Wahre Liebe

[Milan]

Leider schaffe ich es im Moment nicht zu antworten, bitte nicht falsch verstehen. Ich bin euch sehr dankbar für eure Anregungen und mache mir meine Gedanken, muss dann in Ruhe nochmal reinlesen.

Milan

[C.Alvarez]

Zitat von Ilka-Maria

Es gibt keine "Kunst des Liebens", wie es auch keine bedingungslose Liebe gibt.

Na ja, nur weil du das denkst oder so erfahren hast wird man diese Aussage nicht als allgemeingültige Wahrheit betrachten können. Dazu hat die Liebe, wie das Leben, zu viele Facetten.

[Ilka-Maria]

Zitat von C.Alvarez

Na ja, nur weil du das denkst oder so erfahren hast wird man diese Aussage nicht als allgemeingültige Wahrheit betrachten können. Dazu hat die Liebe, wie das Leben, zu viele Facetten.

Das stimmt zwar, denn meine Aussage ist eine Meinung. Und dass der Mensch hauptsächlich aus Emotionen besteht, ist auch klar. Aber um meine Aussage zu widerlegen, musst du mir einen Menschen nennen, der ein Leben lang den gleichen Menschen liebte - und ich meine "liebte", nicht Resignation, Gewöhnung oder "ich habe schon zu viel investiert, um auszusteigen". Mir ist ein solcher Mensch noch nicht begegnet. Vielmehr höre ich es lautstark rattern, wenn bei einem potentiellen Paar die Rechnung aufgemacht wird: "Wieviel muss ich geben, um das Optimale abzuschöpfen?"

Als wir - also ich und meine Altersgenossinnen - in den späten 70ern Erich Fromms Lektüre über die "Kunst des Liebens" entdeckten und davon total fasziniert waren, es auch zu leben versuchten, endete dieser Laborversuch in einem Fiasko. Reihum sah ich Ehen zerbrechen, Frauen sich wieder in die unterwürfige Rolle zurückspielen, Dreiecksverhältnisse beinahe mit Mord und Totschlag enden, Frauen, die ihre Kinder im Stich ließen, um sich zu selbstverwirklichen, und Männer am Rande des psychischen Zusammenbruchs.

Was damals, in den 70ern und 80ern, angerichtet wurde, wirkt bis heute fort. Seitdem gibt es Frauen, die täglich Hürdenläufe bewältigen, Männer, die immer mehr verweiblichen, und Kinder, die durch die Feuerreifen gejagt werden, weil sie alle genial sind. Natürlich mit Messgeräten am Handgelenk. Und da redet noch jemand von "wahrer Liebe"?

Wir leben im Zeitalter der Narzissten. Da liebt jeder nur sich selbst. Oder versucht es zumindest allen Widrigkeiten zum Trotz, denn wer in den Spiegel schaut, sieht nur einen Fleischberg, dem allmählich die Haare ausgehen.

[C.Alvarez]

Es geht mir nicht darum, deine Aussage zu widerlegen, das kann ich nicht. Ich habe weder die "wahre Liebe" erlebt, noch kenne ich jemanden, der es hat. Nur ich würde nicht generell ausschliessen, dass es sowas vielleicht doch gibt.
Natürlich sieht man heute eher das Gegenteil, da stimme ich dir zu, nur bin ich so naiv immer noch die Hoffnung zu haben, dass es vielleicht doch noch Menschen gibt, die keine Narzissten sind und im Spiegel Gesichter sehen "lit by the light in their heart".

Corazon

[Ilka-Maria]

Zitat von C.Alvarez

Es geht mir nicht darum, deine Aussage zu widerlegen, das kann ich nicht. Ich habe weder die "wahre Liebe" erlebt, noch kenne ich jemanden, der es hat. Nur ich würde nicht generell ausschliessen, dass es sowas vielleicht doch gibt.

Ich will gar nicht Recht haben, und ich bin sicher, dass es so etwas wie ein unverbrüchliches Zusammengehörigkeitsbewusstsein gibt. Komischerweise findet man das mitunter bei Leuten, die schon zusammen im Sandkasten gesessen haben. Aber das kommt selten vor, und mit Liebe oder gar einer "Kunst" hat das nichts zu tun. Da gehört mehr dazu, nämlich Loyalität, gegenseitiger Schutz vor zerstörerischen Einflüssen, gegenseitiger Umgang auf gleicher Augenhöhe, der Wille, zu der einmal getroffenen Entscheidung für einen Menschen zu stehen und zusammen die Probleme anzupacken, die im Alltag nicht ausbleiben. Dieses Durchhaltevermögen findet man aber immer seltener.

Ein Paar, das dies vom Schulhof bis zum Tod durchgehalten hat, waren Helmut und Loki Schmidt.

Ein negatives Beispiel ist mein Ex, der nach unserer Trennung noch drei weitere Beziehungen in den Sand gesetzt und mit 70 Jahren mit der nächsten Beziehung angefangen hat, wobei er nach dem, was ich herausgehört habe, kräftig bezahlt und Geschenke verteilt, um von den Töchtern der Neuen akzeptiert zu werden (der Vater kam bei einem Unfall ums Leben) und um jemanden zu haben, der mit ihm in die Kiste steigt. Dabei blamiert er sich, indem er dies alles brühwarm erzählt, sogar die intimsten Sachen. In meinen Augen ist dieses Plaudern aus dem Nähkästchen nicht nur peinlich, sondern gegenüber der Fraui ein Loyalitätsbruch. Was das mit Liebe zu tun haben soll, ist mir jedenfalls nicht klar, ich weiß aber, dass er mit diesem armseligen Verhalten kein Einzelfall ist. Aus meinem Bekanntenkreis könnte ich noch zig ähnlich gelagerte Fälle schildern.

Ich will niemandem die Illusionen nehmen, aber aus meiner Erfahrung kann ich nur jedem raten, egal ob Mann oder Frau, früh auf das Bauchgefühl zu achten. Es liegt meistens richtig.

[C.Alvarez]

Zitat von Ilka-Maria

Ich will niemandem die Illusionen nehmen, aber aus meiner Erfahrung kann ich nur jedem raten, egal ob Mann oder Frau, früh auf das Bauchgefühl zu achten. Es liegt meistens richtig.

Da stimme ich dir zu. Deshalb habe ich nie verstanden, dass sich in Deutschland Psychologen und andere mit hochtrabenden Titeln für eine TV Show hergaben in der Paare, deren Profile so toll zueinander passen sollten, sich zum erstenmal bei der Trauung im Standesamt trafen. Das sagte mal wieder alles über bestimmte Berufsgruppen und über das Fernsehen aus. Und über die Kandidaten natürlich. Es ist schon Jahre her, ich weiss nicht ob es das Format noch gibt. Wohl kaum.