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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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05.08.2008, 09:04 | #1 |
Tausend Tropfen
Wenn tausend dicke Tropfen fallen,
Wolken sich zu Bergen ballen, auf reife Felder niederklatschen, wird es matschen. Wenn tausend Blitze niederzucken, Menschen sich in Häuser ducken, Donner durch den Himmel rasen, bersten Vasen. Wenn Wasser sich zusammen schließen, stürzend in die Täler schießen, alles flieht was kreucht und fleucht, wird es feucht. Wenns Tage drauf schon wieder zuckt, sich Mensch und Pflanze ängstlich duckt, das Wetter kaum noch zu ertragen, gibt es Fragen. Wenn alle Wasser schneller fließen, uns Keller und Parkett verdrießen, sich durch Tür und Ritzen wagen, kommen Klagen. Wenn auch Beten nicht mehr nützt, kein Sandsack vor den Fluten schützt, Nachbarn von der Sintflut raunen, bleibt nur Staunen. Wenn alles, was dem Menschen nutzt, von Sturm und Hagel weggeputzt, die Supermarktregale leer, wird es schwer. Wenn uns die Erde nicht mehr nährt, weil wir sie zu sehr versehrt, sich nun wehrt mit tausend Stürmen, hilft nur türmen. Wenn alle an die Rampen hetzen, die letzten Raumschiffe besetzen, panisch in das Weltall fliehen, lass sie ziehen. Wenn wieder Ruhe eingekehrt, bei Buche, Käfer, Spatz und Pferd, gedeihen Weizen und Kamille in aller Stille. |
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05.08.2008, 09:34 | #2 |
Hallo!
Ein modernes Sintflut-Gedicht. Die Erde reinigt sich selbst, weil wir es nicht mehr auf die Reihe bekommen. Die Metrik passt und auch am szenarischen Aufbau habe ich nichts auszusetzen. Mein erster Eindruck war: Das Ding ist zu lang, aber nach mehrmaligem Lesen ist es stimmig. Besonders gut finde ich die letzte Strophe. Hier nimmst du ganz geschickt das Tempo wieder raus. Die einkehrende Stille ist spürbar. Gerne gelesen! Liebe Grüße Manfred |
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05.08.2008, 10:27 | #3 |
hallo knorri verdorri
"ich habe sehnsucht nach der nächsten katastrophe" - gustav - im großen und ganzen gefällt mir dein gedicht. einige stellen können weniger überzeugen, wie z.b. "weil wir sie zu sehr versehrt" (das ist ungelenk formuliert) aber das soll das gesamte jetzt mal nicht trüben. der aufbau und das bereits angesprochene metrum sagt mir ebenfall zu, herrlich dynamisch und unterstreicht die sprachliche pointierung am ende der verse. der schluss ist sehr gelungen. wenn gar nichts mehr funktioniert - einfach ins raumschiff und ab auf den mars. ich glaube auf der erde ist hopfen und malz verloren. das geld sollte nicht in umweltschutzmaßnahmen reingestreckt werden, sondern in die weltraumforschung, damit die menschen so früh wie möglich den mars besiedeln können. dann haben die menschen auf dem mars so ungefähr 2000 jahre zeit, bis sie wieder weiterziehen müssen. neulich habe ich gelesen, dass auf einem mond des saturn (oder war es jupiter?) flüssiges erdgas gibt. wenn dieser mond näher an die sonne ranrückt, dann könnte da leben entstehen. das wäre doch ein platz, wenn der mars dann verwohnt sein wird. es grüßt MORDS TUSSI |
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05.08.2008, 11:00 | #4 |
RE: Tausend Tropfen
Hallo knorri-verdorri,
ich schließe mich den Vorschreibern an, schöner schwarzer Humor. Vllt geht ja: - wir haben sie zu sehr versehrt - Grüße, LW |
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05.08.2008, 14:43 | #5 |
Na also, es geht doch noch & auch so!
K-V, auch ich möchte mich gern positiv äußern. Melodisch sehr gelungen, beeindruckt mich der jeweils letzte vers, mit dem Du strophenweise pointen zu setzen weißt! Feine sache. Ironisch. Gefällt, Michl |
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05.08.2008, 21:40 | #6 |
Danke für Eure Reaktionen. Macht mir Mut. Die Schwachstelle mit der Versehrt-Strophe sehe ich jetzt auch. Ich denk mal drüber nach. Vielleicht: "Weil der Mensch sie arg versehrt" oder so.
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