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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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12.01.2008, 13:59 | #1 |
Als Chambord seine Unschuld verlor
Kinder schreien an der Hand der Mutter,
Väter tuen strafend ihre Pflicht. Überall Gedränge, Enge, Hasten, überall ein emsiges Betasten, und es blendet Augen Feuerlicht. Endlos lange Menschenmengen kriechen winden sich wie eine ries'ge Schlange, durch Gemächer und zu enge Gänge. Laut ist das Gemurmel und Gemenge, Hundertschaften stehen Wang' an Wange. Augen schlingen gierig die Geschichte, huschen über goldverzierte Wände. Ahnentafeln werden eilig vorgelesen und Geschlechter, die bedeutungsvoll gewesen: Fürsten, Grafen, edle Ritterstände. Münder seh' ich vor Erstaunen offen, andachtsvoll die Hände vor der Brust. Traubengleich steh'n sie vor dem Kamine und im Wappen Eidechs', Hermeline goldverziert sind wahrlich eine Lust. Wunderschöne Zeiten, doch herjeh, schützend' Glas zerstört die Atmosphäre in dem Raum mit reich bestickten Wänden: Altertum bewahrt vor Menschenhänden. Wehe, wehe, wenn es anders wäre! Die Gefühle wallen auf und nieder, Wut ist's, die die Stimmung mir vergällt. Sehnsuchtsvoll erahne ich die Zeiten, wo man Arm in Arm konnt' mit der Muße schreiten, wo befreit der Geist vom Lärm der Welt. Und so flüchte ich aus der entweihten Stätte, Zweige peitschen heiß mir ins Gesicht. Hass und Mitleid ringen tief in meiner Seele, es verschnürt der Zorn mir fast die Kehle. Schwer ist der Erkenntnisse Gewicht. |
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