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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 27.09.2022, 14:34   #1
männlich goedichte
 
Benutzerbild von goedichte
 
Dabei seit: 08/2022
Ort: am Ende der Welt
Beiträge: 56

Standard Deutsches Land

Deine Zeit, sie ist vorbei
Und mein Herz, es geht entzwei.
Warst das Heim das ich nie hatte;
Tote Frau und ich dein Gatte.
Hitlers Krieg hat dich verzehrt,
Nie mehr bist du heimgekehrt.
Und gefangen in Visionen
Deiner bösen Depressionen
Stimmst du an ein Klagelied
Und begehst still Suizid.

Sollen wir dich sterben lassen
Oder nochmal Hoffnung fassen?
goedichte ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.09.2022, 15:56   #2
männlich bipolar
 
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Dabei seit: 02/2014
Ort: Neuss
Alter: 35
Beiträge: 611

Hi, wer ist die Frau?
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Alt 27.09.2022, 16:52   #3
männlich Heinz
 
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Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879

Irritierend!
"Deine Zeit" - wessen Zeit?
Sie war das Heim, das du aber nie hattest? Wie passt das zusammen?
Du (bzw. das LI) warst der Gatte (oder der Witwer), die Frau ist tot, von Hitlers Krieg verzehrt; wie alt wäre sie heute, wenn sie als Kriegsopfer gelten soll?
Ich bin ratlos.
Gruß,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.09.2022, 17:33   #4
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.711

Es geht um keine Frau.

Lest mal die Überschrift.

@goedichte

Klasse Gedicht.

Schöne Grüße
DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.09.2022, 20:11   #5
männlich aufgeklappt
 
Dabei seit: 09/2022
Ort: hier
Beiträge: 162

hey goedichte

köstlich die Rezentionen und Assoziationen davor!
aber zum Text: nach begagenem stillen Suizid erübrigt sich die anschließende Frage, sei denn es handelt sich um Wiederbelebungsversuche
aufgeklappt ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.09.2022, 01:10   #6
Ex-Pennywise
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2020
Beiträge: 599

Moin goedichte,

ich bin da bei Silbermöwe. Mir gefällt das auch sehr. Und ich denke, es ist auch absolut verständlich, was du ausdrücken willst. Ein Land hat nach einem Krieg nie mehr zu sich zurückgefunden. Ob ein stiller Suizid mit einem Klagelied einhergeht, sei mal dahingestellt. Aber ich finde, dass du hier eine wirklich gute Idee auch metrisch gut umgesetzt hast. Ich empfinde das zwar selbst nicht so, denn ich kenne Deutschland nur aus der Nachkriegszeit und kann somit keinen Vergleich ziehen, aber mir ist klar, auf was du hinaus willst. Die Schuldübernahme über viele Generationen hinaus und eine gewisse Hemmung. Ein ganz schwieriges Thema übrigens. Ich denke, dass man niemals vergessen und mehr als ein Auge drauf halten MUSS, damit solche Dinge nie wieder geschehen.
Hat mir gut gefallen.

Gruß

Pennywise
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Alt 28.09.2022, 06:55   #7
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.089

Zitat:
Zitat von Pennywise Beitrag anzeigen
Und ich denke, es ist auch absolut verständlich, was du ausdrücken willst. Ein Land hat nach einem Krieg nie mehr zu sich zurückgefunden. ...

Die Schuldübernahme über viele Generationen hinaus ... Ich denke, dass man niemals vergessen und mehr als ein Auge drauf halten MUSS, damit solche Dinge nie wieder geschehen.
Guten Morgen,

ich bin verblüfft: Wäre es denn wünschenswert gewesen, wenn Deutschland nach jedem Krieg "zu sich zurückgefunden" hätte? Zu was? In die Zeiten der Erbfeindschaft mit Frankreich, zum kaiserlichen Regime und den preußischen Junkerzeiten, zu Nationaldenken und Imperialismus? Zu der Instabilität inmitten Europas, die Bismarck mit seiner komplizierten Bündnispolitik mühsam im Griff zu behalten suchte? Zurück zur Romantisierung des Deutschtums, aus der sich nicht nur erbaulische Literatur, sondern auch Herrscher- und Rassenwahn, Blut- und Bodenparolen speisten?

Was will der Kommentar aussagen? Beklagt er die ewige "Schuld über Generationen hinweg" durch ein Regime , das einen verheerenden Krieg losgetreten hat, oder verteidigt er die Notwendigkeit, solche Ereignisse nie mehr vergessen zu dürfen?

Es ist eine Binse, dass Krieg ein Land verändert, egal ob Sieger oder Verlierer. Hätte die Nachkriegspolitik nicht zur Ost-West-Spaltung geführt, hätte Westeuropa nicht den Marshall-Plan bekommen, sondern den Morgenthau-Plan. Deutschland wäre keine Industrienation, sondern ein Bauernstaat geworden.

Ein derart rückwärtsgewandtes Denken, wie es in dem Gedicht zum Ausdruck kommt, ist für mich höchst befremdlich.

VG
Ilka
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Alt 28.09.2022, 09:26   #8
Ex-Pennywise
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Dabei seit: 12/2020
Beiträge: 599

Guten Morgen Ilka,

ich dachte eigentlich, dass das offensichtlich ist. Der Kommentar deutet klar auf die Notwendigkeit hin, niemals zu vergessen und alles zu tun, dass das nie mehr passiert.
Leider sind wir heute an einer Stelle, an der sich Abgrenzung und Nationalismus wieder breit machen. Nicht nur bei uns. Die Wahl in Italien ist gerade ein aktuelles und abschreckendes Beispiel.

"Ein Land hat nach einem Krieg nie mehr zu sich zurückgefunden"
Ich habe nicht geschrieben, dass es die politische Struktur ist, zu der das Land zurückfinden muss oder dass das erstrebenswert ist. Gott bewahre!
Ich meine das, was in den Köpfen stattfindet. Es ist ein dunkler Schatten, der immer da sein wird. Was Beschmutztes.
So interpretiere ich auch die im Text angesprochene Veränderung. Ich glaube nicht, dass der Schreiber hier die Vorkriegszeit romantisiert.
Was die Schuldübernahme betrifft. Nachfolgende Generationen trifft keine Schuld. Wie auch? Aber uns trifft Schuld, wenn wir heute wegschauen.

Ich weiß nicht, ob in meinem Kommentar wirklich eine rückwärtsgewandte Sicht mitschwingt. Ich habe ein Gedicht bewertet und versucht zu erörtern, was Goedichte dazu veranlasst hat, es zu schreiben. Die ganzen politischen "Was wäre wenn" Spielchen habe ich nicht aufgeführt und die halte ich auch nicht für angebracht.
Ich finde es übrigens befremdlich, dass mir aufgrund eines kurzen Kommentars, der null politische Meinung aufweist, ein rückwärts gewandtes Denken zugeschrieben wird. Vielleicht habe ich mich blöd ausgedrückt, aber wirklich viel geschrieben habe ich nicht. Das mache ich erst in diesem Kommentar, den es zur Richtigstellung scheinbar braucht.
Wer mich kennt weiß, dass ich sowas von nicht rückwärtsgewandt denke.
Schade, dass das hier wohl falsch rübergekommen ist.

Pennywise
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.09.2022, 09:52   #9
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.089

Zitat:
Zitat von Pennywise Beitrag anzeigen
ich dachte eigentlich, dass das offensichtlich ist. Der Kommentar deutet klar auf die Notwendigkeit hin, niemals zu vergessen und alles zu tun, dass das nie mehr passiert.
Leider sind wir heute an einer Stelle, an der sich Abgrenzung und Nationalismus wieder breit machen. Nicht nur bei uns. Die Wahl in Italien ist gerade ein aktuelles und abschreckendes Beispiel.
Guten Morgen zurück, Pennywise,

das ist ein Missverständnis. Meine Frage ging dahin, auf den Widerspruch zwischen dem Beklagen der unmöglichen Rückkehr in das Land, das es einmal war, und der Forderung des Erinnerns, wie schlimm diese Verhältnisse waren, hinzuweisen. Ich bringe das nicht zusammen.

Bei dem Rechtsruck, der seit Jahren durch Europa und andere Teile der Welt geht, brauchen wir weniger auf Italien als auf Ostdeutschland zu blicken. Gegen die AfD ist die künftige Koalition in Italien eine Kuschelformation, und noch ist nicht raus, wie langlebig sie sein wird. In Italien gehen die Regierungswechsel bekanntlich ratz-fatz vor sich, da fackelt die Bevölkerung nicht lange.

Zitat:
Zitat von Pennywise Beitrag anzeigen
Ich habe nicht geschrieben, dass es die politische Struktur ist, zu der das Land zurückfinden muss oder dass das erstrebenswert ist. Gott bewahre! Ich meine das, was in den Köpfen stattfindet.
Das ist richtig. Ob das aber mit Vergessen zu tun hat, weiß ich nicht. Erinnerungen bzw. Geschichtskenntnisse können bewirken, dass man sich erst recht den "starken Mann an der Spitze wünscht", der widerspruchsresistent sagt, wo es lang geht. Dafür gibt es in Europa, China und mittlerweile in den U.S.A. genügend Beispiele.

Zitat:
Zitat von Pennywise Beitrag anzeigen
Wer mich kennt weiß, dass ich sowas von nicht rückwärtsgewandt denke.
Schade, dass das hier wohl falsch rübergekommen ist.
Nee, zu mir ist nichts falsch rübergekommen. Mein letzter Satz bezog sich nicht auf deinen Kommentar, sondern auf den Text des Autors. Ich habe den Begriff "Text" inzwischen in "Gedicht" korrigiert, um das Missverständnis auszuräumen.

LG
Ilka
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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.09.2022, 21:08   #10
männlich Heinz
 
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Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Hallo goedichte,
ich habe völlig neben der Spur gelegen und dummes Zeug gefragt. Natürlich gingen mir spätestens nach Silbermöwes Beitrag die Augen auf. Und nun also mit geöffneten Augen:

Deine Zeit, sie ist vorbei
Und mein Herz, es geht entzwei.
Warst das Heim das ich nie hatte;
Tote Frau und ich dein Gatte.
Hitlers Krieg hat dich verzehrt,
Nie mehr bist du heimgekehrt.
Und gefangen in Visionen
Deiner bösen Depressionen
Stimmst du an ein Klagelied
Und begehst still Suizid.

Sollen wir dich sterben lassen
Oder nochmal Hoffnung fassen?

Woran machst du fest, dass für das deutsche Land die Zeit vorbei sei?
Ich fahre durch Deutschland, habe Freunde in fast allen Ecken Deutschlands, begeistere mich immer wieder aufs Neue an den ganz unterschiedlichen Reizen dieses Landes, besuche jahrhundertalte Sehenswürdigkeiten und treffe überall sehr liebenswürdige, gastfreundliche Menschen. Keine Bange, ich habe keine rosarote Brille auf und bin durchaus in der Lage, Fehlentwicklungen zu erkennen. Die Bevölkerungszahl ist von ca. 81 Mio in den letzten zehn Jahren auf 84 Mio angewachsen, die Lebenserwartung ist gestiegen. Corona ausgenommen gehören wir zu den gesündesten Völkern der Welt. Und geht es verdammt gut.
Hitlers Krieg ging, Gott sei Dank, verloren und dennoch haben wir es geschafft, wieder ein anerkanntes Glied der Völkergemeinschaft zu werden.
Ich freue mich heute noch über die ersten zaghaften Anfänge der Völkerverständigung, die aus dem "Erbfeind" Frankreich einen guten Nachbarn gemacht hat, bin heute noch stolz darauf, dass ich eine Städtpartnerschaft zwischen einer polnischen Stadt und einer in Mecklenburg-Vorpommern initiieren konnte.
Heimgekehrt, sagst du, seien wir nicht. Heimgekehrt in welche Verhältnisse?
Wo siehst du einen stillen Suizid?
Dein Gedicht vermag mich nicht zu überzeugen.
Gruß,
Heinz
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deutschland, klage, untergang



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