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28.07.2007, 15:01 | #1 |
Die Deutschen sterben
Die Deutschen sterben
Man sieht in jeder deutschen Stadt auf großen Straßen viel Gedränge, gar mancher hat sie übersatt, die ewig gleiche Menschenmenge. Doch halte ein, bedenke nämlich, dies Land ist bald ein Totenhaus, denn Forscher prophezeien grämlich: Die Deutschen sterben morgen aus. Die Wissenschaft erklärt, warum - zu wenig Nachwuchs wird geboren, so heißt der Deutschen Los, kurzum: gezeugt, gehofft und doch verloren. Wagt sich dereinst auf seiner Reise ein Fremder in dies öde Land, ergreifet den Touristen leise ein Grauen, das er nie gekannt. Der Blick schweift über Geisterstädte, die Straßen - staubig, menschenleer, ringsum wächst Gras, da man’s nicht mähte, und auch geputzt ward lang nicht mehr. In den Büros, da streunen Katzen, am Fensterglas klebt Staub und Schlier’, es hat auf Sesseln und Matratzen die deutsche Schabe ihr Revier. Im Kreissaal, wo der zarte Spross das Leben einstmals hat errungen, da werfen - gerad wie in der Goss’ - die Mäusemütter ihre Jungen. Aus Bars ertönt ein schaurig Liedel, hier traf sich einst das Volk zuhauf, jetzt greift Gevatter Tod zur Fiedel und spielt vor leeren Bänken auf. Der Platz vorm Brandenburger Tor, wo sie die Technoparties gaben, verwaist! – kein Beat dringt mehr ans Ohr, auf Eichen krächzen bloß die Raben. Der Reichstag scheint ein Trauerkloß, die Trikolore weht verdrossen, und außen dran, da wächst das Moos, am Eingang steht: geschlossen. Es sitzt dort an der Handelskammer ein Mütterlein mit Wackelkinn, das klagt: O weh, welch großer Jammer, wo sind nur all die Deutschen hin... Und, sieh, ein Greis, dort in der Nähe, der schleicht gebückt an einem Haus, er röchelt – und verscheidet jähe: Die Deutschen sterben, sterben – Ja, lieber Leser, solcher Lauf des Schicksals wird den Deutschen dräuen. Wer möchte sich denn da frischauf des eignen Lebens noch erfreuen? Und willst du einen Parkplatz suchen, dann mach es nicht wie der Augur - der wird in solchem Falle fluchen: Ja, wär es wahr, ach, wär’s doch nur. |
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