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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 19.03.2022, 11:53   #1
weiblich MerjaSinovsk
 
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Dabei seit: 03/2022
Beiträge: 65

Standard Die Flucht

Unsere Seelen, zerrissen von Schmerzen,
Träume, Hoffnungen: scheinen vergebens,
verweht sind die Fetzen der Herzen,
die gebrochenen Scherben unseres Lebens.

Wir kehren diese Scherben zusammen,
einst trotzten wir vor vor Stärke und Kraft,
einst gingen wir beherzt durch die Flammen,
verloren ist das, was wir einst geschafft.

Wir durchschritten viele Orte, groß und klein,
und voller Leben, wie ein bunter Reigen,
wir Stillen, überall einsam und allein,
zerfressen und unfähig zu schweigen.

Die Angst liegt auf der Brust wie ein Stein,
es quält uns die Schuld und unsere Sühne,
sind wir ewig verdammt, Verloren zu sein,
auf der kalten Lebensbühne?

Wir ziehen immer und immer weiter
getrieben, so weit Gott uns lässt,
einst erstrahlt der Himmel uns heiter,
in ferner Heimat, behaglich und fest.
MerjaSinovsk ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.03.2022, 12:57   #2
männlich Heinz
 
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Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Liebe Merja,
ein betont gefühlsträchtiges Gedicht hast Du uns hier vorgestellt.
Ich darf Dir ans Herz legen: Versuch es, solche Reime wie Herz - Schmerz, vergebens - Lebens, heiter - weiter, zu vermeiden. Sie sind so schrecklich ausgelutscht, dass man nur im Notfall auf sie zurückgreifen sollte.
Wenn ich mir Dein Gedicht laut vorlese (meine Empfehlung: Man lese sich jedes Gedicht laut vor), fallen mir kleine metrische Ungenauigkeiten auf. Die hemmen dann den Lesefluss. Ein Beispiel:

Wir durchschritten viele Orte, groß und klein,
und voller Leben, wie ein bunter Reigen,

Da gibt es noch mehr zu meckern: Wir durchschritten - ist das der richtige Ausdruck für Menschen auf der Flucht? Wir ... viele Orte, groß und klein -
sind die Durchschreitenden oder die Orte groß und klein?
"und voller Leben" - wer? Die Flüchtigen oder die Orte?

"es quält uns die Schuld und unsere Sühne," wenn uns Schuld und Sühne was antun, dann müsste es heißen: uns quälen Schuld und Sühne.

Sicher ein Flüchtigkeitsfehler: "einst trotzten wir vor vor Stärke und Kraft".
Es soll wohl heißen: Einst strotzten wir vor (und jetzt noch ein kleiner Klops)
Stärke und Kraft (ist das nicht doppelt gemoppelt?

strotzen Vb. ‘übervoll, prall gefüllt sein’, spätmhd. strozzen, strotzen ‘prall voll, angeschwollen sein’, engl. to strut ‘stolzieren’, schwed. strutta ‘trippeln’, eigentlich ‘steif gehen’. Verwandt sind nd. strutt ‘starr, steif’, mit langem Stammsilbenvokal Strauß1 und Strauß2 (s. d.), aengl. strūtian ‘steif vorstehen, emporragen’, anord. strūtr ‘Spitze eines Hutes’, ohne s-Anlaut anord.

Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.03.2022, 16:27   #3
weiblich MerjaSinovsk
 
Benutzerbild von MerjaSinovsk
 
Dabei seit: 03/2022
Beiträge: 65

Standard Vielen Dank, lieber Heinz

Habe das Gedicht nochmals überarbeitet. Solche kleinen Tipps sind sehr hilfreich.

Durch unsere Seelen jagen die Schmerzen,
allen Mut und Hoffnung sahen wir vergehen,
den Himmel drückend sich schwärzen,
und die Fetzen unserer Herzen verwehen.

Wir kehren die Scherben zusammen,
einst strotzten wir vor vor Stärke und Kraft,
einst gingen wir beherzt durch die Flammen,
verloren ist das, was wir einst geschafft.

Wir waren an Orten, die, groß und klein,
und voller Leben, wie ein bunter Reigen,
wir Stillen, blieben dennoch überall allein,
zerfressen und unfähig zu schweigen.

Die Angst liegt auf der Brust wie ein Stein,
und quälen die Schuld und die Sühne,
sind wir ewig verdammt, verloren zu sein,
auf der kalten Lebensbühne?

Wir ziehen immer und immer weiter
getrieben, so weit Gott uns lässt,
einst erstrahlt der Himmel uns heiter,
in ferner Heimat, behaglich und fest.

LG
Merja
MerjaSinovsk ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.03.2022, 16:40   #4
weiblich MerjaSinovsk
 
Benutzerbild von MerjaSinovsk
 
Dabei seit: 03/2022
Beiträge: 65

Stärke und Kraft sind zwei Begriffe mit einer sehe ähnlichen Bedeutung, aber nicht gleich. Kraft hat mit Einfluss und Macht, Einwirkung nach außen zu tun. Stärke ist eher eine Ansammlung von persönlichen Charaktereigenschaften wie Resilienz oder Hartnäckigkeit zu tun.

LG
MerjaSinovsk ist offline   Mit Zitat antworten
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