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17.10.2023, 15:37 | #1 |
Arachnophobie
Arachnophobie
Am Wochenende war ich draußen im Wald. Ich wollte Pilze suchen. Leider fand ich nichts zu schmausen, dafür allerhand zum fluchen. Zwischen niedrig hängendem Geäst gespannte Netze - silbrig filigran. Ich ahnte es, das war ein Test. Taumelte wie im Fieberwahn. Vor langer Zeit, ich war noch Kind, traf mich der Horror im Heidewald. Ich sauste wie ein Wirbelwind, schlagartig war mir heiß und kalt. Ein Riesennetz nahm mich gefangen, hing mir im Haar und im Gesicht. Meine schrillen Schreie drangen durch die Welt. Ich rührt mich nicht. Die achtbeinige Näherin mit fettem Körper, tausend Augen, hatt' mich als Fressopfer im Sinn. Wollte das Leben aus mir saugen. Sie krabbelte vom Kopf herunter. Heißhungrig, voller Tatendrang. Meine Mutter schlug sie munter zu Boden. Missglückt des Biestes Fang. Seit diesem Tage leide ich an panischer Angst vor Spinnen. Der Ekel ist gar fürchterlich. Pusteln zu wachsen beginnen. Und an besagtem Wochenende schien der ganze Wald zu spinnen. Mein Fluchen fand erst dann ein Ende, als ich den Viechern konnt entrinnen. Candlebee |
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18.10.2023, 12:57 | #2 |
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Noch keine Reaktion? Obwohl wir es hier zur Abwechslung mit einer balladesken Form zu tun haben. Und einem Thema, das jeder versteht: Wer schreit nicht :"Igitt", wenn er mit einer Spinne in Berührung kommt? Ein Erbe aus der Urzeit, als die Spinnen noch tellergroß und giftig waren.
Liebe Candlebee, ich habe mir erlaubt, mich des Textes eingehender anzunehmen. Das Gedicht erzählt eine Geschichte aus der Kindheit in lyrischer Form, springt aber zwischen Jamben und Trochäen, zwischen weiblichen und männlichen Kadenzen hin und her. Ich hatte beim Lesen das Gespür, es sei mit Herzblut geschrieben und enthalte auch Biografisches, deshalb habe ein paar kleine Änderungen eingebaut. Es geht vornehmlich um die Einhaltung der Jamben (bei dem Wort "Fressopfer" habe ich ein Auge zugedrückt). Die wechselnden Verslängen habe ich hingegen unbeachtet gelassen, da kurze Verse durchaus den dramatischen Effekt erhöhen können. Was jedoch stört, ist die letzte Strophe, die angehängt wirkt und den Eindruck vermittelt, dir sei am Ende die Luft ausgegangen. Sie bringt keine neue Erkenntnis, denn die Spinne ist von der Mutter bereits erledigt worden. Das Lyrische Ich ist "den Viechern" (warum Mehrzahl?) also nicht entronnen, sondern passiv geblieben, während die Mutter die handelnde Person gewesen ist. Deshalb habe ich die letzte Strophe – als Vorschlag – neu formuliert. Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen. Vielleicht dient es auch zur Anregung, dich selber nochmal an die letzte Strophe zu setzen. LG Ilka Am Wochenende war ich draußen im Wald. Ich wollte Pilze suchen. Dort fand ich leider nichts zu schmausen, doch dafür allerhand zum Fluchen. Inmitten Zweigen und Geäst gespannte Netze - filigran. Ich ahnte es, das war ein Test, und taumelte ganz wie im Wahn. Vor langer Zeit, ich war noch Kind, traf Horror mich im Heidewald. Ich sauste wie ein Wirbelwind, abrupt durchfuhr mich Heiß und Kalt. Ein Riesennetz nahm mich gefangen, verklebte mir Gesicht und Haar. Ich schickte ein entsetztes Schreien in alle Welt - und wurde starr. Der achtbeinigen Weberin mit fettem Körper, tausend Augen, stand ich als Fressopfer im Sinn. Sie wollte Leben aus mir saugen. Von meinem Kopf schoss sie herunter, heißhungrig, voller Tatendrang. Doch Mutter schlug sie fix und munter ins Moos. Missglückt des Biestes Fang! Seit jenem Tag gerate ich in Panik, zeigen sich mir Spinnen. Mein Ekel ist so fürchterlich, ich bin ganz einfach nur von Sinnen. Nach dem besagtem Wochenende hab ich von dem Gespinst geträumt. Die Mordsangst fand erst dann ein Ende, als ich's mit "Spinn-Ex" eingeschäumt. |
19.10.2023, 16:42 | #3 |
Danke, liebe Ilka-Maria, dass du dich meiner Worte hingegebn hast. Gewerkelt, gedreht und gewendet. Welch Mühe! Damit hatte ich gar nicht gerechnet.
Ja, mit diesen Jamben und Trochäen hab ich immer so meine Schwierigkeiten. Wenn sich jemand reinmengt, wird die Schwäche so offensichtlich. Ist gut so, aber ob ich das je raffe? Wurscht. Du hast aufgezeigt, wie es besser geht. Doch die letzte Strophe ist keineswegs angehängt. Sie bezieht sich auf die erste. An das besagte Wochenende vor kurzem. Zwischendrin ist meine Kindheitserinnerung. Deshalb find ich, passt das. Geträumt hab ich ja gar nicht. Bin demnach neulich in den Wald, immer bewaffnet mit einem meterlangen Stock, damit mir das aus der Kindheit nicht wieder passiert. Und wie der Wald so wollte, wartete er mit zahlreichen "Spitzendecken" auf. Bewohnt von diesen ekeligen Biestern. Grrrrr! Ich fuchtel dann vor mir herum. Immer wenn ich eine sehe, kommt die Erinnerung hoch. Sie war wahrlich der Auslöser für meine Phobie. Und das ist manchmal echt kein Spaß. Ich schnappe mir von deinem Vorschlag ein ordentliches Stück. Gefällt mir und ändert ja kaum etwas. Grüße zu dir, Candlebee |
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