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Schreibwerkstatt / Hilfe Gedichte und diverse Texte, an denen noch gefeilt werden muss.

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Alt 31.08.2025, 18:08   #1
männlich Faber
 
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Beiträge: 431

Standard Antinomie des Barbiers

(Nach Bertrand Russell)

Der Ärmste unter den Barbieren
Sei als ein solcher definiert,
Der alle, und nur die, rasiert,
Die sich partout nicht selbst rasieren.

Nun wird der arme Kerl sich fragen:
Darf ich den eignen Bart mir scheren?
Muss ich mir selbst den Dienst verwehren
Und bis auf Weitres Vollbart tragen?

Dieses Gedicht habe ich vor einiger Zeit schon hier veröffentlicht. Seitdem steht es auf meiner Todo-Liste, weil der erste Vers irreführend ist, ich aber bislang keine elegante Lösung finden konnte: Der Barbier – „Der Ärmste“ – ist nicht in finanzieller Hinsicht arm, sondern arm dran, im Sinne von bedauernswert. Er ist verzweifelt, weil er vor einer Frage steht, die nicht entscheidbar ist (Russellsche Antinomie).

Entsprechend möchte ich gerne den ersten Vers oder die ganze erste Strophe umformulieren. Möglicherweise hat von euch jemand eine Idee.

Grüße
Faber
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Alt 01.09.2025, 10:50   #2
männlich Epilog
 
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Alter: 58
Beiträge: 833

Standard Lieber Faber

vielleicht ginge die erste Strophe wie folgt - klingt allerdings auch nicht besonders gut getrimmt:

Verwirrt war unter den Barbieren
Wer sich als solcher definiert,
Wenn er ausschließlich die rasiert,
Die sich partout nicht selbst rasieren.

Ich muss ja zugeben, dass mir diese Logik-Paradoxa nicht so behagen, denn sie wirken doch sehr konstruiert und setzen irgendwelche Tatbestände voraus, die im "wirklichen Leben" so nicht vorkommen (können). Besteht hier beispielsweise die Pflicht zur Rasur? Warum darf der Bart nicht einfach wachsen - dann kommt das Problem erst gar nicht auf. Und wenn tatsächlich nur Kerle rasiert werden dürfen, die sich "partout" nicht selbst rasieren: Wie soll das in jedem Einzelfalle überprüft werden? Dass sich tatsächlich jemand (noch) nie selbst rasiert (hat), erscheint mir im Zeitalter des Elektrorasierers in höchstem Maße unwahrscheinlich (kannte den Russell schon?).

Etwas charmanter finde ich ja noch das Paradoxon des Epimenides über die lügenden Kreter, das aber schon seit langer Zeit oft kritisiert wurde: Wollte er sagen, dass die Kreter immer lügen, oder häufig, oder gar nur manchmal? In diesem Fall ist es noch mehr Definitionssache, ob das beschworene Paradoxon nun "funktioniert" oder halt doch nicht ...

Viele Grüße, lass mal wieder ein paar tolle Verse von Dir hören

Epilog
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Alt 01.09.2025, 10:56   #3
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 33.038

Zitat:
Zitat von Faber Beitrag anzeigen
Dieses Gedicht habe ich vor einiger Zeit schon hier veröffentlicht.
Link zum erstmaligen Einstellen wäre wünschenswert gewesen. Dort ist das Gedicht nämlich schon mit viel Aufmerksamkeit von etlichen Usern kommentiert worden. Doppelposts sind eigentlich gegen die Forenregel, um genau das - Kommentare zum selben Gedicht einmal hier, einmal dort - zu vermeiden. Aber in diesem Fall lasse ich es mal dabei bewenden.

Besten Gruß
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
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Alt 03.09.2025, 11:11   #4
männlich Faber
 
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Beiträge: 431

Hallo Epilog,

bei deinen Ausführungen zu Paradoxa im Allgemeinen gebe ich dir recht. In der Theorie (z. B. in der der Mathematik) erfüllen sie unter streng definierten Bedingungen möglicherweise ihren Zweck. Ins echte Leben lassen sie sich dann selten übertragen. Möchte man etwas sehr Abstraktes veranschaulichen, bleibt aber häufig nichts anderes übrig, als (hinkende) Analogien zu konstruieren.

Deinen Vorschlag für die Umformulierung finde ich gar nicht schlecht. Ich würde es so ändern:

Verwirrt ist unter den Barbieren,
Wer sich als solcher definiert,
Der alle, und nur die, rasiert,
Die sich partout nicht selbst rasieren.

Der arme Kerl muss sich dann fragen:
Darf ich den eignen Bart mir scheren?
Muss ich mir selbst den Dienst verwehren
Und bis auf Weitres Vollbart tragen?

Durch deine Formulierung ist jetzt klar, wie es gemeint ist. Danke!

LG
Faber

Der ursprüngliche Eintrag befindet sich übrigens hier. Bitte entschuldigt die Dopplung.
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