vorbei

[ftatateeta]

am Tag danach

ich hab Gebrauch gemacht
von meinem Rücktrittsrecht
hab ihm adieu gesagt
weil‘s nichts mehr bringt

jetzt geh ich hin und her
wo ich zuhause bin
und deck den Vogel zu
dass er nicht singt

ich koch Kaffee für zwei
und gieß die Hälfte weg
und staub die Lampe ab
zum fünften Mal

studier das Zeitungsblatt
und halt‘s verkehrt herum
und dass der Toast verbrennt
ist mir egal

ich nehm den Hörer ab
und ruf ihn doch nicht an
wird das vorübergehn?
bald oder wann?

[Heinz]

Liebe ftatateeta,
eine Trennung in kurzen jambischen Versen mit viel Hintergrund.
Die abschließende Frage:
"wird das vorübergehn?
bald oder wann?"
kann dir kein Mensch beantworten. Vielleicht so zwischen einer Woche und fünfzig Jahren? Oder vermeintlich morgen mit gelegentlichen Absackern noch nach vielen Jahren? Vielleicht auch gleich, wenn man sich (ich rate dringend davon ab) die Kugel gibt.
Was da so vorübergehen soll, schwächt sich auf jeden Fall ab.
Und immer dran denken:

Es küsst sich die Lippe des Zweiten
wie kaum sich die Lippe des Ersten geküsst!

Liebe Grüße,
Heinz

[ftatateeta]

50 Jahre?! OMG!

Aber danke, Heinz, für deine verständnisvollen Worte.

Liebe Grüße von ftatateeta

[Ilka-Maria]

Super Gedicht, ftatateeta. So einfach und doch eindringlich kann Lyrik funktionieren. Diesen Zustand der "hektischen Benommenheit" hast du gekonnt beschrieben. Ich habe vor längerer Zeit ein Gedicht von einer bekannten deutschen Lyrikerin gelesen, die das gleiche Thema bearbeitet hat (könnte Droste-Hülshoff gewesen sein, ich bin mir aber nicht sicher). Sie beschrieb es ungefähr so: Ich zieh mich an, ich zieh mich aus / ich schminke mich, ich schmink mich ab / ... usw.

Dein Gedicht erzählt von der gleichen Ruhelosigkeit in einem Zustand, den man nicht beeinflussen kann. Genausogut könnte man gefesselt am Marterpfahl stehen.

VG
Ilka

[ftatateeta]

Danke, Ilka-Maria

und guten Gruß