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Sprüche und Kurzgedanken Prosatexte, die einen Sachverhalt möglichst kurz und knapp schildern. |
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23.10.2010, 11:44 | #1 |
R.I.P.
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Irrtum
Die Sache
liegt so, daß manche Schriftsteller sich einbilden, sie schildern das Leben, wie es wirklich ist, wenn sie den Ausdruck "Sch..ße" (aber ohne Punkte!) verwenden. Andererseits liegt die Sache so, daß manche Leser sich einbilden, es sei das wirkliche Leben, das da geschildert wird.... weil der Ausdruck "Sch..ße" drin vorkommt. Beides beruht auf Irrtum. R.U. (Literazzia # I) |
27.10.2010, 18:11 | #2 |
Dabei seit: 10/2010
Ort: Bay
Beiträge: 6
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Da kann ich jetzt aber nicht ganz zustimmen. Natürlich wird nichts real, wenn man Fäkalbegriffen benutzt, aber andererseits ist es ja die subjektive Auffassung des Autors. Wenn dieser jetzt das Leben gerad einmal als sch...ße betrachten möchte ist das ja sein gutes Recht. Traurig ist es schon, dass für viele Menschen das Leben nun ein mal mit dem besagten Wort zu beschreiben ist, zumindest bilden sie sich das, wie du sagst ein. Doch wenn man sich etwas bezüglich seines subjektiven Zustandes "einbildet" ist es ja eigentlich real...
Jedoch stimme ich in der Hinsicht zu, dass ich es nicht gerade elegant und erstrebenswert finde, so zu schreiben. |
29.10.2010, 17:04 | #3 |
Dabei seit: 09/2009
Alter: 29
Beiträge: 93
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Vielleicht fehlt es manchen Menschen einfach nur an der Fähigkeit, das Gute hinter all der Sch..ße zu sehen.
Und zu guter Letzt wächst man mit jedem Stein, der einem in den Weg gelegt wird. Es kommt nur darauf an, ob man den Stein als Trittstein oder als Stolperstein sieht. |
29.10.2010, 18:53 | #4 |
Dabei seit: 10/2010
Ort: Bay
Beiträge: 6
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Sicher. Aber ich finde trotzdem oft die Ästhetik gerade in den Situationen, in denen man einfach nichts anderes als Stolpersteine wahrnimmt. War ja schon im Expressionismus beliebt. Sollte natürlich kein dauerhafter Zustand im wahren Leben sein, sonst läuft etwas falsch. Aber in der Literatur halte ich einiges davon.
Natürlich nicht direkt mit dem besagten braunen Wort in Verbindung. ^^ |
30.10.2010, 10:28 | #5 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Samsa!
In meinem Beitrag geht es aber gerade um jenen bewußten Ausdruck. Als R.U. dies seinerzeit schrieb, was das f****-Wort noch ausgesprochen tabu. Beide Ausdrücke sind einfach nur widerlich. Fäkalien gehören an einen bestimmten Ort, das Andere in 4 Wände. Keine Trittsteine, keine Stolpersteine - lediglich Unappetitlichkeiten. Thing |
30.10.2010, 12:02 | #6 |
Dabei seit: 10/2010
Ort: Bay
Beiträge: 6
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Trotzdem eine schöne Diskussion^^.
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30.10.2010, 15:14 | #7 |
Forumsleitung
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Ich halte diese Meinung für angreifbar, Thing. Es kommt darauf an, welche Zeit und welches Milieu geschildert wird, und da möchte ich eine authentische Sprache präsentiert bekommen. Wenn ein Autor zum Beispiel einen Roman über Martin Luther als Protagonisten schreiben würde - pardon: schriebe -, erwartete ich, daß er in den Dialogen dessen Worte so wiedergibt, wie er sie wahrscheinlich gebraucht hatte. Und Luther ist bekannt für seine schon krankhafte Fäkal- und Analsprache, mit der er seinem Haß auf das Papstum Luft machte. Der Autor käme gar nicht umhin, sich dieser Fäkalsprache zu bedienen, wenn die Dialoge glaubhaft klingen sollen.
Das sieht völlig anders aus bei einer Figur wie z.B. dem Protagonisten in Victor Hugos "Les Miserables", denn dieser will sich ja trotz aller Schicksalsschläge nicht in die Gosse ziehen lassen, sondern ein guter Mensch bleiben. Da wäre die Fäkalsprache unangebracht, weil sie keine Authentizität hätte. Und um das Thema mal auf den Kinofilm zu projizieren: Wenn Bruce Willis in den "Die Hard"-Filmen zigmal "Fuck!" sagt, finde ich das herrlich, denn es paßt zu ihm, auf diese Weise ein neues Problem zu signalisieren. Zu seinen Filmen "Mercury Puzzle" oder "Sixth Sense" hätte es nicht gepaßt. LG Ilka-M. |
30.10.2010, 17:23 | #8 |
Dabei seit: 09/2009
Alter: 29
Beiträge: 93
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Hi, Ilka.
Damit hast du wahrscheinlich recht. Authentische Sprache ist wichtig. Aber allgemein kann man schon beobachten, dass die Menschen immer mehr auf Schimpfwörter zurückgreifen, statt sich auf ihren Wortschatz zu beziehen. Dann heißt es einfach statt: "Das Buch hat mich total inspiriert und ergriffen. Es hat wirklich mein Herz erreicht.", "Woa, des Buch war vielleicht cool/geil..." Lg, s.d. |
30.10.2010, 17:35 | #9 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Ilka-Maria!
Mir ist nicht erinnerlich, daß in der sehr ausführlichen Luther-Biographie von Richard Friedenthal ( abgesehen von dem bekannten "rülpsen und furzen" ) Fäkalsprache - und sei es auch nur als Zizat - vokommt. Schlimm genug - und bezeichnend - wie sehr die Sprache mehr und mehr selbst von "Persönlichkeiten" in die Gosse gezerrt wird. Hier meine ich Herrn von Guttenberg (in einem Interview). Und wenn in Filmen bestimmten Genres dauernd "fuck" gesagt wird, schalte ich ab. So etwas tue ich mir nicht an. Authentisch nenne ich es, wenn im Rurhpott anders gesprochen wird als in Hessen. Authentisch ist auch, wenn in verschiedenen Schichten unterschiedlich gesprochen wird. Ein Maurer wird sich anderer Ausdrücke bedienen als ein Richter (z.B.). Thing |
30.10.2010, 17:51 | #10 |
Forumsleitung
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Thing, das sind verschiedene Welten.
Da darf man nicht zu puristisch sein. In der einen Welt paßt es, in der anderen nicht. Aber wenn Du es strikt ablehnst, okay, dann ist es dein Universum, wo es nichts zu suchen hat. Das ist zu respektieren, aber mir zu eng. Ich will alle Universen, und ich kann nicht nur mit Ästhetik, sondern auch mit Dreck umgehen. Ich will ALLES. LG Ilka-M. |
30.10.2010, 17:59 | #11 |
Dabei seit: 09/2009
Alter: 29
Beiträge: 93
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Ilka,
Das hat mich jetzt erstaunt. Ich hätte nicht erwartet, dass du so was sagst... |
30.10.2010, 18:06 | #12 | |
Zitat:
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30.10.2010, 18:42 | #13 |
R.I.P.
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Halli Hallo!
Ja klar - jeder nach seinem Geschmack! Ich bin von der Erziehung her sehr empfindlich geprägt , was unsere Sprache betrifft. Auch Volksschule und Gymnasium haben seinerzeit das Ihre dazu getan. Zu meinen Schulzeiten hätte man solche Ausdrücke nicht gebrauchen dürfen, das hätte zum Verweis geführt. Was ich richtig finde. Auch wenn ich dadurch hoffnungslos altmodisch bin. Thing |
31.10.2010, 15:38 | #14 |
Dabei seit: 10/2010
Ort: Bay
Beiträge: 6
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Da hat sich dann wohl einiges geändert. Ich bin im Moment noch am Gymnasium, ich schreibe im März Abitur. Und die Sprache, die man so hört, wenn man durch die Gänge geht, ist so abgesackt, da ist sch***e noch das harmloseste was man so in die Ohren bekommt.
Und übrigens kann Dreck ja auch ästhetisch sein... Schade drum. |
31.10.2010, 16:19 | #15 |
Dabei seit: 09/2009
Alter: 29
Beiträge: 93
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Hey, Samsa
Ich denke, es kommt drauf an, was man aus dem Dreck macht. Eine Dreckskulptur, oder einen Haufen am Boden. Wenn schon Dreck, dann bitte künstlerischer, ästhetischer Dreck. |
02.11.2010, 18:39 | #16 |
R.I.P.
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Ich schaffe gern aus Lehm.
Er schmiegt sich meinen Händen. Er ist nicht Kot. Wärs Dir genehm, Dich in dem Sogenannt zu wenden? Thing |
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