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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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05.09.2012, 13:48 | #1 |
Diogenes
Diogenes
Ich sitz zufrieden in der Sonne und schlafe süß in meiner Tonne, lieb innig meiner Freiheit Wonne, weil ich in ihrer Mitte throne. Ich seh die Menschen um mich her, sie kümmern mich nicht allzu sehr, mach mir das Herz nicht sorgend schwer und stelle keine Fragen mehr. Nur wer das Leben abgestriffen hat seinen Widersinn begriffen, sein altes Eisen ist geschliffen, sein Sterbelied ist froh gepfiffen. Weil er im bildenden Gestalten nicht wie die Jungen und die Alten, ob rosig oder voller Falten sein Dasein will sich nackt erhalten. Die Kerngesunden wie die Kranken, die Wohlbeleibten wie die Schlanken, errichten und zerschlagen Schranken, umklammern diesen Erdenbaum mit ihren Ranken. Sie schrein, wir müssen überleben und müssen Leben weitergeben, so sei es und so ist das eben, wir sind der Weinstock und die Reben. Doch wenn die kalte Flamme loht, so fühlt sich jedermann bedroht, ist er nun Schöngeist oder in des Lebens Kampf verroht, gleich ob er feuert oder wandert in den Schlot. Und weil die Masse glaubt, sie sei im Recht von alters her seit Urgeschlecht, im Mutterschoß und im Gemächt, drum bleiben ihre Früchte schlecht. 08 |
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05.09.2012, 15:47 | #2 | |
Hallo Desperado!
Deine nachdenklichen Betrachtungen wirken auf mich im Ausdruck virtuos, aufschlussreich und einprägsam. Nur in Strophe 4 wäre eine Kleinigkeit, die ich anders formuliert hätte: Zitat:
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05.09.2012, 16:05 | #3 |
R.I.P.
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Wie kommt man immer nur und immer wieder auf
"geschwiffen"???? Konjugation des Verbs schweifen Präsens Imperfekt Konjunktiv I Konjunktiv II ich schweife schweifte schweife schweifte du schweifst schweiftest schweifest schweiftest er/sie/es schweift schweifte schweife schweifte wir schweifen schweiften schweifen schweiften ihr schweift schweiftet schweifet schweiftet sie schweifen schweiften schweifen schweiften Später mehr zum "Diogenes". Vorläufig lieben Gruß von Thing |
05.09.2012, 17:00 | #4 |
Hallo Pitti,
freut mich, dass Dir mein Diogenes gefällt. Ich mag ihn auch gut leiden. Verbleiben... drum bleiben... soll heißen: drum werden bleiben, klar, wenn sie verbleiben, werden sie folglich auch bleiben... aber drum bleiben finde ich einfach lockerer, lässiger, umgangssprachlicher, ich lass es jetzt einfach mal so, trotzdem danke für den Vorschlag. Wenigstens einer, der sich hier drin noch ernsthaft mit Gedichten beschäftigt als einsamer Kämpfer. Hi Thing, du meinst vermutlich gestriffen... das ist einfach nur ein Wortspiel, läuft sozusagen unter künstlerischer Freiheit, wer weiß, vielleicht hat es diese Form zu Diogenes' Zeiten sogar gegeben, dass es heute gestreift heißt, war mir im Moment der Reimsuche schlicht wurscht. Nur wer das Leben abgestreift, hat seinen Widersinn begreift, sein altes Eisen ist geschleift, sein Sterbelied ist froh gepfeift... klingt auch irgendwie dämlich. Lieben Gruß Desperado |
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05.09.2012, 17:02 | #5 |
R.I.P.
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Faule Ausrede.
Es hätte sich etwas Passendes finden lassen. Außerdem: .onne .onne .onne - jeweils kurzer Vokal und dann .one (langer Vokal) schmerzt in Augen und Ohren. LG Thing |
05.09.2012, 17:06 | #6 |
Nur wer sein Leben abgestreift,
desselben Widersinn begreift, des' alte Festung ist geschleift, er auf Konjugationen pfeift...? Auf seinem Throne in der Sohne, falsch, seinem Thronne in der Sonne... ojeh tut weh... sorry, aber ich fürchte, mir fehlt heut' der nötige Heinz...äh...Franz...nö... Ernst, der isses, der nötige Ernst! |
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05.09.2012, 17:36 | #7 |
Aber gut, weil ihr es seid...
Diogenes Ich sitz zufrieden in der Sonne und schlafe süß in meiner Tonne, der ich in ihrem Bauche wohne, im Herzen meiner Freiheit throne. Ich seh die Menschen um mich her, sie kümmern mich nicht allzu sehr, mach mir das Herz nicht sorgend schwer und stelle keine Fragen mehr. Nur wer das Leben abgestreift desselben Widersinn begreift, des’ alte Festung ist geschleift, weil er auf Trutzes Wälle pfeift. Da er im bildenden Gestalten nicht wie die Jungen und die Alten, ob rosig oder voller Falten sein Dasein will sich nackt erhalten. Sie schrein, wir müssen überleben und müssen Leben weitergeben, so sei es und so ist das eben, wir sind der Weinstock und die Reben. Die Kerngesunden wie die Kranken, die Wohlbeleibten wie die Schlanken, errichten und zerschlagen Schranken, umklammern diesen Erdenbaum mit ihren Kletterranken. Denn wenn die kalte Flamme loht, so fühlt sich jedermann bedroht, ist er nun Schöngeist oder in des Lebens Kampf verroht, gleich ob er feuert oder wandert in den Schlot. Und weil die Masse glaubt, sie sei im Recht von alters her seit Urgeschlecht, im Mutterschoß und im Gemächt, verbleiben ihre Früchte schlecht. Ich seh sie leben, seh sie sterben, ich seh sie wachsen und verderben, ich seh sie sparen, seh sie erben, ich seh sie locken, seh sie werben. Schnitz meines Holzes letzte Kerben, mit Plage sie ihr Brot erwerben, mit Eifer kitten ihre Scherben, bis schließlich sie verlassen sterben. Schönen Abend! Desperadiogenes |
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05.09.2012, 18:23 | #8 |
R.I.P.
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Lieber Desperado,
um mit so manchem meiner Vorgänger zu sprechen:
Na siehste! Geht doch! Lieben Gruß von Thing |
05.09.2012, 18:40 | #9 |
Ach ja, der Xaverl...
Aber der hat heute einen grässlichen Kater... |
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05.09.2012, 19:12 | #10 |
Das „throne“ - mit langem Vokal - in Strophe 1 war nicht zu überlesen. Die ersten 3 Verse reimen sich, dann kommt der Bruch, weitere 4 sich reimende Zeilen folgen. Wenn also eine Zäsur, dann Konsequent. Hier mein Beispiel: Ich sitz zufrieden in der Sonne und schlafe süß in meiner Tonne, lieb innig meiner Freiheit Wonne, weil ich in ihrer Mitte residiere. Ich seh die Menschen um mich her, sie kümmern mich nicht allzu sehr, mach mir das Herz nicht sorgend schwer und stelle keine Fragen mehr. Ich habe eine solche Reim-Zäsur (hier]) im letzten Vers auch angewandt. Ich persönlich würde bei dieser Variante bleiben, da sie im Sinne der freien Dichtung ein kompilatives (rhetorisches) Stilmittel darstellt. VG Pitti |
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06.09.2012, 08:17 | #11 | |
Zitat:
dann freilich ist eine deutliche Abhebung sinnvoll. Residiere, herrsche... oder auch lümmle, fläze, je nach beabsichtigtem Sinn. Hatte ich so zwar nicht beabsichtigt, ist aber durchaus wert, in Betracht gezogen zu werden. Guten Morgen Desperado |
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06.09.2012, 09:29 | #12 |
abgemeldet
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Diogenes
@Desperado
Der Bierernst deiner Korrigierer ist zum Brüllen. Wenn es dir zuviel wird, schließ den Deckel. Klappe zu, Affe dot. Nitribitto |
06.09.2012, 09:39 | #13 | |
Zitat:
VG Pitti |
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06.09.2012, 09:56 | #14 |
R.I.P.
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06.09.2012, 11:53 | #15 |
abgemeldet
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Diogenes
@Pitbull
Man kann natürlich hier und da anderer Ansicht als der Autor sein. Du hast das Wesentliche aufgegriffen, und ich denke, den Rest lassen wir mal lieber stehen. Sonst kraucht Desperado aus der Tonne und zeigt dir, wo der Pitbull seinen Most herholen darf. Nitribitto |
06.09.2012, 12:02 | #16 |
Psst, Leute, Frieden.
Wenn mir etwas unnötig oder pingelig erscheint, sag ich das, wenn mir danach ist, immer und überall, Nitribitto. Und, Pit-Bull, Deinen Kommentar verstand ich durchaus ernst gemeint und interessant, hab ihn ja auch entsprechend beantwortet. Diogenes ist einer der größten und zudem zeitlosen Philosophen, Thing, aber wem sag ich das. Und jetzt seid's wieder lieb zueinander. Desperado |
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