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08.11.2021, 16:08 | #1 |
Nebeneinander
Nebeneinander, Mari und ich, auf meinem Zweiersofa. Meinen Arm um ihre Schultern gelegt, die Rundungen unserer Hüften in Berührung. So nahe sitzen wir. Das Fenster weit geöffnet, lädt es den hellgrün duftenden Frühlingshauch ein, uns kaum fühlbar zu streicheln. Der Tee in unseren Tassen - als ob die Frühjahrsgöttin ihn für uns ausgesucht hätte. Dem feinbitteren Aroma nachspürend geht es mir durch den Sinn: Jeder einzelne winzige Lebenskeim ist so verletzlich, aber wie gewaltig entfaltet sich die Natur - Mutter-Natur?
Mari und ich schweigen. Nicht die leiseste Hintergrundmusik würde unsere Stimmung jetzt annehmen. Maris Atem, nur das langsame auf und ab ihrer Schultern und ihrer Brust verraten ihn. Unsere Körper spüren ineinander, wie wenn eine zartduftende ätherische Substanz von ihr zu mir und von mir zu ihr einander austauschten. Gibt es so etwas wie eine Aura? Dann sind wir jetzt von einer einzigen umschlossen. Mari wendet ihr Gesicht zu mir, schenkt mir lächelnd den glücklichen Blick ihrer hellblauen Augen. Ich neige mich ihr entgegen, bis unsere Lippen sich finden und vergleichsweise kühl gegeneinander liegen, wo doch unsere Gesichter glühen. Und jetzt - ihr warmer Atem, wie er mir entgegenströmt! Ich zögere, bleibe dabei, dass ich mir ihre feuchte Zungenspitze nur vorstelle, traue mich nicht, sie mit meiner zu suchen. Wir lösen stattdessen unsere Lippen wieder, aber Mari legt ihren Kopf auf meine Schulter, und ihr kurzes schwarzes Haar kuschelt sich an meine Wange. Auf ihre Knie und Oberschenkel blickend bemerke ich, wie hoch Maris Rock gerutscht ist. Wie gleichgültig, wir sind doch vertraute Freundinnen. Und doch lauert der Gedanke in mir, ich könnte meine Hand zwischen ihren Schenkeln wärmen, weit genug entfernt von kompromittierender Intimität verbleibend. Das Bild einer vordringenden Männerhand drängt sich auf, die Erinnerung an eskalierende Zärtlichkeit, von der wir beide genug haben. Ich reibe meine Wange vorsichtig an Maris Haar. Eine Wette gegen Mephisto hätte ich verloren, in diesen Augenblicken goldenen Glücks. |
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31.01.2022, 16:26 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Hallo Kattze,
ich wundere mich ein bisschen über die mangelnde Resonanz bei Deinen Gedichten und Geschichten. Ich war eine zeitlang verhindert und habe beschlosseh, wieder zur Feder zu greifen, möchte aber gleich einen möglichen Irrtum verhindern: Richtig ist, ich bin der Heinz, aber nicht der Heinz aus Mainz. Zu Deinen Gedichten/Geschichten werde ich noch kommen, nur heute reicht die Zeit nicht. Vorweg: Deine Schreibe übt einen seltsamen Reiz auf mich aus. Ich werde versuchen, dahinter zu kommen, was mich so (poitiv) berührt. Liebe Grüße, Heinz |
02.02.2022, 12:55 | #3 |
Hi Heinz,
schön, dass meine Texte dich berühren. Manche Leser/Innen vermissen Anfang und Ende. Es handelt sich bei meinen Kurzgeschichten aber sozusagen um Momentaufnahmen oder kurze Szenen. Ein Foto kann auch berühren, finde ich, kann auch eine Kurzgeschichte im Kopf des Betrachters ablaufen lassen. Fotos haben auch weder Anfang noch Ende. Bin gespannt, was du weiterhin mitteilen wirst. LG Kattze |
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02.02.2022, 23:43 | #4 |
Hallo Kattze,
habe mehrere Texte von dir sehr gerne gelesen und möchte nur kurz sagen: dein Stil gefällt mir. Die Momentaufnahme ist dir hier sehr gut gelungen. Ich weiß nicht woran es liegt, ich kann es nicht erklären: deine Worten schaffen Nähe. Man ist mittendrin, Teil davon. Klasse! "Karriereknick" habe ich als Favorit gespeichert LG Noroelle |
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03.02.2022, 18:54 | #5 |
Danke, Noroelle, für dein schönes Kompliment. Nähe schaffen, sich nahe fühlen, vielleicht sogar berührt werden oder selbst berühren – was für ein Erfahrungsfeld der Gefühle...
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