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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

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Alt 13.05.2022, 00:31   #1
männlich Anaximandala
 
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Dabei seit: 05/2021
Ort: Zu Hause
Beiträge: 1.190

Standard Uferlose Meere

Auf sanften Wellen unsrer Seele gleiten
wir durch die Meere, wo wir einst ertranken,
Erkenntnis fanden, grenzenlos versanken,
wir selber wurden in den tiefen Weiten.

Im Geiste wirken mächtige Gezeiten
und tosen Stürme blitzender Gedanken
in deren Winden unsre Segel schwanken,
wenn Schicksalsmächte unsre Wege leiten.

Doch dieses Wunder schuf sich aus der Leere
zu existieren, von der Zeit beflügelt
erwuchsen Träume uferloser Meere

samt Wellen, Segeln, Stürmen und dem Streben
sich zu entwachsen, dass es ungezügelt
die Schwingen öffne um sich zu erheben.
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.05.2022, 08:59   #2
männlich Epilog
 
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Ort: in den Wolken
Alter: 56
Beiträge: 515

Standard Moin Anaxi

(den Waterkant-Gruß finde ich hier besonders angemessen ). Ich bin immer wieder überrascht, wie fließend und gleichzeitig formvollendet Du diese Sonette hinkriegst - überrascht in erster Linie deshalb, weil Du Dich noch kürzlich als "Adlatus" auf diesem Gebiet bezeichnet hast. Sollte das stimmen (was ich nicht ganz glaube), so bist Du in Rekordzeit (beinahe) zur Meisterschaft gekommen.

Besonders gut gefällt mir an diesem Gedicht die Beschränkung auf maritime Wortfelder (wenn wir außer Wellen, Segeln und Gezeiten auch Winde und Stürme hinzurechnen). Doch Beschränkung ist natürlich eigentlich nicht der richtige Ausdruck, denn gerade von dem angesprochenen Gegensatzpaar dürfte die Dialektik und Dynamik des Sonettes leben: Hier die Meerestiefen, in denen wir zu sinken und ertrinken drohen, und dort der Wind, der Wellen formt und uns beflügelt, die Schwingen auszubreiten und uns in die Lüfte zu erheben.

Das Ganze weckt starke Assoziationen zu einem berühmten Gedicht von Charles Baudelaire in mir, "L`Albatros", hier in der Nachdichtung von Wilhelm Richard Berger:

Der Albatros

Oft fangen die Matrosen, um sich zu vergnügen,
Den mächtigen Meeresvogel ein, den Albatros;
Den Schiffen, die den bittern Abgrund überfliegen,
Folgt er in gleichgemut der Fahrt geselltem Troß.

Kaum aber ist er hingezwungen auf die Planken,
Läßt dieser König des Azur in seiner Scham
Die großen weißen Flügel kläglich an den Flanken
Wie Ruder niederhängen, ungeschickt und lahm.

Wie linkisch er sich hinschleppt in der Flügel Steife!
Er, sonst so schön, wie ist er häßlich in der Schmach!
Den Schnabel neckt ihm einer mit der Stummelpfeife,
Ein andrer, hinkend, äfft den Flug des Krüppels nach!

Des Dichters Ebenbild ist dieser Fürst der Wolke,
Im Sturm ist er behaust, verlacht des Schützen Strang,
Verbannt zur Erde aber und umhöhnt vom Volke,
Hindern die riesenhaften Flügel seinen Gang.

(Falls das gegen Urheberrecht verstößt, bitte nur den Link stehen lassen: https://www.deutschelyrik.de/lalbatrosder-albatros.html)

Hier ist der positive Bewegungsimpuls Deines Gedichts allerdings gewissermaßen in seinen lähmenden Gegensatz verkehrt.

Dennoch oder gerade deshalb wünsche ich Dir einen schönen Freitag

Epilog
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Alt 13.05.2022, 19:17   #3
männlich Anaximandala
 
Benutzerbild von Anaximandala
 
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Beiträge: 1.190

Standard Hey Epi und ein riesiges Danke

Hey na,

Ich muss zugeben, ich musste erstmal auf youtube gehen und mir den Waterkant-Gruß anhören...aber jetzt habe ich einen Ohrwurm^^ und ja, er passt in gewisser Weise, zumindest freut es mich gerade, ihn zu hören.

Aber weitaus mehr freue ich mich über dein Lob, ehrlich mir fehlen fast die Worte, so ein großes Lob sogar von dir zu hören.
Ehrlich, fließend und formvollendet zu lesen von jemandem, der wie du auf so grandios feinfühlig Art schreiben kann, das ist groß... ein einfaches Lob von dir hätte mir schon deiner Tipps wegen wirklich viel.bedeutet, so eines... wirklich mir fehlen die Worte, einfach danke dafür

Also ich komme mit diesem jetzt auf 20 Sonette, die ich bisher geschrieben habe, aber es fließt ja auch die Erfahrung vom dichten anderer Texte mit hinein und vielleicht in diesem Fall auch das Thema des Textes, bei dem ich mir besonders Mühe gegeben habe, aber auch echt kämpfen musste. Und das Gedicht hab ich geschrieben als Reaktion auf ein Gedicht einer Freundin, für andere schreibe ich immer etwas besser, als für mich :-D


Daher stammen auch die Bilder des Segels und des Wassers, sowie das der Flügel. Der Rest hat sich dann langsam geformt. Das war echt ein kleiner Kampf um die Bilder, die Richtung des Textes, ganz ehrlich ich hätte mich mit Gewalt dagegenstellen können, die hat auch selbst bestimmt. Was auch immer ich mir erst erdacht hab, es ist anders gekommen, aber nachdem sie hatte konnte ich sie mit tollen Bildern verweben.


Ohja, du hast recht, das ist wirklich wie ein kleines Gegenstück, im Grunde sagt es ja etwas sehr änhnliches, nur es fängt im erhabenen Flug an und endet am Boden mit Bewegungslegasthenie. Aber er verliert ja nicht die Fähigkeit, also ist es sozusagen nur andersherum aufgedröselt.
Danke für den sehr passenden und so oder so interessanten Text

und von Herzen Dank für deinen Kommentar Epi

Geändert von Anaximandala (14.05.2022 um 01:53 Uhr)
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Alt 17.05.2022, 06:28   #4
männlich Anaximandala
 
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Beiträge: 1.190

Standard Wie wäre stattdessen...

Wie wäre es mit El Mar von Debussy als passende Wassermusik, oder eben jene von Händel
Oder, das Motiv mögen Inseln sein, nicht das Meer, aber Mendelssohns Hebriden
Der Waterkant-Gruß gibt dem Ende ganz sicher etwas feierliches, aber den Anfang bildet er doch nicht ganz so gut ab...

Trotz alledem, im Nachsinnen über den Text hat er mir gefallen, nur ein kleines Fitzelchen Tiefe fehlt mir dann doch

Liebe Grüße
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Alt 17.05.2022, 06:32   #5
männlich Anaximandala
 
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Beiträge: 1.190

Standard Sternenareale

Das Funkeln oben, Sterne die mir strahlen,
ich blicke sehnend, spreize meine Flügel,
enthebe mich nun einem Wellenhügel,
in Richtung Himmel, Sternenarealen.

Vergang'ne Wirren, alle diese Qualen,
die tosend Stürme, auch des Geistes Zügel
verschwinden langsam, Wogen, die ich bügel,
entgegen Bildern, schön, man müsst sie malen.

Doch keine Farbe, keine Pinselstriche,
kein Buonarroti könnte sie einfangen,
versuchte er's, der Zauber, er verbliche.

Denn manche Wunder nur natürlich prangen,
ich gleite langsam, bis ins Unendliche
in eine Stille, wo die Sterne sangen.
Anaximandala ist offline   Mit Zitat antworten
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