Ein Freund in fremder Gesellschaft

[Lykner]

Ich spreche was ihr hören wollt,
während es sich fremd anfühlt.
Weil das, was mir im innren grollt,
niemals das Gespräch aufwühlt.

Unverhofft fühl ich den Blick,
der Inneres nach außen kehrt.
Der meine Freude wieder dick
im Gesicht und Herzen nährt.

Kein Gruß tut Not, wir wissen das,
nun bin ich zu zweit allein.
Du schneidest mein soziales Maß,
erst jetzt kann ich mit andren sein.

[MonoTon]

Hallo Lykner, willkommen im Forum

Ich sehe ein sich reimendes Gedicht und das erste was ich tue ist, ich überprüfe das Metrum des Textes, ich tue das nicht für mich sondern um dir die Betonung deines eigenen Textes vor Augen zu führen. Für Inhalte bin ich nicht zuständig, außer der Kontext hat Einfluss auf das Metrum durch semantische hervorhebungen.

Ich spreche was ihr hören wollt,
während es sich fremd anfühlt.
Weil das, was mir im innren grollt,
niemals das Gespräch aufwühlt.

xXxXxXxX
XxXxXxX
xXxXxXxX
XxXxXxX

Ich bin überrascht, was mir beim oberflächlichen darüber lesen zuerst sehr holprig vorkam, hat durchaus ein Muster, der Wechsel von Jambus zu Trochäus wollte mich fehlleiten. Ein Kreuzreim soll vermutlich das Metrum begründen, da der Wechsel zu den Reimen im Bezug auf das Metrum schon auffällig ist.

Unverhofft fühl ich den Blick,
der Inneres nach außen kehrt.
Der meine Freude wieder dick
im Gesicht und Herzen nährt.

XxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX
XxXxXxX

Abermals ein durchgehend erkennbares metrisches Muster, allerdings wirkt es hier eher etwas kontraproduktiv, aufgrund der genutzten Reimbildung.
Im Kontext ist es ein Kreuzreim und dieser assoziiert gleichlange Zeilen zum dazugehörigen Reim, dies ist hier nicht der Fall. Vielmehr vermutet man hier einen Umarmenden Reim aufgrund des metrischen Gerüstes.
Zudem trügt ein vokaler Gleichlaut (bzw Parareim) über einen sauberen Endreim hinweg "kehrt-nährt"

Kein Gruß tut Not, wir wissen das,
nun bin ich zu zweit allein.
Du schneidest mein soziales Maß,
erst jetzt kann ich mit andren sein.

xXxXxXxX
XxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX

Hier ist mir die letzte Zeile aufgefallen, da sie metrisch aus dem bisherigen Muster tritt, sie steht im Kontrast zu allen Zeilen. Man könnte es auf den Inhalt schieben, da sie eine Alleinstellung hervorheben möchte, wie sie in Z2 genannt wird, auf Inhalte möchte ich aber nicht eingehen, es liegt mir nicht.
Der Reim "das-Maß" ist augenscheinlich simpel, allerdings ist er klanglich assonant was auf die länge der vokale zurück zu führen ist. Man kann sich darüber streiten ob er sauber oder unsauber ist.

Die floskel "Zu zweit allein" ist für mein Empfinden Liedtext bezogen und wurde schon mehr als nur einmal in dieser Form gehört.

Der Text wirkte im Großen und Ganzen auf mich zunächst etwas holprig, aber bei näherem betrachten erkenne ich Struktur. Ich bin allerdings nicht das Maß aller Dinge.
Dennoch ist mir kaum etwas von den Worten in Erinnerung geblieben und sorgte nicht für Nachhall.
Das mögen andere nicht so sehen, darum ist das auch meine subjektive Meinung.

LG Mono