir überprüfen.“ „Gut. Und jetzt macht die Tür auf, denn meine Frau wartet mit den Bratkartoffeln auf mich.“ „Ihre Frau ist tot!“ „Na und? Was kümmert das die Bratkartoffeln?“ |
14.06.2021, 13:57 | #2 |
abgemeldet
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suuuuuper
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