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Alt 30.03.2022, 17:16   #1
wasserlilie
 
Dabei seit: 03/2022
Beiträge: 12

Standard Nie glücklich sein

Ich liege mich erschöpft auf den Boden meines Zimmers hin,
nachdem ich wie ein Sturm schreiend und weinend umher gewütet bin.
Fühle alles und gleichzeitig nichts
und warte auf etwas, was sich greifen lässt.

Fühle mich, als ob ich ertrinke,
und egal wie oft ich meinen Arm winke,
niemand will es sehen,
bis ich unter der Oberfläche verschwinde.

Aber eigentlich läuft mein Leben doch spitze.
Ich schreibe gute Noten in der Schule,
lache nachmittags dumm mit meinen Freunden über irgendwelche Witze,
fühle mich wohl in meiner Haut,
sage Dinge, die sich sonst niemand traut.
Im Sommer werde ich auf eine neuen Schule gehen,
bei Konzerten in der ersten Reihe stehen,
bald verreisen,
viele Gedichte schreiben.
Neue Freundschaften schließen und Momente überleben, die mich mit Glück übergießen.

Warum also ist da diese Leere in mir?
Ich sollte doch glücklich sein,
alles läuft fein,
ich bin mit mir und meinem Leben im Reinen,
das erste Mal seit Langen scheint alles perfekt zu sein.
Doch nun da um mich herum alles glänzt und scheint,
will mein Inneres nur schrein’ und wein‘.
Warum nur kann ich nie glücklich sein?

Geändert von Ilka-Maria (30.03.2022 um 20:19 Uhr)
wasserlilie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.03.2022, 20:16   #2
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.043

Also, liebe Wasserlilie,

du bist noch sehr jung und wirst an den Maßstäben deines Jahrgangs und den Anforderungen des Lehrplans deiner Schule gemessen. Aber in Poetry geht es weniger programmatisch zur Sache. Da hast du es mit einigen handfesten Strategen zu tun.

Aber bevor du gleich in dich zusammensackst, solltest du meinen Beitrag weiterlesen, denn er könnte für ein paar in der Zukunft liegende Probleme, die du zu lösen haben könntest, hilfreich sein.

Zunächst: Schreibe keine Texte, die in Schwafelei ausarten. Arbeite heraus, was du dem Leser als Quintessenz mitteilen willst. Fasse dich kurz und verständlich.

Deinen Text, der trotz des Bemühens, ein paar Reime hineinzuschmuggeln, wieder nichts anderes als ein übertriefendes Prosastück wurde, habe ich versucht, in freie Lyrik zu übersetzen, um dir ein Beispiel aufzuzeigen, wie lyrische Verarbeitung fuinktionieren kann. Ich erhebe keinen Anspruch, ein Meisterwerk geschaffen zu haben, es handelt sich lediglich um eine Reparaturarbeit.

Man sollte sich grundsätzlich den Spruch zu Herzen nehmen: In der Kürze liegt die Würze." Er stimmt fast immer.

Am Boden.
Erschöpft. Und besiegt
vom Wüten und Toben.
Fühle alles und doch nichts.
Warte, warte,
ob sich etwas greifen lässt.

Ertrinke.
Niemand sieht es,
so sehr ich auch winke.
Gehe auf Grund, aber
Niemand, niemand
nimmt mich wahr.

Mein Dasein?
Spitze! Eigentlich.
Wohl in der Haut, gut in der Schule,
witzige Freunde, freche Schnauze.
Schreiben, verreisen:
Die Welt steht mir offen.

Die Leere,
die mein Glück verdrängt.
Warum missgönnt sie mir den Glanz
des guten Lebens? Und warum
hüllt sie mich ein in Dunkelheit?
Warum darf ich nicht glücklich sein?
Wie gesagt, kein Meisterwerk. Aber als Lyrik funktioniert es und grenzt sich deutlich von einem Prosatext ab.

Liebe Grüße, und ein kräftiges Daumendrücken für dein Weiterkommen in der Schule,

Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.04.2022, 13:18   #3
weiblich Sasvirus
 
Benutzerbild von Sasvirus
 
Dabei seit: 02/2021
Ort: Dort wo die Sonne die Wälder küsst
Alter: 18
Beiträge: 71

Ich bin Ilka-Maria Meinung, aber es ist trotzdem schön was du geschrieben hast.
LG Sasvirus
Sasvirus ist offline   Mit Zitat antworten
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