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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

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Alt 21.10.2017, 14:24   #1
männlich Heinz
 
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Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Standard Die Klage des Hephaistos

Ich, Sohn des Donnerers Zeus und der ehebeschützenden Hera,
weithin berühmt als Schöpfer unsterblicher Werke in Hellas,
klage euch an, ihr olympischen Götter, des Frevels und Spottes!
Dich zuerst, Vater Zeus, dem ich das Szepter, die Keile des Donners
kunstvoll geschmiedet, und dich, Mutter Hera, die immer noch mächtig,
stets zwar betrogen vom göttlichen Gatten, sitzet auf goldenem
Thron, der von meinen Händen zu deinem Ruhme geschaffen.

Eure weithin treffenden Pfeile, Apollon und Eros, die
schimmernde Rüstung für dich, Bruder Ares, Geschmeide und Waffen,
selbst die Ketten, mit denen Prometheus an Felsen gefesselt
leiden musste, bis den Titanen Herakles erlöste,
Helios, wem verdankst du den rollenden Wagen, Achilles,
wer, du unsterblicher Heros, schuf auf dem Amboss den Schild und
tödliche Waffen und wessen Schmuck, Harmonia, verzierte
glanzvoll den Hals der glücklichen Braut bei der Hochzeit in Theben?

Ares, du hast dich erkühnt, meine Gattin frech zu verführen,
wähntest mich arglos und auch Aphrodite schlang ihre Arme,
nimmer des listigen Gattens zaubrische Kunst bedenkend,
gierig um dich und wehrlos zappelt ihr nun gefangen im
Netz des Gehörnten und müsst es erleiden, dass Götter den Stab
über euch brechen und bitterste Strafen für Taten ersinnen.

Hinkend und zürnend schleppt ich die beiden vor Jovis Thron.
Alle olympischen Götter, auch die Göttinnen sahen in
Wollust verknotet die Brecher der Ehe mit eigenen Augen,
erst war es still und mit Staunen schauten sie alle auf Ares,
dann auf mein Weib, das sich mühsam wand in unlösbaren Fesseln.
Schon erbebte die heilige Halle, doch nicht, wie ich dachte,
zornesgewaltig, unheilverkündend - nein, die ganze Bande lachte!

Resümee

So entstand das geflügelte Wort „Homerisches Gelächter“,
die Götter, so scheints, sind keine Kostverächter.
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.10.2017, 14:51   #2
männlich Sonnenwind
 
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Beiträge: 1.514

Beeindruckend!
Sonnenwind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.10.2017, 14:54   #3
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Standard Hallo, Heinz -

Die hatten vorher und hinterher noch oft Gelegenheit zum markerschütternden Lachen.
Nicht nur über den gehörnten Hephaistos.

Das Gedicht liest sich gut, wirkt aber auf mich ermüdend und nicht humorvoll/verborgen.

Jaja, es sollte G.C.Peter konterkarieren oder lyrisch-poetisch überteffen zumindest sehe ich dahinter diese Absicht.

LG
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.10.2017, 15:13   #4
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.879

Hallo Thing,
nein, es sollte in keiner Weise Georg C. Peter konterkarieren!
Meiner Bewunderung ist er sicher und ich werde ihm in keiner Hinsicht Konkurrenz machen wollen.
Humorvoll?
Ich habe notgedrungen diese Rubrik gewählt. Humor kommt erst auf, wenn man sich die Szene vors geistige Auge stellt: Hier der Hahnrei - dort das gefesselte Liebespärchen - darüber die Götter.
Hephaistos, der einzige handwerklich Tätige unter ihnen mit großartigen Kunstwerken im Rücken, Sohn des Zeus, erwartet einen schimpfliches Urteil - und die biegen sich vor Lachen.
Für mich ist das Gedicht eine weitere Annäherung an Hexameter. Mal sehen, ob es noch irgendwann klappt.
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.10.2017, 15:15   #5
männlich Heinz
 
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Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Hallo Sonnenwind,
beinahe hätte ich Deinen kurzen Kommentar übersehen.
Danke!
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.10.2017, 12:35   #6
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
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Alter: 61
Beiträge: 6.722

Lieber Heinz,

tolles Gedicht, aber etwas verwirrt mich:
Zitat:
Mutter Hera, die immer noch mächtig,
stets zwar betrogen vom göttlichen Gatten, sitzet auf goldenem
Thron, der von meinen Händen zu deinem Ruhme geschaffen
Hera wurde doch gefesselt, als sie sich auf den Thron setze (aus Rache, weil sie ihren Sohn ins Meer fallen ließ). Er hat den Thron also nicht zu ihrem Ruhme, sondern zu diesem Zweck erschaffen.

Allerdings habe ich das jetzt auch gerade erst nachgeschlagen und vielleicht etwas übersehen.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.10.2017, 13:00   #7
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
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Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Liebe Silbermöwe,
Du hast völlig Recht: Die Mutter des H. mochte den Krüppel von Geburt an nicht leiden. H. sann auf Rache und baute der Hera einen wunderschönen Thron, der allerdings mit einer tückischen Falle versehen war. Kaum setzte die Gattin des Zeus ihren göttlichen Hintern auf den Thron, war sie unentrinnbar gefesselt. Mit viel Wein und süßen Worten konnte Hephaistos heran gebracht und überredet werden, die Mama zu erlösen. Hat er gemacht und - bekam Aphrodite als Geschenk. - Also: Friede, Freude, Eierkuchen in den olympischen Hallen.
Der Thron war "entschärft" und warum sollte die Hera ihn nicht weiter benutzen?
Vielen Dank für Dein Lob!
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
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