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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 29.01.2022, 20:55   #1
männlich SchwarzPoet
 
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Beiträge: 35

Standard Guten Morgen

Erstickt in den Träumen vermag man wohl kaum,
zu denken, zu sprechen, der Mund voller Schaum.
Gedanken sie kreisen, schon fast lächerlich,
im Nebel der Dummheit, des Menschen an sich.

Die Augen geschlossen, zum Rhythmus man tanzt,
sind Schnarchen und Sabbern im Bett was du kannst.
Die Krone der Schöpfung, bemitleidenswert
und Gase im Magen, ist das was hier gärt.

Es gibt kein Entrinnen, ja Flucht aussichtslos,
wenn in dieser Traumwelt der Irrsinn zu groß.
Der Irrsinn versteckt in menschlich Natur,
verbunden mit Schlafsand er leider nicht nur.

Das Ticken und Tacken, es klingt fürchterlich,
auf leisen, oh Sohlen, er kroch, ja er schlich.
Der Wahnsinn, der Krieg, der stets in uns tobt,
ist wirklich, wahrhaftig und oftmals erprobt.

Vom Sandmann gefangen zerstört er uns nie,
verbleibt der Gedanke nur als Utopie.
Die Zeiger der Uhr flüstern ganz leis:
"Wenn klingelt der Wecker, habt ihr den Scheiß!"

(c) SchwarzPoet
SchwarzPoet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.01.2022, 04:32   #2
weiblich C.Alvarez
 
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Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889

Guten Morgen lieber SchwarzPoet,
ein Gedicht der etwas anderen Art präsentierst du dem Leser hier. In jeder Strophe, und ganz konkret in der zweiten, desillusionierst du die Vorstellung der Frommen vom Menschen als die "Krone der Schöpfung". Du nimmst dafür erstmal alles, was sich im Schlaf abspielt als Beispiel, lässt aber am Schluss durchblicken, dass nach dem Aufwachen der Scheiss erst richtig losgeht.
Die Traumwelt ist ein Kapitel für sich, deren Irrsinn und Verschwommenheit du gut beschreibst, in verständlicher Sprache diesmal. Dein Gedicht bestätigt für mich mal wieder meine Überzeugung, dass der Mensch leider nichts weiter ist als eine Fehlkonstruktion der Natur wie es so viele gab in den Millionen Jahren der Evolution. Allein diese ganzen ekelerregenden Körperfunktionen, die du so bildhaft beschreibst, welcher Konstrukteur wäre wohl auf so ein Endprodukt stolz? Sowas könnte eine allmächtige Kraft (ich spreche hier nicht vom lieben Gott der Frommen) die in der Lage ist ein ganzes Universum entstehen zu lassen doch besser hinbekommen.
Mir hat das Gedicht gut gefallen, düstere Sachen sind sowieso eher mein Ding als diese "Romancing the world" Geschichten.
Dennoch kann ich dir zwei kleine kritische Anmerkungen nicht ersparen:

Es gibt kein Entrinnen, ja Flucht aussichtslos,
wenn in dieser Traumwelt der Irrsinn zu groß.
Der Irrsinn versteckt in menschlich Natur,
verbunden mit Schlafsand er leider nicht nur.

Hier benutzt du zweimal das Wort Irrsinn. Ich hätte im dritten Satz den Begriff "Das Böse" benutzt, ausserdem hätte ich statt menschlich menschlicher geschrieben:

Das Böse versteckt in menschlicher Natur,

Das zweite was ich generell nicht mag sind Inversionen:

verbunden mit Schlafsand er leider nicht nur.

Ich verstehe schon, es ging dir um den Reim. Aber das kann man doch eleganter lösen:

verbunden mit Schlafsand, aber leider nicht nur

Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, dein Gedicht ist auch so wie es ist lesenswert und hat mich beeindruckt.

Ich wünsche dir einen schönen Sonntag!

Corazon
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.01.2022, 16:32   #3
männlich SchwarzPoet
 
Benutzerbild von SchwarzPoet
 
Dabei seit: 01/2022
Beiträge: 35

Danke Corazon, um auf die beiden Punkte des Meckerns auf hohem Niveau mal im Vorfeld einzugehen:

Das Wort Irrsinn habe ich bewusst gedoppelt, aus der Intention heraus, um seine Bedeutung nochmals gezielt zu betonen und herauszuheben. Zumindest war das die Idee dahinter. Bei der Zeile mit dem Schlafsand ging es mir tatsächlich um den Leserhythmus, um ein mögliches Stocken im Lesefluss zu verhindern.

Wenn man sich den Werdegang der Menschheit mit Kriegen, Gewalt, Massenmord und Völkermord (amerikanische Ureinwohner, Juden im 3. Reich usw.), Unterdrückung von Minderheiten, Sklaverei, Apartheit, Ausbeutung der Bevölkerung, Unterdrückung der Frauen, Terrorismus, Kinderarbeit, Kinderhandel, Kinderpornografie und und und so anschaut in der gesamten Menschheitsgeschichte bis zur Gegenwart, kann einem eigentlich regelrecht nur schlecht werden.

Und all dieses Übel entsteht in den Köpfen der Menschen als krankes Gedankengut, als böser "Traum" aus dem so einige besser nicht aufwachen sollten, damit sie diesen Traum nicht zur Realität machen.

Leider ist dieser Irrsinn aber leider kein Traum, sondern das was sich in der realen Welt durch die Geschichte des Menschen, wie ein breiter Fluss aus Blut, Leid und Elend zieht. Sprich besser wäre es zwar, wenn all das Böse ein Traum bleiben würde, nur leider klingelt bei zu vielen Menschen der Wecker, der das Böse in die wirkliche Welt holt. Das habe ich mit einigen Aspekten versucht anzureißen, denn wenn man alles zur Sprache bringen würde, was mit der Menschheit nicht stimmt, müsste ein einziges Gedicht so lang wie die Brockhaus Enzyklopädie oder doch eher wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin,... man munkelt, man munkelt.
SchwarzPoet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.01.2022, 20:16   #4
männlich Andri
Gast
 
Dabei seit: 12/2019
Ort: Die Erde
Beiträge: 425

Hallo Schwarzpoet,

wie schon Corazon bemerkt hat, finden sich einige Schwächen in dem Gedicht, außer den Genannten finde ich auch Folgendes nicht gut:

Zitat:
Gedanken sie kreisen, schon fast lächerlich,
auch
Zitat:
Die Augen geschlossen, zum Rhythmus man tanzt,
sind Schnarchen und Sabbern im Bett was du kannst.
Du neigst zu einer passiven Satzstellung, zu Inversionen und vermeidest sehr stark die Verben, z.B ist "gibt" in der Strophe das einzige Verb:

Zitat:
Es gibt kein Entrinnen, ja Flucht aussichtslos,
wenn in dieser Traumwelt der Irrsinn zu groß.
Der Irrsinn versteckt in menschlich Natur,
verbunden mit Schlafsand er leider nicht nur.
Dadurch wirkt das Gedicht oft sehr "reimbemüht" und gekünstelt.

Inhaltlich kann man es sicher so stehen lassen, da wundere ich mich über percapercas Kommentar. Es ist in der Kategorie "Düstere Welt und Abgründiges" nicht das Loblied auf die arbeitenden Gutmenschen zu erwarten.
Ich denke unbewusst hast du Einflüsse aus G. Benns "Der Arzt II" mit eingebaut. Alleine Benns Zeile: " Die Krone der Schöpfung, das Schwein, der Mensch –"

Viele Grüße,
Andri
Andri ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.01.2022, 00:22   #5
männlich Krebsgestoeber
 
Benutzerbild von Krebsgestoeber
 
Dabei seit: 03/2013
Alter: 31
Beiträge: 313

Die Kategorien böse und gut sind grundsätzlich von den moralischen Standards einer Kultur abhängig. Eine Kultur, die sich hohe Standards leisten kann, unterbietet sie auch häufiger und hat somit mehr Anlass zur Selbstkritik.

Ich muss da an ein Gespräch mit meinem Mitbewohner aus Pakistan denken. Er meinte mal zu mir: "Women have it easy in our country. They don't even work. They just get up, have their breakfast at 10 AM, watch drama series, meet their friends and maybe do some workout until dinner." Ich darauf: "And who takes care of the household?" Er: "We have a servant." Ich: "Who is a women?" Er: "Yes." Ich habe ihn natürlich ausgelacht, aber er kapierte nicht warum.

Beste Grüße
KG
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