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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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18.09.2011, 19:30 | #1 |
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Sprachfertig
Als wir zurück zur Sprache fanden,
zum erstenmal nach kurzer Zeit, begann Verstehen zu versanden, und Fragen wuchsen hoch und breit. Sobald wir unsre Stimmen hörten, war keine Antwort mehr uns recht, die pfeilgespitzten Silben störten das einstmals innige Geflecht. Bis dann, aus Hasses tiefstem Grunde, geschossen ward das letzte Wort: In Gift getränkt reißt es die Wunde, wenn es sich in die Seele bohrt. by Ilka-M. 18. September 2011 |
18.09.2011, 21:40 | #2 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Ilka-Maria -
Worte können verletzend sein, schlimmer als andre Waffen. Dein so wohlgeformtes Gedicht klingt schrecklich authentisch und dadurch grausig gut. Geht mir unter die Haut. Thing |
18.09.2011, 22:38 | #3 |
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Die fiese, häßliche Seite der Sache - gekonnt, dicht und eindringlich zur Sprache gebracht. Bin schwer beeindruckt.
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18.09.2011, 22:53 | #4 |
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Die zweite Strophe find ich am besten, vor allem die pfeilgespitzen Silben.
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19.09.2011, 00:40 | #5 |
Sehr schön und schlüssig verdichtet - das Unvermögen, sich aggressionslos zu artikulieren, das verbale Geflecht kleiner Lügen und großer Fluchten, und immer die gleichen ermüdenden, vorgeschobenen Argumente...
Derlei - hab ich sagen hören - soll, man glaubt es kaum, sogar in den Foren passieren, und das, wo wir hier doch alle hochintelligente, zivilisierte Zeitgenossen mit Vorbildcharakter sind... Schönes Gedicht, sehr gern gelesen! Kein Mecker von mir. LG, eKy |
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19.09.2011, 06:28 | #6 |
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Danke für Euer Feedback. Hab's eben erst gesehen.
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19.09.2011, 23:38 | #7 | |
Liebe Ilka,
du hast das seltene Talent, die Dinge ebensozu verdichten, wie auf den Punkt zu bringen. Gern gelesen. Zitat:
LG Lux |
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20.09.2011, 06:38 | #8 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Die "kurze Zeit" ist Absicht, denn der Höhenflug des ersten Verliebtseins dauert meistens nicht lange. Außerdem kann man diese schweigende Übereinkunft nur genießen, solange der Alltag nicht seine Forderungen stellt, das kommt aber sehr schnell, und dann muß man notgedrungen miteinander reden. Das heißt aber auch, daß man sich dann erst richtig kennenlernt, und welchem Liebespaar ist es noch nicht passiert, daß es dabei zu Meinungsverschiedenheiten, Mißverständnissen, im schlimmsten Fall zu Streit und Verletzungen kommt? Was ich hier beschreiben wollte, ist weniger diese alltägliche Erfahrung als vielmehr die Illusion, der wir Menschen immer wieder erliegen. Hätten wir nicht diesen Drang zur Idealisierung, wären wir seltener enttäuscht. LG Ilka-M. |
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20.09.2011, 09:26 | #9 | |
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Ein sehr feinsinniges, tiefes Gedicht.
Worte können trennen. Doch selten versteht sich ein Paar ganz ohne Worte... dann müssten sie sich schon sehr lange kennen - oder eben noch gar nicht. Für alle anderen gilt: Kommunikation ist unerläßlich und der Ton macht die Musik. Meine Lieblingszeile in diesem Gedicht: Zitat:
lg, kalei |
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14.10.2011, 22:17 | #10 |
Huhu,
bin auch ganz und gar beeindruckt von deinem klasse Text hier. Da passt einfach alles wie angegossen und das Thema ist überhaupt super. with very best wishes |
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03.11.2011, 20:42 | #11 |
Hallo Ilka-Maria,
ich habs sofort verstanden, aufgesogen, sozusagen... die kurze Zeit... und schlussendlich der Hass... Berührend und sprachlich auf den Punkt gebracht... In den wenigen Zeilen steckt soviel intensives Erleben... Gänsehaut ;-) |
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07.11.2011, 00:33 | #12 |
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Liebe Poetrianer,
Euch allen Dank für Eure Aufmerksamkeit. Ich habe Eure Kommentare nicht übersehen, steckte aber bis zum Hals in anderen Dingen, die keinen Aufschub duldeten, und war auch ein paar Tage verreist. Freut mich, daß mein Gedicht euren Nerv getroffen hat. Beste Grüße Ilka |
07.11.2011, 01:58 | #13 |
Meine Gedanken zu deinem wunderbaren Gedicht sind diese:
Bei einem Paar, dass sich schon sehr viele Jahre im Alltagstrott befindet und nicht mehr miteinander redet über wichtige Gefühle, sich weit voneinander entfernt hat, bricht aus einem bestimmten Anlass heraus plötzlich die aufgestaute Wut aus, die sich verbal gegenseitig an den Kopf werfen. Endlich reden sie wieder miteinander...aber nur noch Hass ist übrig geblieben von der einstigen Liebe.... Liebe Grüßle von Rena |
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07.11.2011, 22:48 | #14 | |
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Zitat:
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07.11.2011, 23:40 | #15 |
Hi, Ilka!
"...reißt es die Wunde, durch die es sich in Seelen bohrt." So hättest du eine Verbindung, eine sinnfällige Weiterführung des Satzes bis zum Ende, was meines Erachtens eine sprachlich wesentlich elegantere und lesefreundlichere Lösung darstellt, als das sozusagen unerklärt in der Luft hängengebliebene "die Wunde", wenn du mit "wenn..." nach dem Komma fortsetzt. LG, eKy |
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07.11.2011, 23:50 | #16 |
Richtig Ilka,
ich habe die "kurze Zeit" nicht beachtet...jetzt ergibt das Gedicht für mich wirklich einen anderen Sinn...traurig, aber zu oft wahr... |
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08.11.2011, 00:07 | #17 | |
Zitat:
Hallo Ilka, hallo Erich, diese Änderung beinhaltet zudem, dass beide verletzt sind (Seelen). Das finde ich stimmig. Müsste man dann jedoch auch konsequenterweise von "Wunden" sprechen, statt "Wunde"? Die ursprüngliche Variante bleibt ja m.E. durch den Singular (Seele, Wunde) mehr bei der Verletzung des L.I. Das "wenn" empfang ich nicht als unerklärt, ich habe es im Sinne von "während" gelesen... Liebe Grüße Carita |
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08.11.2011, 01:00 | #18 |
Die Singularform würde mir hier persönlich besser gefallen.
Du kannst den anderen nicht verletzen, ohne Dich selbst zu verletzen. So werden mehrere Wunden zu einger einzigen.... |
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19.11.2011, 19:02 | #19 |
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Doch! Das ginge, wenn ich wollte. Es gibt genügend Lehrstücke dafür, wie es funktioniert. Man muß nur an das eigene Immunsystem glauben, auf seine Ellbogen vertrauen und mit der Unsicherheit anderer Menschen kalkulieren. Unterm Strich geht das locker auf.
Ist nicht meine Welt, aber ich kenne genügend sogenannte "Charaktere", die sich in diesem Muster wie die Pantoffeltierchen in der Pfütze richtungssicher bewegen. Die können sich gar nicht selbst verletzen, weil sie dieses Wort gar nicht kennen. Deshalb wissen sie auch nicht, ob, wann und wie sie andere verletzen. So etwas existiert für diese Typen einfach nicht. Vielleicht sind wir ja, die wir auf der anderen, nämlich der verletzungssensiblen Seite, stehen, nicht auf dem richtigen Weg. Da kommen einige Gedanken hoch, aber das ist mir für den Rest des heutigen Tages zu kompliziert, darüber tiefer nachzudenken. |
19.11.2011, 21:53 | #20 |
HI, Ilka!
War mein Vorschlag nicht mal eine Antwort wert, oder hast du ihn gar nicht bemerkt? LG, eKy |
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20.11.2011, 04:34 | #21 | ||
Forumsleitung
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Zitat:
Zitat:
Auch gefällt mir bei Deiner Variante der Plural bei "Seelen" nicht, es nimmt dem Vers die Kraft, weil die Qual des Einzelnen auf die ganze Welt verteilt und somit verwässert = banalisiert wird. Das sind natürlich meine subjektiven Empfindungen, und ich möchte auch gar nicht mein Gedicht bis in die letzte Facette verteidigen. Für Vorschläge bin ich durchaus offen. Am Beispiel Deiner Kritik sehe ich nämlich, wie ein Leser ein Gedicht reflektiert und und wie verschieden es von dem sein kann, was der Autor auszusagen hat. Das ist spannend, und deshalb danke ich Dir für Deinen Kommentar. Liebe Grüße Ilka |
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20.11.2011, 22:37 | #22 |
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Hallo Ilka,
mich hat Dein Gedicht auch beeindruckt. Es fließt und hat Kraft. Was mir besonders gefällt, ist die mehrdeutige Überschrift "Sprachfertig" auf den Text bezogen: Die Fertigkeit der Sprache und fertig mit der Sprache. Und ein bisschen klingt "Schlagfertig" auch gleich bei mir an, auch wenn hier von Pfeil und Gift die Rede ist. Denn "Sprachfertig" sagt man im Allgemeinen ja nicht, sondern redet von Sprachfertigkeiten. "Schlagfertig" ist der Überschrift sehr ähnlich und nimmt für mich darauf Bezug, dass ein Wort das andere ergibt, ohne einmal Inne zu halten. Liebe Grüße Encki |
24.11.2011, 22:52 | #23 |
Spät gelesen. Richtig gut!
LG gummibaum |
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