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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger. |
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22.11.2005, 01:52 | #1 |
Dabei seit: 11/2004
Beiträge: 312
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Milch. 5 Sequenzen einer sich weitenden Pupille
Als du gingst, habe ich mich in deinen Schatten gelegt;
[ Die Wochentage haben ihre Namen verloren. Es gibt keine Monate mehr. Keine Morgen, an denen die Sonne aufgeht, keinen Schlaf (Nur noch das Fühlen jener Jahre, die es nie gegeben hat). Ich öffne das Fenster und atme das Treiben der Stadt, bis ich genug habe von dieser widerwärtigen Alltäglichkeit. Dann atme ich sie noch eine Stunde. (An meiner Tür klingeln Leute mit Gesichtern, die nie eine Antwort gesucht haben. Tut mir leid sage ich ihnen, aber sie ist nicht mehr heim gekehrt. Man darf nicht ehrlich zu den Leuten sein. Sie würden es nicht verstehen, und auf eine eingeschränkte Sicht muss man Rücksicht nehmen.) In der Küche wartet die Milch meiner Liebe, meiner linken Herzkammer, (Sie ist sauer und dickflüssig und schimmert grün im Licht. Aber ich sehe das Licht nicht. Und ich trinke die Milch; zärtlich, voller Genuss; es ist der Moment, auf den ich jede Minute hin lebe, dabei weiß ich gar nicht, wie Milch schmeckt -Weiße Milch) und ich schmecke sie begierig, während ich den Kopf nach hinten lehne und die Augen schließe. (Da war dieser Traum, der mir zwischen die Rippen griff-) Du Hast mir die Schenkel auseinander gerissen und alles in mir verstaut, was du hattest; was nicht sehr viel mehr war als dein Schmerz an der Welt. Bis zu jener Zeit war ich unschuldig, was das Leiden der eigenen Existenz angeht. Ich hatte also genügend Platz. Und ich wehrte mich nicht. (Also habe ich wieder das Buch zu Hand genommen, das auf Seite fünfundsiebzig ein Eselsohr hat. Es ist dick und schwer und trägt keinen Titel. Einundzwanzig Jahre habe ich gebraucht, um es zu lesen. Heute bin ich fertig geworden. In ihm steht: Man muss sich aufgeben, um frei zu sein.) So habe ich dich empfangen ] und es trug mich fort. |
22.11.2005, 03:12 | #2 |
Dabei seit: 11/2005
Beiträge: 45
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Es gefällt mir immer noch. Ich kann es immer wieder lesen. Und die Struktur mit Absätzen und Klammern finde ich bezogen auf den Titel mehr als gelungen.
Dennoch hadere ich immer noch mit diesem Satz: "Man muss sich aufgeben, um frei zu sein." Nach wie vor verdreht sich mein Hirn, wenn ich darüber nachdenke. Ein schlechter Satz. Wenn man ihn für sich annimmt. Finde ich. Ich mag ihn nicht lesen. Aber vielleicht macht dieser Satz das Ende gerade so richtig ... reinhauend. Ein guter Text. Habe ich das schon gesagt? das mü |
22.11.2005, 03:21 | #3 |
Dabei seit: 11/2004
Beiträge: 312
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Es ist Ansichtssache, wohl wahr. Aber ist es nicht so, dass einem gerade die unabänderlichen Wahrheiten so erscheinen? Man sie schlecht findet allein aus dem Drang heraus, sich selbst zu schützen? Ein Satz, über den es sich Nächte nachzudenken lohnt, nein, der Nächte des Nachdenkens verlangt. Und deshalb gut, meines Erachtens, auch über das mögliche, eigene Unbehagen hinaus.
So weit, so gut. Dir gefällt der Text noch immer, das ist fein. Ich sollte ihn auch mal wieder lesen. Ja, sollte ich tun ... db.A |
22.11.2005, 03:22 | #4 |
Dabei seit: 11/2004
Beiträge: 312
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(und fuck, hätte ich noch ein paar Sekunden gewartet, wäre die Zeit meiner Antwort ebenfalls palindromisch gewesen)
(Nachtrag: Und nein, diese hier zählt nicht.) |
22.11.2005, 18:35 | #5 |
Dabei seit: 04/2005
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 732
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ja. er ist immer (noch) gut.
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