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23.02.2021, 14:35 | #1 |
Forumsleitung
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Betrachtung über Schreib-weiter-Geschichten
https://www.poetry.de/showthread.php?t=93080
Mit Verweis auf diesen Link (Schreiberlis Story-Board-Faden, wenn ich ihn mal so nennen darf) möchte ich ein paar Anmerkungen loslassen. Ich fürchte, ein solcher Fortsetzungsfaden wird einen frühen Tod erleiden, und zwar aus folgenden Bedenken, wobei ich unter Story alle fiktiven Prosaformen zusammenfasse, also Kurzgeschichte, Erzählung, Novelle und Roman: Wenn ein Autor eine Idee zu einer Story hat, beginnt er mit einer Struktur. Von Vorteil ist, Anfang und Ende der Story zu kennen, damit er weiß, wohin er steuern muss. Um sie spannend zu machen, muss er einen Konflikt einbauen. Wenn das feststeht, legt er eine Struktur fest, bei Langprosa idealerweise nach dem Vorbild der klassischen Heldenreise*. Wichtig sind mindestens zwei Wendepunkte, d.h., zwei Stationen für den Protagonisten, bei dem er zu einer Änderung seines Vorgehens gezwungen ist. (*Wer über die "Heldenreise" nicht Bescheid weiß, bitte bei mir nachfragen.) Das ist mal grob umschrieben, wie fast alle klassichen Storys - geschrieben und gefilmt - aufgebaut sind. Wenn nun aber, wie in Schreiberlis Faden, nur eine Idee oder eine Prämisse vorgegeben wird und an alle aktiven User die Aufforderung ergeht, in ihrem Sinne die Geschichte weiterzuentwickeln, ergeben sich Probleme: - Niemand weiß, wohin die "Reise" geht. - Es ergibt sich kein Konflikt und somit kein Spannungsaufbau. - Durch Abschweifungen verplätschert die Story. - Die Mitmacher müssen, da zwischen dem Weitererzählen Zeit vergangen ist, von vorn nachlesen, was bisher geschrieben wurde, um den Faden neu aufzugreifen. - Neue User müssen erst recht sich durch Text wühlen, ehe sie zum Weiterschreiben motiviert werden (oder dann eher nicht mehr). - Die Story hat am Ende nichts mehr mit der Anfangsidee zu tun und verliert sich in Unlogik. Kurz gesagt: Die going-on-Technik ist für eine Story ungeeignet. Bessere Erfahrung hatte ich vor sehr langer Zeit (in einem anderen Forum) mit einem Fortsetzungsgedicht gemacht, das von der Thematik eingegrenzt war und, da jahreszeitbezogen, einen Anfang und ein Ende haben musste. Es handelte sich um ein Ostergedicht. Ein User hatte kurz vor Ostern mit einem Vierzeiler in Kreuzreimen begonnen, und eine Reihe von User hatten begeistert mitgemacht. Es ging also rund um Hasen, Hühner, Eier, Osterlämmer, Farben, Narzissen usw. Am Ende hatten wir ein in sich geschlossenes, langes (12 Strophen waren es mindestens) Gedicht. Und damit war Feierabend. Fazit: Je kürzer die literarische Form und eingeschränkter das Thema ist, desto besser ist es für eine Gemeinschaftsarbeit geeignet. Außer dem Gedicht in einfacher Reimform (Paar- oder Kreuzreim) eignet sich noch das Drabble dafür, also in sich geschlossene, hundertwörtige Short Storys, denen ein Thema vorgegeben ist. |
28.02.2021, 21:49 | #2 |
Ich kenne auch noch das Konzept des Zusammenschreibens, wenn jeder Mit-Schreibende sich einen eigenen Charakter ausdenkt, zu welchem er zunächst Steckbrief und Co schreibt und die verschiedenen Charaktere treffen dann im Lauf der geschichte aufeinander. So etwas bedarf aber immer einer Person, die das ganze anleitet und die grobe Richtung vorgibt (das geht dann bis zum "Schicksalsentscheid" durch den Würfel o.Ä. (z.B. ob jemand/wer sterben soll)).
Und natürlich bräuchte das ganze ein vorgegebenes Thema. Aber alles in allem kann sowas ziemlich viel Spaß machen und vor allem auch eine gute Geschichte werden, solange alle Beteiligten auch konsequent dabei bleiben. LG Henkerchen |
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28.02.2021, 22:00 | #3 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.496
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Also ich fand den Kontrast in der Schreiberli Geschichte ganz kuhl.
Es kann ja eine Geschichte abdriften, also ich hab schon einige Romane gelesen die abdriften und trotzdem toll sind. Das Problem ist nur das sich kein Spannugsbogen baut, wenn keiner was spannendes in die Geschichte schreibt. Ja und das Lesen ist auch ein Problem. Es müssten gewissermaßen Zeiten ausgemacht werden. Henkers Idee ist eher schön als Partyspiel, ich hab dann immer auf jede Zahl des Würfels eine Aktion gelegt, das macht das nicht so langweilig, das einer immer das selbe macht. Also z. B. bei 1 etwas nettes machen Bei 2 etwas böses.. Bei drei muss man etwas fieses sagen u.s.w. Das ist dann lustig wie die Geschichte entsteht. |
01.03.2021, 03:24 | #4 |
abgemeldet
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Hallo liebe Mitglieder –
Sowas kann funktionieren, aber in den meisten fällen überhaupt nicht. Das ganze ist ein nieten – Projekt. Ich habe sowas zwei oder drei mal versucht und zwar in der gemeinsam mit dem alten ringelroth produzierten Fahrwasser und Weinstein Story. das war ziemlich bizarr und lustig in seiner Weiterführung, Bestand aber ausschließlich aus Dialogen. Das waren aber jeweils nur 100 Wort-Fortsetzungen von jedem Text den wir gemeinsam ziemlich beschränkt auf Dialoge aufbauten. Dazu kam dass Ringel ein erstklassige humorvoller Partner war, so jemanden muss man erst finden. |
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