An der Bar

[Ilka-Maria]

"Die Typen aus der Steinzeit gehen mir auf den Sack. Die reden nur vom Krieg."

"Na und? Ich finde es spannend. Da war noch etwas los. Jeden Tag ein Bombenwetter."

"Und sie reden von Hunger und Zuteilung."

"Könnte ich gut gebrauchen, um wieder Taille zu bekommen und in der Senkrechte meine Füße zu sehen."

"Als ob das nicht genug wäre, geben sie auch noch mit den beiden sibirischen Wintern an, die sie bibbernd überlebt haben."

"Bibbern hält warm. Wenn deine Alten nicht gebibbert hätten, gäbe es dich nicht."

"Mag sein. Wäre sogar besser, es gäbe mich nicht. Ich bin nur der Krümel, den der Spaß vom Tisch fallen ließ."

Ich zog lang an meiner Zigarette, bis meine Lunge voll genug war, diesem miesepetrigen Organismus eine kräftigte Wolke in die Nasenflügel zu blasen. Das haute ihn um. Gelegenheit, ihn am Kragen zu packen. "Du hast null Ahnung, worüber du redest, oder?"

Ohne seine Antwort abzuwarten, ließ ich ihn los, und er fiel rücklings von seinem Barhocker. "Du feister Sack!", schrie ich ihm hinterher. "Du hast noch nie im Dreck gelegen, Angst gehabt, erschossen zu werden, gehungert oder vor Kälte gezittert!"

Jemand legte mir seine Hand auf die Schulter. "Sachte, Jüngling. Etwa du?"

"Nein", erwiderte ich, "aber ich habe Phantasie genug, es nicht erleben zu wollen. Denn ich habe scharf zugehört, was mir die Alten erzählten."

Ich zahlte und ging, wie immer benebelt von zu viel Wein. Aber noch klar genug, um mir zu Hause Opas Einkaufszettel für den nächsten Tag zurechtzulegen. Fleisch, Gemüse, Obst und Gewürze. Opa kochte selbst. Er kochte gut. Dazu brauchte er nicht die Beine, die ihm eine Mine weggerissen hatte.

[dunkler Traum]

... das ist gut thematisiert, diese Kriegstüchtigkeit geht auch mir auf den Sack.

Mein Opa kochte zwar nicht, er spielte bis zum Krieg Feldhandball und danach Akkordeon. Die Mine riss ihm "nur" ein Bein ab.

Der letzte Satz erscheint mir nicht ganz so gut formuliert (das dazu stört mich), hab aber auch keine Verbesserung in petto.

dT