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01.05.2013, 21:51 | #1 |
Beginn einer Horrorgeschichte
Dunkle, mondlose Nacht. Hinter geschlossenen Läden ein kleiner Junge. Vielleicht vierzehn Jahre alt. Er liegt verkrampft in seinem Bett. Wirft sich von einer Seite auf die Andere, stöhnt angespannt. Obwohl das Licht der Zimmerlampe blendend hell auf ihn niederschiesst, umschmiegt ihn etwas eisiges, düsteres... Die Furcht kitzelt auf seinen Augenlidern, drängt ihn, sie zu öffnen – das Grauen zu erfassen. Doch der Junge schützt sich davor. Drückt seinen Kopf tief in das weiche Kissen. Wenn er Es nicht sieht, sieht Es ihn auch nicht. So verweilt er, zusammengekauert, unter seiner Decke. Als er sich endlich sicher fühlt, hebt er die Decke und an öffnet zaghaft die Augen. Und vor ihm, in ihm, um ihn herum – nichts als Dunkelheit! Es ist gekommen!
Er hatte schon früh gespürt, dass irgendetwas nicht stimmte. Da waren diese Vorfälle, diese völlig unlogischen Geschehnisse, die ihm alleine aufzufallen schienen. Als hätte ein grosses und mächtiges Wesen die Würfel des Schicksals ergriffen und sie mit neuen Augen bemalt. Zu Beginn waren es kleine, unscheinbare Veränderungen. Irrationale Stimmungsschwankungen ihm fremder Menschen, Signalstörungen beim Fernseher, ein kurzes Aufblitzen im Augenwinkel. Am schlimmsten war es zuhause. Seine kleine Schwester, Debora, hatte etwas, das ihre Eltern „Behinderung“ nannten. Sie konnte nicht sprechen und spielte noch immer mit Bauklötzen. Doch sie war nicht dumm, auf keinen Fall – zumindest dachte so der Junge. Einmal war sie ihm erschienen, tief in der Nacht, hatte ihn geweckt und mit ihm gesprochen. Ihre Worte verfolgten ihn noch heute. Er sah sie noch immer vor sich stehen, den zernagten Teddybär in der Hand, die weit aufgerissenen, wimpernlosen Augen, das puppenhafte Grinsen... „Siehst du die Schlangen, Bruder? Wie sie zappeln und kichern und zappeln? Sind sie nicht süss?“ Dann begann sie zu singen: In tiefster Nacht, ein Spalt sich weitet Zieht herein der Weltenschreck Oh Bruder, Bruder, halt dich fest Und suche dir bald ein Versteck In tiefster Nacht sitzt du jetzt da Und spürst in dir den dunklen Fleck Und fühlst und tastest übers Herz Bis du die faule Stell' entdeckst In tiefster Nacht, der Mond geht auf Du liegst noch immer still und starr Der Schrecken lässt dich nicht mehr los Er ist noch immer, wo er war In tiefster Nacht singst du ein Lied Von Melodien ganz wunderbar Ich hör dir gern beim Singen zu Und flücht' mit dir vor der Gefahr „Dieses Lied haben mir die Schlangen beigebracht. Willst du sie auch kennenlernen? Weisst du, warum ich nie spreche? Weil sie meine Gedanken hören können. Und wenn ich ganz leise bin, dann, ... dann höre ich ihre!“ |
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