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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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23.05.2022, 23:27 | #1 |
Im Seebad
Im Seebad
Aus reiner Schurwolle ist der braun karierte Schal, die Lämmer blöken nach Milch, auf dem Deich. Warm gehalten der Hals, der sich wendet, langen Beinen nach, rasiert, verfolgt, und der Wind weht stetig kühl, wie der formelle Lagebericht zum vorläufigen Kenntnisstand der Ereignisse, auf der Pressekonferenz: Westlich Langemark brachen junge Regimenter unter dem Gesange... Halbseidene Geräuschkulisse beim Kuss über dem Eis, mit schwarzer Kirsche auf der Sahne hinter Glas im Seebad, nach dem Seelachs an Petersilienkartoffeln. Kurgäste drehen eine Raubmöwe um, die auf der Postkarte dem Leuchtturm zuwinkt und im Tiefflug bombardiert ein Sturmvogel die Kolonie der Strandräuber. Abschließend: hat das ein Nachspiel in den Dünen. Hoffmann von Fallersleben, die verbotene Strophe, wird nebenan bierseelig intoniert. Platt, baritonal und etwas spätpubertär riecht bei Ebbe die Sperrzone nach faulenden Zoten, die sich irren und denen nicht zu helfen ist. Ornithologisch eine bedrohliche Spezies, invasiv, deren Brutpaare rund um die Uhr vom lokalen Ordnungsdienst militant protegiert werden, Gäste sollen doch ihren Spaß haben, mit einer Empfehlung für den Nervenarzt im Ort. Nesthocker im Strandhafer, fokussiert von Drachenfliegern, rein raus, drüber drunter. Das ablaufende Wasser gurgelt Mallebrin und gibt einen Stahlhelm frei. Muschelbesetzt rosten Grüße aus England. Der Einsiedlerkrebs kann nicht schwimmen, und zieht sich in seinen Gummistiefel zurück. Präservativ für Strandläufer in schwarzem Nylon, mit Seidentuch, die graben nach Stimmen aus Rungholm, die singen drei Spatenstich tiefer. Zur Melodie des Hamburger Veermasters, den Reigen der Sturmflut, die schläft noch, in Nord Nord West, blanker Hans hat fertig, für heute hinter dem Sperrzaun, ist Sand im Getriebe, ist leichte Verwundung. Im Stacheldraht hängt reine Wolle ungeschoren, entwurzelt, von schwarzem Schaf, oder braunen, und flattert und zittert wie die Fransen vom Schal im Wind, mit ihren Haaren und dem Flaum auf der Haut, der sich duckt wie das Grün der Salzwiesen in der Briese, gerührt unter die Milchwolke im Tee, ihr süßes Parfum... |
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