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Theorie und Dichterlatein Ratschläge und theoretisches Wissen rund um das Schreiben.

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Alt 24.11.2021, 23:28   #1
weiblich Shades27
 
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Standard Was ist das das Schreiben?

Stift, Papier und Gedanken
ermöglichen ein in sich kehren
Die Gedanken kreisen
Es ist ein Karussell

Ein Abtrennen des Außen
Ein Zuhören des Innen
So einfach, so unkompliziert so erleichternd
Wovor muss man Angst haben?

Vom allein sein mit seinen Gedanken
Vom Erkennen des Unerkannten
Vom Ehrlich zu sich selbst sein
Von der Wahrheit die ans Licht kommen kann

Angst, so tiefsinnig wie das Schreiben
Die Überwindung ist groß
Das Ergebnis größer
Ein Finden, ein Erfinden, ein zu sich selbst finden

Die Erleichterung steigt auf
Das Karussell steht still
Die Gedanken sind sortiert
Wer hat jetzt noch Angst vom Schreiben?
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Alt 25.11.2021, 00:22   #2
weiblich Ilka-Maria
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Das ist eine merkwürdige Sicht auf den Schreibprozess. Normalerweise kreisen die Gedanken nicht wie bei einem Karussell, das irgendwann stillsteht, weil die Gedanken urplötzlich aus seiner Jahrmarktmusiktruhe hervorgesprungen sind. Vielmehr haben Autoren eine Geschichte im Kopf, die sie in Form eines Exposés niederschreiben und dann in Kapiteln strukturieren, an denen sie sich systematisch entlangarbeiten können. Das Schreiben ist auch keine Auseindersetzung des Autors mit seinem Inneren (außer er schreibt seine Biografie oder ein Sachbuch über eine eigene Erfahrung). Er findet sich nicht selbst, sondern kreiert eine Welt und fiktive Figuren, oder er setzt eine Idee, vor allem eine abstrakte Idee oder eine Momentaufnahme, in ein lyrisches Werk um. Er hat auch keine Angst vor dem Schreiben, sondern vor dem Gegenteil, nämlich dass das Blatt Papier leer bleiben könnte, weil er nicht imstande ist, seine Gedanken sinnvoll und zufriedenstellend darauf niederzuschreiben. Das nennt man Selbstzweifel, Strukturprobleme und Schreibblockade.

Deine Vorstellung von der Arbeit eines Autors und seinen Problemen überzeugt nicht und entspricht auch nicht den Erfahrungen aktiver Schreiber. Davon kann man sich bei Autoren wie Stephen King und Ferdinand von Schirach informieren, die sich ausführlich über den Ablauf ihres Schaffens geäußert haben.
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Alt 25.11.2021, 00:53   #3
weiblich Shades27
 
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Liebe Ilka-Maria,

danke für deine ausführliche Beteiligung.
Doch das schöne am Schreiben ist die Freiheit. Die Freiheit frei zu entscheiden. Und somit auch frei zu entscheiden wie man etwas für sich interpretiert. Ich bin keineswegs eine Profi-Schreiberin-stattdessen schreibe ich was ich denke und Dinge mit denen sich vielleicht auch andere identifizieren können. Ich bevorzuge freie Interpretationen und möchte mich nicht auf eine Art von Schreibsicht versteifen-da geht so viel naja Freiheit verloren. Daher würde ich deine so wie meine Ansicht keineswegs für alle Autoren verallgemeinern.


-Lg
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Alt 25.11.2021, 01:01   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Shades27 Beitrag anzeigen
Doch das schöne am Schreiben ist die Freiheit. Die Freiheit frei zu entscheiden. Und somit auch frei zu entscheiden wie man etwas für sich interpretiert.
Das ist völlig richtig. Aber darum geht es nicht, das ist nämlich ein anderes Thema. Um die freie Entscheidung und einen persönlichen Stil steht in deinem Text nämlich gar nichts. Und ein strukturiertes Arbeiten hat nichts mit versteiftem Arbeiten zu tun, sondern damit, sich nicht zu verzetteln, abzuschweifen und letztendlich sein Thema zu verlieren. Genau dann ginge nämlich die freie Interpretation flöten, weil der Autor nur noch in einem unüberschaubaren Dschungel verloren wäre und es für ihn gar nichts Greifbares zum Interpretieren mehr gäbe.
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Alt 25.11.2021, 10:03   #5
Ex-Fourwaystreet
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Hallo Shades 27,

das ist eine ungewöhnliche Sicht auf den Prozess des Schreibens,
der sich ja bei jedem anders darstellt.

Deine hier aufgezeigte "Art" kenne ich - jedoch kenne ich auch andere Arten,
des Schreibens.

Auch unterscheidet sich das Schreiben eines zB. Liebesgedichtes vom Schreiben eines historischen Romans - die Bezüge und die Sicht des "Materials" ist ja völlig anders.

Sehr gerne gelesen und reflektiert.

4WS
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Alt 25.11.2021, 10:29   #6
weiblich Ilka-Maria
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Geht am Thema vorbei. Die Autorin zielt nicht auf literarische Gattungen, sondern auf die Unordnung der Gedanken und auf die Angst vor dem Schreiben, sprich: keine Ordnung in die Gedanken bringen zu können. Am Ende des Textes fühlt sie Erleichterung darüber, ihre Gedanken "sortiert" und niedergeschrieben zu haben. Es ist also völlig egal, ob es sich um Lyrik, Epik, Erzählungen oder Romane handelt. Selbstzweifel, Blockaden und die Sorge, nicht fassen zu können, was im Oberstübchen in der Ecke lauert, erfährt ein Autor tagtäglich bei jeder Art von Text. Manche brauchen deshalb Stunden, bis sie eine einzige Din-A-4-Seite oder drei Strophen eines Gedichts zu Papier gebracht haben - wenn überhaupt.
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Alt 26.11.2021, 01:11   #7
weiblich Shades27
 
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Zitat:
Zitat von Fourwaystreet Beitrag anzeigen
Hallo Shades 27,

das ist eine ungewöhnliche Sicht auf den Prozess des Schreibens,
der sich ja bei jedem anders darstellt.

Deine hier aufgezeigte "Art" kenne ich - jedoch kenne ich auch andere Arten,
des Schreibens.

Auch unterscheidet sich das Schreiben eines zB. Liebesgedichtes vom Schreiben eines historischen Romans - die Bezüge und die Sicht des "Materials" ist ja völlig anders.

Sehr gerne gelesen und reflektiert.

4WS
Hallo Fourwaystreet,

Ich danke dir für deine Beteiligung an meinen Beitrag.
Ich finde es sehr interessant zu sehen, wie verschieden die Leser/Leserinnen eine (von vielen) meiner Sichten zum Schreibprozess sehen.

Hier beziehe ich mich viel mehr auf den Konflikt mit sich selbst, den vielleicht einige während ihres Schreibprozesses haben. Manche wollen ihre Gefühle irgendwie ausdrücken, wollen sie niederschreiben und stehen im Kampf mit sich, dem Stift und dem Papier.

Ein Schreiben über seine Gefühle braucht auch eine gewisse Ehrlichkeit zu sich selbst und davor haben einige vielleicht auch Angst, denn wie oft sind wir wirklich ehrlich zu uns selbst?

Auch die Unordnung der Gedanken und die Angst sie nie ordnen zu können spielen in meinem Text eine große Rolle. Am Ende erkennt man jedoch, dass das Schreiben auch ein Heilprozess sein kann, er kann Gedanken ordnen und einem durch den Versuch es auszuprobieren auch die Angst nehmen.

Lg
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Alt 26.11.2021, 01:12   #8
weiblich Shades27
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Geht am Thema vorbei. Die Autorin zielt nicht auf literarische Gattungen, sondern auf die Unordnung der Gedanken und auf die Angst vor dem Schreiben, sprich: keine Ordnung in die Gedanken bringen zu können. Am Ende des Textes fühlt sie Erleichterung darüber, ihre Gedanken "sortiert" und niedergeschrieben zu haben. Es ist also völlig egal, ob es sich um Lyrik, Epik, Erzählungen oder Romane handelt. Selbstzweifel, Blockaden und die Sorge, nicht fassen zu können, was im Oberstübchen in der Ecke lauert, erfährt ein Autor tagtäglich bei jeder Art von Text. Manche brauchen deshalb Stunden, bis sie eine einzige Din-A-4-Seite oder drei Strophen eines Gedichts zu Papier gebracht haben - wenn überhaupt.

Liebe Ilka-Maria,

sehr gut getroffen!
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Alt 28.11.2021, 22:43   #9
männlich MonoTon
 
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Zitat:
Wer hat jetzt noch Angst vom Schreiben?
Jeder der nicht das "Ich" vom "Lyr.ich" trennen kann.
Btw ist da ein kleiner Schreibteufel drin, oder ist das "vom" gewollt?
Das wäre sogar noch interessanter wenn man nicht "vor dem/vorm" Schreiben als solches Angst hat, sondern "vom" Schreiben Angstzustände bekommt.
Es gibt ja eine gewisse Schwelle in der man etwas mitteilt und schreibt, oder sich selbst bloßstellt und somit angreifbar macht. Mir würde letzteres Angst machen und ich erinnere mich, es gab eine Zeit, da tat es das auch.

LG Mono
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Stichworte
angst, ehrlich, gedanken

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