|
|
Kolumnen, Briefe und Tageseinträge Eure Essays und Glossen, Briefe, Tagebücher und Reiseberichte. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
24.09.2023, 13:44 | #1 |
Sonntagskind
sonntags rasiert Papa sich nie das Geschäft hat geschlossen und daheim kann er ja wohl tun und lassen was ihm passt Mama geht in die Kirche ich darf sie begleiten weil ich bin ja schon groß und allein mag sie nicht hin wenn die Orgel spielt das gefällt mir ein feste Burg ist unser Gott den Anfang könnt ich schon mitsingen aber Mama macht schsch die Frau Pfarrer hat ein schwarzes Kleid an das geht bis zum Boden sie redet sehr lang immer da versteh ich kaum was wenn alle zusammen reden versteh ich erst recht nichts man nennt es beten und der liebe Gott hört uns zu hinterher krieg ich ein Snickers aber nur wenn ich brav war und hab nicht gezappelt und nicht die Haut abgeknabbert an den Fingernägeln |
|
24.09.2023, 15:46 | #2 |
Dabei seit: 09/2023
Ort: Siegburg/Straubing immer im Wechsel
Beiträge: 29
|
Oh Snickers hab ich auch immer am liebsten gegessen, auch wenn ich nicht immer ganz so brav war. Das schmeckt dem Faulpelz genauso wie dem Fleißgen . Trotzdem hatte ich ähnliche Erfahrungen. Bei mir war’s immer die Oma die mit mir und meiner Schwester in die Kirche ging. Meine Schwester hat’s gehasst.
Die kindliche Perspektive ist gut getroffen. Bei der Zeile ‚ich darf sie begleiten‘ hätte ich vermutlich eher ‚ich darf mit‘ geschrieben. |
25.09.2023, 16:51 | #3 |
Hallo Baskerville
. Danke für dein Interesse und den Kommentar. Über deinen Textvorschlag hab ich nachgedacht, möchte aber lieber bei dem verwendeten Verb bleiben. Es entstammt dem Wortschatz der Mutter, die das Kind als Begleitung braucht (oder missbraucht) anstelle des Ehemanns. Anders als deine Oma, die sicherlich nur deine und deiner Schwester religiöse Erbauung im Sinn hatte. Hoffentlch hat's genützt, Snickers hin oder her. LG ftatateeta |
|
25.09.2023, 17:10 | #4 |
Dabei seit: 09/2023
Ort: Siegburg/Straubing immer im Wechsel
Beiträge: 29
|
Ah verstehe, ja das macht auf der Metaebene natürlich schon Sinn, ich dachte eher daran dass Kindermund da oft weniger wählerisch ist mit der Wortwahl .
Und ja meine Großmutter hat ihr Bestes gegeben uns zu guten Christen zu erziehen. Ob wir ihrer ursprünglichen Erwartungshaltung immer gerecht werden ist ne andere Frage, die hat aber nix mit dem Snickers zu tun, das esse ich heute noch gerne . LG, Baskerville |
25.09.2023, 18:29 | #5 | |
Zitat:
Bei uns war es noch lustiger: Die Kinder gingen alleine in die Kirche, weil sie mussten, die Eltern überhaupt nicht, weil sie keine Lust hatten. Nur zur Konfirmation bequemte man sich dann mal hin. Das ist ein schönes Erzählgedicht, ftatateeta. Erinnert mich an eigentlich schöne Zeiten aus Kindheit und Jugend. LG DieSilbermöwe |
||
26.09.2023, 13:13 | #6 |
Liebe Silbermöwe.
In unserem christlichen Abendland hier haben wohl die meisten die eine oder andere kirchenbezogene Kindheitserinnerung. Ich selbst bin katholisch aufgewachsen; der sonntägliche Besuch eines Gottesdienstes war Pflicht. Wir hatten sogar mal einen Religionslehrer, der wöchentlich in ein Büchlein aufschrieb, wer geschwänzt hatte. Im Übrigen erinnere ich mich vor allem an die Langeweile während endloser Predigten. Einmal wurde ich von der Kanzel herab (!) ermahnt, endlich still zu sitzen. Ich war noch klein, aber - Schande über Schande! Danke für dein feedback. Mach’s gut. ftatateeta |
|
26.09.2023, 16:27 | #7 | |
Liebe ftatateeta
Zitat:
LG DieSilbermöwe |
||
26.09.2023, 16:37 | #8 |
Dabei seit: 09/2023
Ort: Siegburg/Straubing immer im Wechsel
Beiträge: 29
|
Nennt man sowas nicht Dichterische Freiheit ?
|
26.09.2023, 17:03 | #9 |
Sicher, aber mich wundert es. Wenn ich an die Kirche in meiner Jugend denke (bin evangelisch), würde ich nie einen katholischen Pastor vor mir sehen und über ihn dichten.
Ich weiß aber auch, dass das LI nicht identisch mit dem Autor ist. |
|
26.09.2023, 18:17 | #10 |
Ich mische mal etwas mit
Liebe ftataateeta,
vielleicht war es eine Diakonin, die schwarz gekleidet war, sozusagen die rechte Hand des Pfarrers? Oder irgendeine Nonne? Ein Kind kann das ja nicht wissen. Ich übrigens auch nicht, aber das schlaue Internet: Diakoninnen gibt es in verschiedenen Kirchen, in denen auch Frauen ordiniert werden, beispielsweise in den meisten evangelischen, anglikanischen und alt-katholischen Kirchen. Meine Mutter war immer der Ansicht, das einige meist nur in die Kirche gehen, um ihren neuen Hut vorführen zu können. Viele "Behütete" sah ich Mitte der 70er Jahre in einer Kirche in Swansea / Wales. Komisch, heute ordnete ich einige Papiere in Mappen und Kartons (es gibt noch viel zu tun, packen wirs an) und stieß u.a. auf meine Konfirmations-Glückwünsche - sieben an der Zahl - von 1952. Was ich so alles aufhebe? Ich bin eben ein sentimentaler Mensch. Liebe Grüße von Inka |
|
14.10.2023, 15:11 | #11 |
Hallo ihr. Entschuldigt bitte, dass ich so spät antworte.
Die Kirche im Gedicht ist eine evangelische, definiert durch die Frau Pfarrer. Mein katholischer Background, der ja keine Rolle spielt im Text, hindert mich nicht, Silbermöwe, das eine oder andere über die Evangelen zu wissen. Deren Gottesdienste ich übrigens viel angenehmer finde als die katholischen, weil weniger schwülstig. Wird sich nicht viel dran geändert haben seit meiner Zeit. Inka, über die Hüte musste ich lachen. Heute trägt man ja eher unzerdrückte Frisuren zur Schau. Aber es stimmt: die besten Kleider waren (sind?) die Sonntagskleider, die man zum Kirchgang anzog. Wie das vorgestellte Kind sich später entscheiden wird, wäre spannend zu wissen. Eine religiöse Unterweisung ist das ja noch nicht, wozu es hier Sonntag für Sonntag gezwungen wird und das auch noch als Gunst verkauft kriegt (ich darf sie begleiten). Vielleicht gerät es dem kirchenfaulen Papa nach. Danke für euer Interesse und lieben Gruß ftatateeta |
|