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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger. |
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Der rote Ballon flog mit meinen Träumen davon und ich jagte ihm wie eine Verrückte nach.
Der tobende Wind und die vorbeilaufenden Menschen, die mir im Weg standen, hielten mich immer wieder davon ab, die Schnur ergreifen zu können. Etliche male versucht ich das dünne Seil zu erreichen, bis plötzlich ein großer Mann vor mir stand. Ich sah ihn an, während er starr in sich hinein lächelte und den Ballon mit Leichtigkeit zu fassen bekam. Sein Grinsen wirkte dabei fast schon höhnisch. Ich konnte nicht mitansehen, wie er mir meine Träume mit einem mal wegnahm. Aus diesem Grund rannte ich dem Mann hinterher, obwohl er langsamer war, kam ich kaum voran. Denn die engen Gassen und die hohen Stufen, machten mir zu schaffen. Im Gegensatz zu ihm, war ich einfach zu kräftig und nicht sportlich genug. Ich rief ihm ständig hinterher und forderte ihn auf, stehen zu bleiben, aber es hatte den Anschein, als wäre ich die einzige, die meine Schreie hörte. Denn der Kerl lief seine Wege unberührt weiter und die Menschen um uns herum, interessierte sich auch nicht für meine Rufe. Ich stolperte und fiel zu Boden, blutete und stand alleine auf. Selbst wenn es regnete und ich durch die Nässe vom Boden abrutschte, rappelte ich mich immer wieder auf. Wir durchquerten die Tage und Nächte, kamen an steinigen Wegen, hügeligen Täler, vielen Feldern und Wäldern vorbei. Doch kein einziges Hindernis, bereitete ihm Probleme. Er überwindete alles was mir schwer fiel. Während er lediglich einen Fuß vor den anderen heben musste, um hohe Felsen auf den Pfaden zu überwinden, musste ich mühselig hochklettern, weil ich zu klein war. Irgendwann konnte einfach nicht mehr. Ich war völlig außer Atem. Von der Hetzerei hatte ich einen staubtrockenen Hals und dadurch erstickte ich fast. Ich hatte seit Tagen nichts mehr gegessen oder getrunken und es fühlte sich so an, als wäre ich sieben Tage durch die Sahara gewandert. Meine Beine brannten vor Schmerz und ich merkte, wie sie langsam taub wurden. Dennoch kam es mir nicht in den Sinn aufzugeben. Also zog ich mit meine Händen, erst das eine und dann das andere Bein hoch, damit ich besser vorangehen konnte. Ich jagte dem älteren Herrn noch so lange nach, bis er endlich stehen blieb, sich zu mir umdrehte und fragte: „Ist dir dieser alte Ballon so wertvoll, dass du für ihn so viel Leid in Kauf nehmen würdest?“ Ich brauchte nicht lange zu überlegen, denn dieser Kampf war es mir Wert alles auf mich zu nehmen. Ich wollte diesen Ballon und jetzt konnte ich auf halber Strecke auch nicht mehr aufhören. Ich hatte schon zu viel gekämpft. Er sah die Ernsthaftigkeit in meinen strahlenden Augen und verstand, dass das Feuer in mir, diesen Ballon haben zu wollen, nie erlischt. Also nahm er sich ein Herz und gab mir den Ballon und dieses Mal war sein Lächeln freundlich, gar sanft, aber es hatte auch ein kleines Fünkchen Traurigkeit in sich. Sie löste in mir etwas aus. Mir lief eine Träne voller Erleichterung, Glück, aber auch Wehmut gegenüber dem Mann herunter. Denn ohne ein Wort, verstand ich seine Gefühle. Wir hatten den gleichen Traum. Aber es war anders als bei mir. Er konnte sich mit Leichtigkeit alles nehmen, was er wollte. Der Mann erkannte, dass er niemals für eine Sache so kämpfen könnte wie ich es tat. An meiner Stelle hätte er schon aufgegeben. Das ist wohl der Unterschied zwischen jenen, die sich alles hart erarbeiten müssen und jenen, denen alles zufliegt. Er hatte nicht die Stärke und das Durhaltevermögen, welches ich hatte. Für ihn gab es nur einen Schritt, um die Schnur zu erreichen, für mich waren es Tausende. |
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Stichworte |
ballon, kämpfen, träume |
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