Rosenblut

[Ilka-Maria]

Rosengetränkt liegt der Garten,
als schwimme er in seinem Blut,
sie sieht den Gatten durchwaten
des roten Blütenmeers Flut.

"Ach, wäre ich eine der Blumen,
die du voller Sorgfalt hegst,
dürfte an deiner Brust ruhen,
wie wir es einstmals gepflegt."

"Dumme Vettel, laß das Klagen,
dein Jugendschmelz ist dahin,
welken seh ich dich Tag um Tage,
nur nach Frischem steht mir der Sinn!

Meine Rosen kehren wieder
jedes Jahr so zart wie Samt,
jung wie von Schuld freie Kinder,
gehüllt in ihr duftend Gewand.

Mein Liebchen wird morgen kommen,
du gibst deine Kammer ihr,
es bleibt dir unbenommen,
im Keller zu suchen Quartier."

Der Abend senkt sich hernieder,
zum Haus lenkt der Alte den Schritt,
Entsetzen lähmt seine Glieder,
als die Schärfe der Axt ihn trifft.

"Du bist durch und durch verdorben,
ein verkrüppelter, morscher Baum,
die Wurzeln längst abgestorben,
an der Zeit, den Stamm umzuhau'n!"

Nun liegt er unter dem Keller,
den er ihr hat zugedacht,
versteckt unter Dielenbrettern,
eine Rose schmückt täglich sein Grab.

[Sonja]

Ein echt tolles Gedicht.
Und dann auch noch philosopisch.
Das Einzige was mich ein bisschen "stöhrt" ist, dass es sich für meinen Geschmack so holperig liest.

[Ilka-Maria]

Liebe Sonja,

es war auch nicht einfach, passende Wörter für die Reime zu finden und dabei den Rhythmus zu halten. Vielleicht hört es sich aber auch deshalb holprig an, weil ich partout den Wechsel von weiblichen und männlichen Kadenzen bis zum Schluß durchhalten wollte. So gesehen, ist jedes Gedicht immer wieder ein Experiment.

Danke für den Kommentar.

LG
Ilka-M.

[Sonja]

Ja recht hast du.
Experiment trifft es schon ganz gut.