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28.11.2010, 21:55 | #1 |
die gewalt des meeres
Die Gewalt des Meeres
Ich steh´ allein an der Halligkante und lausche in die Flut, ich seh´ hinaus in unendliche Weite und fasse neuen Mut; läutende Glocken mein Ohr vernimmt, spielt das Meer mir einen Streich? Oder ist es die untergegangene Kirche von Rungholt und seinem Reich Es war vor langer , langer Zeit, ein Priester macht sich für die Predigt bereit; er schaut in die Bibel und betet zu Gott, für Sünder , Verbrecher – auf dem Schafott, und als er so dasitzt, es klopft an der Tür, er öffnet, bekommt eine Botschaft dafür. Man bittet ihn in das Gasthaus zu kommen, dort soll jemand liegen des Sterbens benommen, verlangend das heilige Sakrament, was Sünden verzeiht, wenn man sie bekennt. Der Priester macht darauf sich gleich auf den Weg zu erretten die Seele vorm Höllensteg; doch plagt ihn Bedenken, ob´s ist dieser Grund, weshalb sie ihn riefen zu nächtlicher Stund. Aus dem Gasthaus hört man klirrende Tassen, grölende Lieder betrunkener Massen, doch wird’s plötzlich still, als er tritt hinein; er fragt nach dem Sterbenden, der hier soll sein . Als Antwort nur Spotten , Lästern und Lachen, doch zeigt man den Kranken, gesund ihn zu machen: er liegt schwer grunzend auf einer Bahre, hat lange Ohren und keine Haare… Nun , somit ist die Vermutung bestätigt, daß sie was zu seinem Schaden getätigt, und er durchschaut jetzt ganz genau: Was dorten liegt ist eine Sau! Man fragt ihn nach dem Sakrament und wie er ihren Scherz nun fänd; der Priester bitt´ derweiligen zu Gott und allen Heiligen um Rettung allerhöchster Not, sonst schlagen sie den Menschen tot. Am nächsten Tag liegt vor der Pinte halb tot ein Mann blutüberquählt; sie haben, was für eine Finte, den Priester auf den Kopf gestellt. Nach Prügeln zwangen sie den Mann, daß er mit Alkohol betrinkt; er flehte Gottes Hilfe an, bis daß derselb´ zu Boden sinkt. In seinen Kelch kippten sie Wein, der Priester indess´ stand gebannt, tauchten das heilig´ Brot hinein und fragten, wie er dies nun fand . Den Finger droh´nd zum Himmel zeigend, verflucht er sie und ihre Tat, auf daß das Meer verschlingt sie schweigend, verwandelt alles Land in Watt! Ein Mensch nur sehn die Straßen, leer, in weiter Ferne rauscht das Meer, der Vogel singt schon in den Zweigen, dunstwolken hoch zum Himmel steigen. Ein Priester wäscht sich an der Quelle, das Sakrament tut reinigen, dann schreitet er zu der Kapelle und hin auch zu den Seinigen . Am Abend Winde nehmen zu, als sich der Priester legt zur Ruh´; er ist noch wütend auf die Meute und wünscht Gerechtigkeit – noch heute. Die weite See, sie gröhlt und wütet , mit Wogenkämmen weiß wie Milchschaum; er träumt im Bette wohlbehütet, hört eine Stimme aus dem Alptraum: „ Die Flut die Deiche nicht erhält, und untergehen wird die Welt, so weich noch schneller als der Schall zu einem Orte namens Südfall ! “ Der Priester tat, wie man ihm riet und nimmt auch ein paar Menschen mit, die immer fromm zur Kirche kamen, wo sie den Heiland in sich nahmen. Das Wasser steigt, die Deiche brechen, die graue See, sie wird ihn rächen; es wird sich zeigen – man wird sehn: dem Meer kann gar nichts wiederstehn. Die Gischt schäumt brodelnd übers Haus, der Tod schaut überall heraus, Rasmus verbreitet Todesängste, wie ungebärd´ge Schimmelhengste . Des nächsten Tags ist weg die Stadt, jetzt schwimmt der stumme Fisch andorten; das gold´ne Meer gleißt gänzlich matt, vermischt mit Leichen, Schlick und Sand; vernichtend war des Priesters Band: verwandelt all das Land in Watt! Der Wind nimmt zu, es wühlt die See, bald löst der Frühling ab den Winter, ...doch auf dem Heller liegt noch Schnee. krolow |
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