Innehalten

[gestaltlos]

Stille für einen Moment,
den man für so unerträglich empfänd;
Die Welt um dich anhalten
und Gedanken neu verwalten.

Alles dreht sich um dich herum,
kein Verständnis, drum bleibst du stumm.
In den Spiegel schaust du ratlos;
Wer bist du und was willst du bloß?

Innehalten, du hast es geschafft
für den Augenblick hast du dich aufgerafft,
doch weitermachen kannst du so nicht,
bevor du unter der Last zerbrichst.

Innehalten, in sich kehren
deine Seele wird dich die Wahrheit lehren.
Zurückkehren kannst du nun nicht,
denn vor dir, dort liegt endgültig das Licht.

[Candlebee]

Hallo gestaltlos,

dein Gedicht hat mich bewegt. Denn ich kenne diesen Zustand, wenn man nicht weiter weiß, sich alles in einem überschlägt und dann doch der rettende Strohhalm zu greifen ist.

Ein paar Anmerkungen hab ich: Das Wört "empfänd" kenne ich nicht. Drum hab ich mal etwas herumgebastelt. Vielleicht kannst du damit etwas anfangen. Der Lesefluss ist so auch besser.

Die Stille, die man kennt,
so unerträglich im Moment;
möge doch die Welt anhalten,
um neue Gedanken zu erhalten.

Alles dreht sich um dich rum,
kein Verständnis - du bleibst stumm.
In den Spiegel schaust du ratlos.
Was willst du und wer bist du bloß?

Innehalten, bis du es geschafft,
für den Augenblick hast du dich aufgerafft.
Doch weitermachen kannst du so nicht!
Deine Seele an der Last zerbricht.

Innehalten, in sich gehen.
Blick gradeaus, dann wirst du sehen.
Zurückkehren ist keine Option,
denn Licht im Tunnel siehst du schon.



Musst meinen Vorschlag nicht annehmen. Ich kenne das, wenn jemand ein Gedicht umkrempelt. Aber daran kann man wachsen, find ich.

Nette Grüße, Candlebee

[gestaltlos]

Hallo Candlebee,

ich finde es sehr berührend, dass du durch mein Gedicht meine Gefühle nachempfinden konntest. Ich freue mich sehr über dein Feedback und mir gefällt deine überarbeitete Version auch. Ich finde auch, dass man an Kritik wachsen kann und freue mich sehr, dass dich das Gedicht dazu inspiriert hat, deine eigene Version daraus zu machen.

Liebe Grüße
gestaltlos

[Heinz]

Liebe Candlebee,
das Wort "empfände" gibt es schon:

Konjunktiv II
ich empfände
du empfändest
er empfände
wir empfänden
ihr empfändet
sie empfänden

Aber hier ist es fehl am Platz.
Ich wünschte, du empfändest Zuneigung zu mir, dann empände ich so was wie Liebe.
"empfäng" ist allerdings eine unnötige Amputation.
Deine Überarbeitung (liebe gestaltlos, lies und staune) ist eine deutliche Verbesserung.
Es ist halt schwierig, an einem bereits vorhandenen Text herum zu basteln und oft geht es wie in diesem Fall zu Lasten des rhythmischen Leseflusses.
Ein Hemmnis, liebe gestaltlos, scheint mir der selbstauferlegte Reimzwang zu sein,
kennt - Moment
anhalten - verwalten
herum - drum - stumm
du ratlos - du bloß
usw. ist noch nicht das Gelbe vom Ei. Auch der Wechsel des Versfußes bei den Versanfängen stört mein rhythmisches Empfinden.
Versuch es doch mal mit Blankversen (reimlos, mal mit klingenden, mal mit stumpfen Kadenzen, in fünfhebigen Versen), die lange Zeit das Nonplusultra in der deutschen Dichtung waren (auch Skakespeare hat sie verwendet:

Es war die Nachtigall und nicht die Lerche,........xXxXxXxXxXx
Die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang;......xXxXxXxXxX

Das Schöne an solchen Versen ist, dass man die Reimerei gar nicht vermisst.

Liebe Grüße,
Heinz