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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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25.10.2017, 16:48 | #1 |
Zölibat
Man sagt so leicht, Begehren sei vergänglich,
und meint: nach jemand ganz Bestimmtem bloß. Die Liebe kommt und geht, jedoch der Schoß bleibt immerzu der nackten Lust empfänglich. Man hat sich christlich, hat sich treu erzogen, verdammt die Brandung seiner eignen Gier als böse, schändlich, ähnlich einem Tier, sich lüstern räkelnd in den warmen Wogen. Wie tief hat solcher Glaube dich belogen, dass man dem Körper keinen Reiz erlaube und dem Natürlichen die Freude raube! Versagst du dir die Süße jeder Traube, verwehst du kalt und trocken mit dem Staube der Zärtlichkeit, verbittert und betrogen. |
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25.10.2017, 17:51 | #2 |
Schön ausgedrückt, Erich. Ich find das Zölibat auch blöd.
Man kann es ja noch nicht mal wirklich mit der Bibel begründen. Es ist auch unter Christen beileibe nicht unumstritten. Auf der anderen Seite sollte bedacht werden, dass man sich generell in unserer Kultur, nicht nur im Christentum, disziplinieren muss, wenn man klar kommen möchte. Keiner kann es sich erlauben, immer und überall, wie sagt man so schön, die Sau rauszulassen. Jeder Mensch auf Erden muss sich aus den verschiedensten Gründen immer wieder die Frage stellen, was er sich wann in welchem Ausmaß herausnehmen kann und was nicht. Nicht nur die Anhänger von Religionen haben versucht, hinsichtlich dieser Frage grundsätzliche Antworten zu finden. Eine generell strenge Askese kann ebenso wenig eine Antwort sein, wie ausgelassenster Hedonismus. Das wird auch von religiösen Menschen meist anerkannt. LG Sonnenwind Geändert von Sonnenwind (25.10.2017 um 18:59 Uhr) |
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25.10.2017, 19:37 | #3 |
Hi Sonnenwind!
Der Verstiegenheiten von Religionen sind viele. Das Christentum punktet mit Körperfeindlichkeit und Verteufelung jeglicher Sexualität, die nicht der Fortpflanzung unter Verheirateten dient. Sowohl Selbstbefriedigung als auch außerehelicher oder schwuler Sex werden zu Sünde und für höllenwürdig erklärt. Das erklärt sich daraus, dass zur damaligen Zeit mit hoher Kindersterblichkeit und viel Ausfall durch Krieg, Hunger oder Krankheiten jedes gezeugte Kind zählte, um eine Gemeinschaft überlebensfähig zu halten. Alles, was nicht aufs Kinderkriegen ausgerichtet war, musste zur Sünde werden! Daraus ergab sich, dass der Gottesdiener einer Religion, die Sex aus Spass (und gern auch allgemein) für schmutzig erklärte, "rein" bleiben musste: Zölibat! Seither sind die Pfarrersköchinnen und/oder die Ministranten oder Chorknaben nicht mehr sicher - weil der Mensch eben Mensch bleibt, auch wenn er "heilig" tun will ... Vielen Dank für deine Gedanken! LG, eKy |
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27.10.2017, 10:56 | #4 |
Du jast ja in vielem Recht, mein Lieber, aber eben nicht in allem. Ich schätze jedoch, dass eine tiefergehende Diskussion hier nichts bringen würde.
Nicht alle können es sich vorstellen, doch soll es tatsächlich Menschen geben, denen zum Beispiel der Trost, ihre Liebsten eines Tages wiedersehen zu können, so wichtig ist, dass sie eher bereit sind, anderweitig einige Probleme in Kauf zu nehmen, als deswegen die Religionsgemeinschaft aufzugeben, die ihnen diese Probleme zwar einerseits bereitet, ihnen andererseits aber auch jenen für sie so wertvollen Trost zuspricht. Meine Beobachtung: Eine entfessellte Sexualität macht die Menschen nicht wirklich dauerhaft glücklicher. Viele Probleme bleiben, manche verschärfen sich unter Umständen sogar... Ich selbst denke in dieser Hinsicht recht ungezwungen, weiß aber inzwischen, dass man im Rahmen einer falsch verstandenen Freiheit auch mit seiner Sexualität ungeheuer viel kaputt machen kann (nicht nur im Zölibat). Sexualität kann wirklich destruktiv sein. Und, nocheinmal, an Selbstkontrolle, auch auf dieser Ebene, kommt niemand vorbei. LG Sonnenwind Geändert von Sonnenwind (27.10.2017 um 15:03 Uhr) Grund: Korrektur |
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27.10.2017, 16:53 | #5 |
Hi Sonnenwind!
Warum sollte die Abwesenheit von Religion zu "entfesselter Sexualität" führen? Ordentlich erzogene Menschen halten sich von ganz allein an Gesetze, ethische Regeln und kulturelle Standards! Die Religion tut nur immer gern so, als würden alle Leute ohne sie automatisch zu tollwütigen amoralischen Bestien, verkommen und zügellos! So als könnte es ohne den mahnenden Zeigefinger eines Gottes keine Moral und keinen Anstand geben! Dabei sind die sog. Gebote einfach nur die allgemein gültigen Regeln eines sozialen Zusammenlebens, wie sie immer schon Gültigkeit hatten, und zwar mit jeder Religion und auch davor. Die Religionen vereinnahmen nur gern diese Regulative und tun so, als wären sie erst auf ihrem Mist gewachsen - so als hätte es vor dem jewiligen heiligen Buch keine Ordnung und kein Gewissen gegeben! Was ein Mumpitz! Und ja - auch ich hätte gern ein Nachleben, in dem ich all meine verlorenen Lieben wiedersehen könnte, und ich würde es genießen, hier in dem Bewusstsein leben zu können, dass dies Fakt ist und ich meine Verstorbenen geborgen und wohlaufgehoben wissen darf. Ich weiß, welcher Trost das wäre - indes, die Faktenlage des bereits Erforschten in allen Belangen lehrt den Menschen mit erweiterter Allgemeinbildung, dass die Wahrscheinlichkeit, dass in - egal welchen - heiligen Büchern tatsächlich die Wahrheit steht und diese nichts mit kollektivem Wunschdenken zu tun hat, allenfalls marginal ist. Wer sich also lieber in solche Tagträumereien flüchtet, und sei es nur um seiner Gestorbenen willen, anstatt das Gewusste objektiv und wertfrei zu gewichten und sich dem Ergebnis, zu dem dies führen muss, zu stellen, dem sei das gegönnt, solang er nicht versucht, mich zu missionieren - aber Achtung und Respekt werde ich vor so einer realitätsleugnenden Geisteshaltung niemals haben können. Mit relaitätsverleugnend meine ich, dass die Realität der mittlerweile erwiesenen extrem geringen Wahrscheinlichkeit der Existenz von Göttern von intelligenten und gebildeten Gläubigen bewusst geleugnet oder verdrängt wird. LG, eKy |
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27.10.2017, 18:15 | #6 | |
Lieber Erich,
ich finde das Gedicht sehr schön. Zitat:
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27.10.2017, 18:43 | #7 |
Mein Verstand sagt mir, dass mein Verstand, wie wahrscheinlich der aller anderer Menschen auch, begrenzt ist, Erich, nicht fähig, letzte Dinge zu durchschauen.
Daraus schlussfolgere ich, dass ich skeptisch sein sollte. Nicht nur mir selbst, sondern allem gegenüber, was Menschen in dieser Hinsicht so fest behaupten. Darüberhinaus bin ich mir sicher, dass sich auch der rationalistischste Mensch nicht allein von seiner Ratio leiten lässt. Nicht einmal da, wo er dies von sich behauptet und glaubt. Es gibt Dinge, bei denen ich mich, bei aller Skepsis mir selbst gegenüber, mehr auf meinen Verstand als auf mein Gefühl verlasse. Richtig! Bei aller Skepsis! Doch das trifft bei weitem nicht auf alle Entscheidungen zu. Nicht selten ist es (in Wahrheit) genau umgekehrt! Warum sollte ich dies Anderen nicht zugestehen? Ich versuche, allen Menschen respektvoll zu begegnen, wenn es mir auch nicht immer gelingt. Habe ich doch meine Grenzen! Was ich verabscheue, ist nicht die Religion (ein überhaupt viel zu allgemeinhaltender Begriff), es sind eher bestimmte Geisteshaltungen, die mir nicht nur in den verschiedensten Religionen, sondern auch auf säkularer Ebene begegnen. LG Sonnenwind |
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27.10.2017, 21:17 | #8 |
Hi Silbermöwe!
Danke für das Lob - und vom Kompensieren verstehen wir alle was, oder? Hi Sonnenwind! Deiner Aussage kann ich mich anschließen. LG, eKy |
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