Vergessen

[Max K.]

Vergessen, wie aus tiefem Schlaf
dich jenes schrille Klingeln traf.
Vergessen, wie der Sonnenschein
durchs kleine Fenster schien hinein.

Vergessen, wie der Freund dich rief
und mit dir durch die Gassen lief.
Vergessen, wie ein andrer Mann,
mit Messer angelaufen kam.

Vergessen, wie er es erhob,
und es ihm in den Magen schob.
Vergessen, wie er rannte fort
vor seinem kaltblütigen Mord.

Vergessen, dass der Freund ist tot
dass du vergaßt in deiner Not.
Vergessen, dass ein Fehler ist
wenn man aus großer Angst vergisst.

[Ilka-Maria]

Lieber Max,

gute Idee, erzählerisch und strukturell auch gut, Lesbarkeit fließend ... soweit alles bestens gemacht. Nur das Wort "vergessen" kommt mir gar zu oft vor. Klar - das ist bewußt so gemacht, sozusagen ein stilistisches Mittel, aber manchmal ist weniger trotzdem mehr. Ein Zuviel an Wiederholungen kann Monotonie erzeugen. Dem hast Du entgegengewirkt, indem Deine Verse ein hohes Tempo aufweisen, das den Leser beinahe atemlos macht.

Du siehst: Dein Gedicht läßt mich etwas im Zwiespalt.

Das ist meine Meinung, und ich bin gespannt, was andere Poetrianer zu Deinem Gedicht sagen.

Beste Grüße
Ilka

[Max K.]

Vielen Dank für diesen Kommentar, Ilka Maria, wahrscheinlich haben sie Recht: "Vergessen" kommt etwas ZU oft vor, das ist mir aufgefallen, nachdem ich fertig war.
Doch letztendlich wollte ich damit nur zum Ausdruck bringen, dass man einfach ALLES vergisst (oder vergessen will) , was einen auch nur entfernt an ein traumatisches Ereignis erinnert.
Dennoch werde ich versuchen, in Zukunft auch mit wesentlichen Worten nicht zu übertreiben.

[Ilka-Maria]

Ich finde es gut. Und Du solltest erst einmal andere Meinungen abwarten.

[simbaladung]

Hallo, lieber Max,
wie schön, dass du dich schon in deinem Alter für Gedichte interessierst und sogar selbst welche schreibst ...
Ich wünsche mir, dass du lange daran Freude hast...
Es ist eine gute Möglichkeit, Dinge, die einen bewegen, Probleme etc zum
Ausdruck zu bringen. Ich find dein Gedicht sehr schön, schlimm und schön,
weil es etwas wirklich gut beschreibt, was einem Menschen Alpträume bereiten kann ... nämlich zuzusehen, wie einem Menschen Gewalt angetan wird und man schaut zu, voller Angst, voller Entsetzen ... aber die eigene Angst hält einen zurück, lähmt und man hilft nicht (was in vielen Situationen auch richtig ist um sich selbst zu schützen... (in deinem Gedicht ein Alptraum)
Ja das ist es, nicht nur für Kinder ... der Mensch schützt sich selbst durch das
Vergessen .... es ist kein Fehler ... man muss weiterleben und kann es nur so gut es geht verdrängen ... manchmal muss man sich auch professionelle Hillfe suchen ... also, lieber Max, dein Gedicht ist toll (hat mich an ein Buch erinnert, in dem ein Junge in deinem Alter genau das erlebt)
...lg simbaladung