Wieder ein Abend, wieder ein Text
Da ich es leider nicht so mit der Zeichensetzung habe ist etwas Eigeninitiative gefragt.
Hier sitze ich nun und weiß nicht mal mehr meiner Wut Ausdruck zu verleihen. Stumpfe Taubheit macht sich in meinem Kopf breit, da wo früher vielleicht einmal ein hauch intelligenten Lebens erkennbar war, haust heute nur Arroganz, genährt von der Unsitte dummer Leute ihre Talent suche auf eben jene zu beschränken und die Unsicherheit in ein farbenloses teures Gewandt der Massen zu kleiden. All die kleinen Signalen die sekündlich über die Nerven an mein Hirn übermittelt werden, sie finden nichts als Watte vor in der sie sich zur letzten Ruhe betten. Hätte es sie nicht gegeben, es hätte keinen Unterschied gemacht. Habe ich wenig Selbstbewusstsein, eine unerfüllte Liebe, selbstzerstörerische Züge neben unzähliger anderer Fehler, so ist doch der Stumpfsinn die größte Tragödie meines Lebens und gleich meine irrationalste Angst. Ich kann meine Gedanken nicht in Worte fassen, ich versuche es wie eine Mutter die ihr Kind aus dem brennenden Frack retten will, letzten Endes aber stirbt es auf dem Weg ins Krankenhaus wie meine Worte noch vor ihrer Entstehung sich der Unsinnigkeit preis geben. Wo ist er? Der Schreibfluss den ich so schätze. Der mir hilft alles belastende aus meinem Wesen auf Papier zu bannen, wie Dorian seine Vergänglichkeit in sein Ebenbild. Kann ich nicht auch etwas besonderes sein? Oder von einem besonderen Menschen geliebt werden? Sie, oh Gott sie. Ich darf nicht an sie und daran dass, sie mich nie lieben wird denken oder ich werde noch meine Feigheit auf geradezu gefährliche Art und Weise überwinden. Ich darf nicht an sie denken. An ihre hochgewachsene schlanke Figur. Rundungen wie sie weiblicher nicht sein könnten, ihre blaue Augen, von denen ein kurzer Blick genügt um mich an meinem Verhältnis zur Schwerkraft zweifeln zu lassen. Nicht zu letzt ihr beinahe unheimlich naives und dennoch so bodenständiges Wesen. Wären ihre Charakterzüge uns allen gegeben, Wörter wie Theodizee wären Definitionslos geblieben. Die Welt als Ort sprießender Individualität, nie gekannten Farbenreichtums und einer allumfassenden Harmonie. Kurzum eine Utopie, die sich nicht einmal Schopenhauer sich hätte erträumen lassen. Ich kann schon ihre Stimme hören, als stünde sie neben mir. Nee, du traust mir viel zu viel zu. Nee. Wie viel Tragik doch in so einem kleinen Unwort steckt. Auch Also nein findet bei ihr gerne Verwendung. Wenn sie es sagt, lehnt sie sich leicht zurück, hebt die Hände vor den Mund als müsste sie ihr leicht nervös klingendes Lachen verbergen, wofür ich ihr allerdings dankbar bin, da ich so nicht allen Boden unter den Füßen verliere. Ihr, an besonders schönen Tagen, zu einem lockeren Zopf zusammengebundenes Haar, strahlt dabei seine dunkelgoldene Farbe und Lebensfreude aus, welche mich zweifeln lässt. Was ist ihre dunkle Seite? Ist nicht auch sie unglücklich? Ich suche in jedem kleinen Zucken ihrer Muskeln, habe aber bis heute keinen anderen Beweis gefunden als meine aus Ungläubigkeit entstandenen Zweifel. So sitze ich hier in meinem kleinen Zimmer und betrachte den unendlichen Sonnenuntergang unter einer einzelnen Palme.
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