|
|
Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
27.09.2022, 14:34 | #1 |
Deutsches Land
Deine Zeit, sie ist vorbei
Und mein Herz, es geht entzwei. Warst das Heim das ich nie hatte; Tote Frau und ich dein Gatte. Hitlers Krieg hat dich verzehrt, Nie mehr bist du heimgekehrt. Und gefangen in Visionen Deiner bösen Depressionen Stimmst du an ein Klagelied Und begehst still Suizid. Sollen wir dich sterben lassen Oder nochmal Hoffnung fassen? |
|
27.09.2022, 15:56 | #2 |
Hi, wer ist die Frau?
|
|
27.09.2022, 16:52 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
|
Irritierend!
"Deine Zeit" - wessen Zeit? Sie war das Heim, das du aber nie hattest? Wie passt das zusammen? Du (bzw. das LI) warst der Gatte (oder der Witwer), die Frau ist tot, von Hitlers Krieg verzehrt; wie alt wäre sie heute, wenn sie als Kriegsopfer gelten soll? Ich bin ratlos. Gruß, Heinz |
27.09.2022, 17:33 | #4 |
Es geht um keine Frau.
Lest mal die Überschrift. @goedichte Klasse Gedicht. Schöne Grüße DieSilbermöwe |
|
27.09.2022, 20:11 | #5 |
hey goedichte
köstlich die Rezentionen und Assoziationen davor! aber zum Text: nach begagenem stillen Suizid erübrigt sich die anschließende Frage, sei denn es handelt sich um Wiederbelebungsversuche |
|
28.09.2022, 01:10 | #6 |
abgemeldet
|
Moin goedichte,
ich bin da bei Silbermöwe. Mir gefällt das auch sehr. Und ich denke, es ist auch absolut verständlich, was du ausdrücken willst. Ein Land hat nach einem Krieg nie mehr zu sich zurückgefunden. Ob ein stiller Suizid mit einem Klagelied einhergeht, sei mal dahingestellt. Aber ich finde, dass du hier eine wirklich gute Idee auch metrisch gut umgesetzt hast. Ich empfinde das zwar selbst nicht so, denn ich kenne Deutschland nur aus der Nachkriegszeit und kann somit keinen Vergleich ziehen, aber mir ist klar, auf was du hinaus willst. Die Schuldübernahme über viele Generationen hinaus und eine gewisse Hemmung. Ein ganz schwieriges Thema übrigens. Ich denke, dass man niemals vergessen und mehr als ein Auge drauf halten MUSS, damit solche Dinge nie wieder geschehen. Hat mir gut gefallen. Gruß Pennywise |
28.09.2022, 06:55 | #7 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
ich bin verblüfft: Wäre es denn wünschenswert gewesen, wenn Deutschland nach jedem Krieg "zu sich zurückgefunden" hätte? Zu was? In die Zeiten der Erbfeindschaft mit Frankreich, zum kaiserlichen Regime und den preußischen Junkerzeiten, zu Nationaldenken und Imperialismus? Zu der Instabilität inmitten Europas, die Bismarck mit seiner komplizierten Bündnispolitik mühsam im Griff zu behalten suchte? Zurück zur Romantisierung des Deutschtums, aus der sich nicht nur erbaulische Literatur, sondern auch Herrscher- und Rassenwahn, Blut- und Bodenparolen speisten? Was will der Kommentar aussagen? Beklagt er die ewige "Schuld über Generationen hinweg" durch ein Regime , das einen verheerenden Krieg losgetreten hat, oder verteidigt er die Notwendigkeit, solche Ereignisse nie mehr vergessen zu dürfen? Es ist eine Binse, dass Krieg ein Land verändert, egal ob Sieger oder Verlierer. Hätte die Nachkriegspolitik nicht zur Ost-West-Spaltung geführt, hätte Westeuropa nicht den Marshall-Plan bekommen, sondern den Morgenthau-Plan. Deutschland wäre keine Industrienation, sondern ein Bauernstaat geworden. Ein derart rückwärtsgewandtes Denken, wie es in dem Gedicht zum Ausdruck kommt, ist für mich höchst befremdlich. VG Ilka |
|
28.09.2022, 09:26 | #8 |
abgemeldet
|
Guten Morgen Ilka,
ich dachte eigentlich, dass das offensichtlich ist. Der Kommentar deutet klar auf die Notwendigkeit hin, niemals zu vergessen und alles zu tun, dass das nie mehr passiert. Leider sind wir heute an einer Stelle, an der sich Abgrenzung und Nationalismus wieder breit machen. Nicht nur bei uns. Die Wahl in Italien ist gerade ein aktuelles und abschreckendes Beispiel. "Ein Land hat nach einem Krieg nie mehr zu sich zurückgefunden" Ich habe nicht geschrieben, dass es die politische Struktur ist, zu der das Land zurückfinden muss oder dass das erstrebenswert ist. Gott bewahre! Ich meine das, was in den Köpfen stattfindet. Es ist ein dunkler Schatten, der immer da sein wird. Was Beschmutztes. So interpretiere ich auch die im Text angesprochene Veränderung. Ich glaube nicht, dass der Schreiber hier die Vorkriegszeit romantisiert. Was die Schuldübernahme betrifft. Nachfolgende Generationen trifft keine Schuld. Wie auch? Aber uns trifft Schuld, wenn wir heute wegschauen. Ich weiß nicht, ob in meinem Kommentar wirklich eine rückwärtsgewandte Sicht mitschwingt. Ich habe ein Gedicht bewertet und versucht zu erörtern, was Goedichte dazu veranlasst hat, es zu schreiben. Die ganzen politischen "Was wäre wenn" Spielchen habe ich nicht aufgeführt und die halte ich auch nicht für angebracht. Ich finde es übrigens befremdlich, dass mir aufgrund eines kurzen Kommentars, der null politische Meinung aufweist, ein rückwärts gewandtes Denken zugeschrieben wird. Vielleicht habe ich mich blöd ausgedrückt, aber wirklich viel geschrieben habe ich nicht. Das mache ich erst in diesem Kommentar, den es zur Richtigstellung scheinbar braucht. Wer mich kennt weiß, dass ich sowas von nicht rückwärtsgewandt denke. Schade, dass das hier wohl falsch rübergekommen ist. Pennywise |
28.09.2022, 09:52 | #9 | |||
Forumsleitung
|
Zitat:
das ist ein Missverständnis. Meine Frage ging dahin, auf den Widerspruch zwischen dem Beklagen der unmöglichen Rückkehr in das Land, das es einmal war, und der Forderung des Erinnerns, wie schlimm diese Verhältnisse waren, hinzuweisen. Ich bringe das nicht zusammen. Bei dem Rechtsruck, der seit Jahren durch Europa und andere Teile der Welt geht, brauchen wir weniger auf Italien als auf Ostdeutschland zu blicken. Gegen die AfD ist die künftige Koalition in Italien eine Kuschelformation, und noch ist nicht raus, wie langlebig sie sein wird. In Italien gehen die Regierungswechsel bekanntlich ratz-fatz vor sich, da fackelt die Bevölkerung nicht lange. Zitat:
Zitat:
LG Ilka |
|||
29.09.2022, 21:08 | #10 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
|
Hallo goedichte,
ich habe völlig neben der Spur gelegen und dummes Zeug gefragt. Natürlich gingen mir spätestens nach Silbermöwes Beitrag die Augen auf. Und nun also mit geöffneten Augen: Deine Zeit, sie ist vorbei Und mein Herz, es geht entzwei. Warst das Heim das ich nie hatte; Tote Frau und ich dein Gatte. Hitlers Krieg hat dich verzehrt, Nie mehr bist du heimgekehrt. Und gefangen in Visionen Deiner bösen Depressionen Stimmst du an ein Klagelied Und begehst still Suizid. Sollen wir dich sterben lassen Oder nochmal Hoffnung fassen? Woran machst du fest, dass für das deutsche Land die Zeit vorbei sei? Ich fahre durch Deutschland, habe Freunde in fast allen Ecken Deutschlands, begeistere mich immer wieder aufs Neue an den ganz unterschiedlichen Reizen dieses Landes, besuche jahrhundertalte Sehenswürdigkeiten und treffe überall sehr liebenswürdige, gastfreundliche Menschen. Keine Bange, ich habe keine rosarote Brille auf und bin durchaus in der Lage, Fehlentwicklungen zu erkennen. Die Bevölkerungszahl ist von ca. 81 Mio in den letzten zehn Jahren auf 84 Mio angewachsen, die Lebenserwartung ist gestiegen. Corona ausgenommen gehören wir zu den gesündesten Völkern der Welt. Und geht es verdammt gut. Hitlers Krieg ging, Gott sei Dank, verloren und dennoch haben wir es geschafft, wieder ein anerkanntes Glied der Völkergemeinschaft zu werden. Ich freue mich heute noch über die ersten zaghaften Anfänge der Völkerverständigung, die aus dem "Erbfeind" Frankreich einen guten Nachbarn gemacht hat, bin heute noch stolz darauf, dass ich eine Städtpartnerschaft zwischen einer polnischen Stadt und einer in Mecklenburg-Vorpommern initiieren konnte. Heimgekehrt, sagst du, seien wir nicht. Heimgekehrt in welche Verhältnisse? Wo siehst du einen stillen Suizid? Dein Gedicht vermag mich nicht zu überzeugen. Gruß, Heinz |
Lesezeichen für Deutsches Land |
Stichworte |
deutschland, klage, untergang |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Deutsches Gemüse | Fremder | Zeitgeschehen und Gesellschaft | 2 | 31.07.2015 23:01 |
Ein deutsches Feuer! | Ex-Poesieger | Zeitgeschehen und Gesellschaft | 8 | 02.03.2015 19:39 |
Lichttüre (für ein deutsches Unkind) | Ex-Ralfchen | Zeitgeschehen und Gesellschaft | 3 | 20.08.2011 09:39 |