Im Leid gefangen

[Sinneswandler]

Dein Herz wird zu Stein, alle Wärme entschwindet,
die Seele betäubt, die Gedanken so schwer,
wenn das Dunkel der Nacht dir die Augen verbindet,
dann treibst du weit draußen, verloren im Meer.
Dein Fels in der Brandung zerrieb sich zu Sand,
so sank was dir Halt gab im Strudel zum Grund,
du suchst nun verzweifelt nach helfender Hand,
doch der Schrei deines Herzens tritt nicht aus dem Mund.
In unendlichem Schatten verlierst du die Zeit,
es quält dich, du klebst fest im Schwarz alter Tage,
ein steiniger Weg, voller Schmerz, endlos weit,
doch tief in der Brust lodert stetig die Frage.
Wer bin ich? Was will Ich? Wie geht es jetzt weiter?
War das jetzt mein Leben? Ist es schon vorbei?
Die Antwort, die hat dir dein Herz längst gegeben,
geh raus, brich die Tür auf, und sei wieder frei!!!

[Pit Bull]

Hallo Sinneswandler!

Dein durchaus solides Gedicht hat Substanz und ein Sujet. Die Umsetzung halte ich für gelungen.

Weiter so!

VG Pitti

[Ex-petrucci]

Ein sehr schönes Werk!

Einzig und alleine diese Zeile würde ich ändern zu:

doch in deiner Brust lodert stetig die Frage.

In der Brust ist tief. :-)

[MiauKuh]

Zitat von petrucci

Ein sehr schönes Werk!
Einzig und alleine diese Zeile würde ich ändern zu:
doch in deiner Brust lodert stetig die Frage.
In der Brust ist tief. :-)

Ich ergänze um einen Doppelpunkt hinter

Frage:

[Heinz]

Hallo Sinneswandler,
verwundert und verblüfft lese ich Deine Verse und stelle fest: Das sind ja bis auf die jambischen Versanfänge durchgehend fast astreine Anapäste. Allein aus diesem Grund müsste der Vers "doch tief in deiner Brust lodert stetig die Frage." leicht geändert werden in:
"doch tief in der Brust lodert stetig die Frage" (xXxxXxxXxxXx.
Ich habe keine Ahnung, über welche Metrikkenntnise Du verfügst, aber die seltene Verwendung des Anapästs veranlasst mich zu einem besonderen Lob.
Gruß,
Heinz

[Sinneswandler]

Hallo,
vielen Dank, Pit Bull, MiauKuh und Petrucci,
es freut mich, dass Ihr mein Gedicht kommentiert habt und es Euch gefällt :-)

stimmt, bei " doch tief in deiner Brust... ist was zuviel, ich hatte es als erst ohne tief geschrieben und zum unstimmigeren verändert :-(
Ich weiß garnicht ob man es später nochmals ändern kann, ohne es neu einzustellen?

Allerdings würde ich ..." doch unterbewusst lodert stetig die Frage:"
schreiben, glaube das passt auch gut...

Hallo Heinz,
ich danke Dir für die fachmännische Analyse. Ich bin was Metrikkenntnisse, jambische Versanfänge und Anapäste angeht auf " jungfräulichem " Stand, so dass ich erst mal googlen musste :-)
Ich schreibe immer nur nach Gefühl und daher freut es mich total,
dass es mir scheinbar recht gut gelungen ist, es aus dem Bauch heraus richtig zu machen...

Danke für das Lob!

Grüsse an Euch Alle

[MiauKuh]

Irgendwann gab jemand mal den verschiedenen rhythmischen Gefühlen verschiedene Namen.

Daher kommt das ..

[Sinneswandler]

Irgendwie find ich das je mehr ich schreibe interessanter...
Gibt es Leute hier die sich hinsetzen und vor dem Schreiben überlegen
in welchem Rhythmus das Gedicht sein soll???
Wenn ja...gibt es sehr schwere Formen an die man sich heranwagen kann?
Die Verwendung des Anapästs ist ja scheinbar eher selten...
Und auch wie ich gestern im Bezug auf ein Gedicht gelesen habe,
erfordert es eine gewisse Kompetenz ein Akrostichon zu verfassen.
Was mich im Übrigen sehr motiviert hat, dies zu tun :-)
Bin schon damit fertig,... aber irgendwie hab ich für mich das Gefühl,
dass ich mich besser ein wenig zurückhalte, obwohl ich meiner eigenen
Kreativität nur sehr schwer entkommen kann.....

Liebe Grüsse

[Ilka-Maria]

Zitat von Sinneswandler

Gibt es Leute hier die sich hinsetzen und vor dem Schreiben überlegen
in welchem Rhythmus das Gedicht sein soll???

Die gibt es sicherlich. Manche Autoren meinen nämlich, dass bestimmte Rhythmen - wie auch bestimmte Reimformen - nur zu bestimmten Inhalten passen. So vertreten z.B. manche die Meinung, Paarreime seien nur für Humor passend. oder Gedichte in Trochäen klängen hämmernd. Ich halte das für Vorurteile. Goethe hat seinen "Erlkönig" in Paarreimen geschrieben, und diese Ballade ist alles andere als humorig. Der Paarreim erzeugt hier jedoch das gewünschte Tempo, um den Gewaltritt des Vaters mit dem sterbenden Kind im Arm zu unterstreichen. Uhland schrieb "Bertran de Born" in Trochäen", aber von einem hämmernden Klang kann nicht die Rede sein, denn die Schlacht ist bereits geschlagen, und der gefangengenommene Bertran trägt dem König seine Verteidigungsrede vor.

Letztendlich kommt es darauf an, wie man ein Gedicht liest oder vorträgt. Es ist aber bestimmt nicht falsch, trotzdem zu versuchen, mit den richtigen Stilmitteln die Wirkung des Inhalts zu beeinflussen.

[Heinz]

Lieber Sinneswandler,

doch unterbewusst lodert stetig die Frage: hältst Du für die richtige Lösung.
Ich zerlege diesen Vers mal:

doch un ter be wusst lo dert ste tig die Fra ge =

xXxxXxxXxxXx

Der Vers begänne also mit einem Jambus (xX)

So geschieht es auch in meinem Vorschlagsvers

doch tief in der Brust quält dich stetig die Frage = xX xxX xxX xxX x

"Eine unterbewusste lodernde Frage", damit hätte ich so meine Probleme.
Stell Dir vor: In Deiner Brust lodert (brennt hell eine Flamme) eine Frage.
Da muss ein sehr schwer beschädigtes Bewusstsein vorliegen, das nicht einmal lodernde Flammen bemerkt. Deshalb halte ich meinen Vorschlag für die bessere Lösung.
Liebe Grüße,
Heinz

PS. Bei Berichtigungen eines Textes nach der Schonfrist, kannst Du Dich vertrauensvoll an Ilka-Maria wenden, das Gedicht und die Sparte nennen und die Berichtigungen erbitten Hat bei mir immer geklappt.

[Sinneswandler]

Hallo Heinz,
danke für den Tipp und es freut mich, dass Du dich nochmals damit befasst hast.
Hab mir das auch mal sinnbildlich vorgestellt :-) und ich gebe Dir vollkommen recht.
Schönes Wochenende
und freundliche Grüsse !

Sinneswandler