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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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27.12.2010, 23:59 | #1 |
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Der Herr der Insel (Parodie)
Zuerst das Original von Stefan George:
Der Herr der Insel Die fischer überliefern das im süden Auf einer insel reich an zimt und öl Und edlen steinen die im sande glitzern Ein Vogel war der wenn am boden fußend Mit seinem schnabel hoher stämme krone Zerpflücken konnte - wenn er seine flügel Gefärbt wie mit dem saft der Tyrer-schnecke Zu schwerem niedrem flug erhoben: habe Er einer dunklen wolke gleichgesehn. Des tages sei er im Gehölz verschwunden Des abends aber an den strand gekommen Im külen windeshauch von salz und tang Die süße stimme hebend daß delfine Die freunde des gesanges näher schwammen im meer voll goldner federn goldner funken. So habe er seit urbginn gelebt Gescheiterte nur hätten ihn erblickt. Denn als zum erstenmal die weißen segel Der menschen sich mit günstigem geleit Dem eiland zugedreht sei er zum hügel Die ganze teure stätte zu beschaun gestiegen Verbreitet habe er die großen schwingen Verscheidend in gedämpften schmerzeslauten. --- Und weil dat so für uns anne Ruhr einfach viel zu salbungsvoll daherkommt (sorry Stefan, abba so siehdet aus), binnich da nomma ehmt drübbagegang, woll. Unt reim tudet sich nu auch! Der Boß Und auffen Kuttern hamse ne Legende (wir tun ma so alz wolln wa datt ma glaum): datt auf ne Insel ganz am andern Ende son Flattermann gewesen wär wie’n Baum. Sonn roten Reiher von so fünf sechs Meter, der sich im Stehn die Kirschen flücken kann. Und peste der im Tiefflug durchen Äther, dann kam kein Airbus watt dagegen an. Tachs sahsse’n nich. Da war er fest am poofen. Aamtz wirder abba munter, storcht zum Strand, und jodelt! Und Delfine fang am Schwofen! (Erzähln die Fischer. Völlich hirnverbrannt.) So soll datt, sahngse, übba Ewichkeiten Auf diese Insel so gelaufen sein. Bis irgenzwann en Schiff ankam mit Leuten, „Ey weisse watt, hier nisten WIR uns ein!“ Datt paßte unsern Kranich ja nu gaanich. Noch eima siehsse’n auffe Halde stehn, sich noch ma umzukucken, und mehr waa nich. Und Abflug. Schüß. Nach Hassenichgesehn. |
31.12.2010, 13:56 | #2 |
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Hallo Schamansky,
das hier finde ich sehr gelungen- den Ruhrpottcharme so krass vor Augen geführt zu bekommen hat was ungefähr genauso erkläre ich kleinen Kindern alles mystische - ....nur drübbagegang, woll....sacht in meinem Revier keiner ( aber ich habs leida auch schon jehört und vermute den Sektor in etwas ländlicher) auf jeden Fall ein würdiger Humor lg phönixe |
31.12.2010, 14:37 | #3 |
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Siehsse, man muß vonne Ruhr sein, um auf sonn Blödsinn abfahn zu könn.
Das ist das Problem mit Dialektgeschichten - außerhalb des Dialektraums wirken sie nicht. "Drübbagehn" - "dann musse übba de Ampel drübbagehn" - das geht vielleicht mehr ins Dortmunderische, die "woll"-Zone. Meine Ma war schließlich vom Borsigplatz. Und zweisprachig: ruhr- und hochdeutsch. |
31.12.2010, 15:05 | #4 |
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na-is abba auch schwea zu lesen- muss ich (auch zweisprachig deutsch aufgewachsen) zugeben,
das woll am ende jedes satzes...kam aus dem großraum entenhausen- und ich werde janich müde haare solange zu suchen bis sich daraus eine perücke flechten lässt (der hatte e schon schlechte karten und sagte ständig die arge und woll-und beides war mir völlig unbekannt) überlege grade ob wir auch aamtz wirder ...auch so sagen würden, tendiere abba zu aamtz wirda lg phönixe ...ach ja. und die verbotene stadt kenn ich nich... |
31.12.2010, 15:09 | #5 |
R.I.P.
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Da hast 'du wohl eine Parodie parodiert?
Die Nummer eins ist nicht vom old stefan! Der hätte im Leben keine Versalien benutzt! Hach, ich kreische vor Entzücken. Nummer Zwei stelle ich mir gerade von Tamara Schanzara präsentiert vor: Ergötzlich! Thing |
31.12.2010, 15:16 | #6 |
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Klar ist die Nummer vom hehren strengen meister ohne Großbuchstaben und mit diesen seltsamen Interpunktionsallüren wie seinem Zäsurpunkt, der sich am Computer nicht setzen läßt.
Ich schiebe noch einen George nach: --- Komm in den totgesagten park und schau: Der schimmer ferner lächelnder gestade, Der reinen wolken unverhofftes blau Erhellt die weiher und die bunten pfade. Dort nimm das tiefe gelb, das weiche grau Von birken und von buchs, der wind ist lau, Die späten rosen welkten noch nicht ganz, Erlese küsse sie und flicht den kranz, Vergiss auch diese lezten astern nicht, Den purpur um die ranken wilder reben Und auch was übrig blieb von grünem leben Verwinde leicht im herbstlichen gesicht. --- Datt wird anne Ruhr (DO, nicht GE) dann Zeile für Zeile so dekonstruiert: George sein Paak Kommsse ma im totgesachten Paak rein (kommsse rein kannze rauskucken): Da is son fernet Ufa sich ein am Grinsen, unt blaue Wolken (Kokolores! Wolken sint weiß odda watt?!) leuchten aussem Teich blau widda raus und auffe Wege drauf, irgnzwie sowatt. Is auch ganz egal, weil dann schnappsse dich wat Gelbet und wat Grauet, soll heißen Stückskes vonne Birken unt Buchsbäumkes, nä, unt watta vonne Rosen nonnich voll inne Wicken is, dat packsse alle mit rein in dein Riechbesen. Untann tuhsse da nochen paa Astan rein, doch doch, untann wickelze noch wat lila Gestrüpp drumrum, unt allet watte da sonz noch so finz an Grünzeuch, machsse Onkel Stefan son richtich schön Herpsstrauß von fettich, woll. (Unt den kanna sich dann abba sowwatt von ann Hut stecken.) |
31.12.2010, 15:42 | #7 |
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wow,
ich wusst schon imma ...lyrik kommt ohne fisimatenten aus nonnich und tuhsse der brülla- hab leida nah am wassa gebaut- heule noch lg phönixe |
31.12.2010, 16:04 | #8 |
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Stefan George war jedenfalls nicht beeindruckt. Hier seine Replik:
wir aber wandeln strack auf auf schroffen graten in strenger ferne vom geschmeiss des tales. reisiger rüden reim und sudel taten bewäessern nicht die reinheit meines males. sie mögen keck das schieche bein erheben es schüttert den nicht der im geiste wob. mit andren worten: damit kann ich leben und daure den der rücks ins nichts zerstob |
31.12.2010, 17:01 | #9 |
R.I.P.
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Hach!
daran kann ich mich er-laben, ist wie jüngers jünglingsgaben in meinen kühlen kalten kranz als mir getaner tanz. nur ich bin ganz. Thing (gerne despektierlich) |
01.01.2011, 10:54 | #10 |
Ich muss gestehn, dass ich als Schwabe,
bei diesem Text Probleme habe. Vor Müdigkeit war ich am Pofen und bin darüber eingeschlofen. Prosit Neujahr! Fridolin |
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01.01.2011, 14:10 | #11 |
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Herzliche Neujahrsgrüße über die Benrather Linie.
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11.01.2011, 10:34 | #12 |
R.I.P.
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Hallo Schamansky.
Habe eben erst diese Köstlichkeiten entdeckt. Ich glaube Sonntags kommt im Fernsehen immer son Budiker ausm Pott oder so. Der spricht einen so schönen Dialekt, mit seine Püppi und die Gäste, hör ma, den kann ick sojar vastehn. Straatmann heest a woll. Is woll sowat wie bei uns Schulze. L.G. Jünta. |
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