Septuagesima August 1948

[vha]

die welt entfernt sich und
wir nagen noch immer am hungertuch
in das mich mutter täglich einwickelte
und trotzdem gab es kohlsuppe im blechnapf

an den ästen zerreißen die dornen
das land war mit asche bedeckt
die langen schatten in echter silhouette
im funkenhagel

nacht und tag werden auf dem friedhof sein
und die abwesenden hände streicheln

die gekreuzten knochen
unter blauem himmel
im armseligen duft
der blütenkränze

ist es wahrheit oder
erfrorener blick

die vom nichtwort geprägte
todesfuge hängt über dem
tauben echo

abgemagert
zu erde geworden



(c) 1966
volker harmgardt
hamburg

[Ilka-Maria]

Liest sich wie eine grauselige Apokalypse! Es geht um das Jahr, in dem Du zur Welt kamst, deshalb wohl das besondere Interesse daran, wie das Leben in Deutschland damals war.

LG
Ilka

[Thing]

Mir sprang sofort die Todesfuge ins Auge.
Ob die Mutter befreit wurde?
Der ganze Text strahlt eine tiefe Trostlosigkeit aus, Satz für Satz.
Sehr Deprimierend, wie eine schwarze Schraffierung auf dunkelgrauem Hintergrund.

Freundlichen Willkommensgruß
von
Thing