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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 20.10.2021, 15:29   #1
männlich Andri
Gast
 
Dabei seit: 12/2019
Ort: Die Erde
Beiträge: 425

Standard Ohne

Hat die Lyrik was zu sagen
Was das ich nicht sagen will
Schwere Worte wollen fliegen
Meine Träume bleiben still

Malt mit unbekannten Farben
Polaroid Sofort das Bild
Bitte dich um leuchtend Garben
Träume werdet endlich wild

Auf, ich gebe euch die Schwingen
Gebt mir diese Sprachgewalt
Elend mit Gefühlen ringen
Meine Träume bleiben kalt

Brunnen, tief und ohne Hall
Endlos, bleiern, leerer Fall
Andri ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2021, 20:37   #2
weiblich C.Alvarez
 
Benutzerbild von C.Alvarez
 
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.892

Lieber Andri,
du wirst mir doch nicht depressiv werden...?
Dein Gedicht ist erfüllt von tiefgehender Traurigkeit.
Eine Stimmung voller unerfüllter Sehnsüchte, der Suche nach Farben im Leben und wilden Träumen.
Kalte Träume, das verursacht bei mir schon Gänsehaut.
Ein Text der einem in die Seele dringt, der einem wehtut und einen weinen lässt.
Ich habe selten Texte gelesen die mich so berühren.

Hast du extrem gut geschrieben, beschrieben.

Corazon

"When the night has been too lonely
And the road has been too long
And you think that love is only
For the lucky and the strong"
(The Rose, Bette Midler)
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2021, 21:48   #3
männlich Andri
Gast
 
Dabei seit: 12/2019
Ort: Die Erde
Beiträge: 425

Liebe Corazon,
nein du musst dir keine Sorgen machen. Ja es stimmt schon, es ist ein wenig schwermütig, und natürlich hast du es erkannt, es ist die Sehnsucht nach dem Feuer des Lebens, nach neuen Träumen was auch den Gedichten Energie geben könnte. Das Gefühl der Erstarrung und Kälte. Ich will sagen ohne diesem Feuer fehlt auch die Inspiration und ich kann sie nicht aus Nichts generieren.
Aber es ist nicht wirklich schlimm, soll nur ausdrücken dass etwas fehlt. Darum habe ich es kurzerhand "Ohne" genannt. Also Ohne Inspiration, Ohne Feuer, Ohne guter Idee, Ohne Leidenschaft.
Ein bisschen ist es auch der Diskussion um die Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und dem echten Ich geschuldet. Für mich sind sie untrennbar und es ist das eine nicht ohne das andere beseelt.
Eine private Anmerkung, ja tatsächlich kenne ich die Depression (die schwarze Hexe) Aber das ist sie nicht, es ist einer der Momente in denen das Rad meiner Zeit sich wohl nur ein wenig verhakt hat.

Ganz lieben Dank für deine Sorge und für deine intensive Annahme des Gedichts.

Dein Andri
Andri ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.10.2021, 07:35   #4
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.687

Hallo Andri,

die ersten drei Strophen finde ich toll. Mit den letzten beiden Versen kann ich nicht so viel anfangen, auch wenn ich sie nach deiner obigen Erklärung verstehe. Warum durchgehend vier Verse und am Ende nur zwei?

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.10.2021, 08:50   #5
männlich Andri
Gast
 
Dabei seit: 12/2019
Ort: Die Erde
Beiträge: 425

Hallo Silbermöwe,
danke dir für dein Lob! Mit deiner Kritik an den letzten beiden Zeilen hast du recht. Ich glaube sie waren ein Notbehelf, ich hatte nach den ersten drei Strophen das Gefühl es ist keine gute Stelle das Gedicht zu beenden, aber eigentlich hätte ich auch nicht gewusst, was in eine vierte Strophe rein soll. So bin ich auf Paarreim umgestiegen um es mit den zwei Zeilen zu beenden. Immerhin ich habe versucht das Metrum weiter laufen zu lassen. Trochäus, wie ich glaube..
Auch sind die beiden letzten Zeilen etwas arg dick aufgetragen. Du kennst es sicher auch, schwierig geeignet aus einem Gedicht zu gehen, sie haben oft kein natürliches Ende!
Vielleicht einfach weg denken

Liebe Grüße,
Andri
Andri ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.10.2021, 10:09   #6
weiblich C.Alvarez
 
Benutzerbild von C.Alvarez
 
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.892

Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Mit den letzten beiden Versen kann ich nicht so viel anfangen
Gerade die letzten beiden Strophen gefallen mir am besten, auch wenn sie für Andri ein Notbehelf waren. Dieses seelische Eintauchen in die Dunkelheit, ins Nichts, das ist für mich sehr schön geschildert und nachvollziehbar. Nur hätte ich statt dem Brunnen einen Begriff aus der Astrophysik gewählt :

Schwarzes Loch in meinem All
bleiern leer, endloser Fall.

Na ja, lyrisch sicher schlecht, ging mir halt so durch den Kopf.
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2021, 12:10   #7
weiblich Zaubersee
 
Benutzerbild von Zaubersee
 
Dabei seit: 11/2014
Ort: Das Meer ist mein Garten aus Kristallen und Träumen ...
Alter: 66
Beiträge: 2.583

Heyhello Andri,


"Ohne" lautet der Titel dieses Gedichtes, doch mehr als die Hälfte des Textes beschäftigt sich mit dem "Mit" ... mit der Leidenschaft und dem Träumenwollen, dem Bildersuchen und dem Lebenswildseinkönnen, dem Sprachgewaltigseinwollen und dem was in dem Lyrischen Ich ist und hinaus möchte, aber keinen Weg findet. Am liebsten wäre dem Lyri eine innere Sofortbildkamera ... ( wer hätte die in seinen inneren Labyrinthen nicht auch gerne :-) )

ich sehe es wie eine Geburt, es ist da und es will in die Welt. Vor der Fülle ist die Leere; in der Stille wohnt das ungeborene Sein. Alles was es braucht ist Liebe und Geduld ... und manchmal eine sanfte Hilfe ...

Was macht das Lyri im wahren Leben, wenn ihm kalt ist? Wenn es dunkel ist?
Wenn ein Brunnen vor ihm steht, der endlos und ohne Hall ist?



Zitat:
Hat die Lyrik was zu sagen
Was das ich nicht sagen will

Hier fände ich es sprachlich eleganter, wenn Du in dem zweiten Vers, die ersten Worte tauschen würdest:

Hat die Lyrik was zu sagen
Das was ich nicht sagen will

möglicherweise auch den ersten Vers: so etwa ... oder anders:

hat mir Lyrik was zu sagen oder Was hat Lyrik mir zu sagen?


Was hat Lyrik mir zu sagen?
Das was ich nicht sagen will?


Nur so ein Gedanke.

Wunderschön der Gedanke, dass Lyrik dem Lyrischen Ich wie eine Art Traumdeutung, einen Schlüssel zu sich selbst geben könnte.

Ich sage: Bei mir ist es so ;-)

Das Spiel mit den eigenen Symbolen ist kraftvoll. Ich verstehe das Ringen des Lyrischen "Ich" und würde es ermutigen, nicht aufzugeben.

Liebe GRüße

Zaubersee
Zaubersee ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2021, 22:51   #8
männlich Andri
Gast
 
Dabei seit: 12/2019
Ort: Die Erde
Beiträge: 425

Liebe Zaubersee,
ich habe mich unglaublich gefreut mit welcher liebevollen Genauigkeit du das Gedicht besprochen hast. Und auch mit welcher Genauigkeit und fast beängstigender Intensität du die Aussagen, die Intention getroffen hast, besser als ich selbst es je könnte.

Zitat:
Was macht das Lyri im wahren Leben, wenn ihm kalt ist? Wenn es dunkel ist?
Wenn ein Brunnen vor ihm steht, der endlos und ohne Hall ist?
Ach Zaubersee mein Lyri im wahren Leben...so schön das dies gefragt ist und ich habe keine Antwort.!

Und ja im Zentrum steht natürlich die Relation zwischen lyrischem ich und realem ich und was das eine sei mit und durch das andere.

Zitat:
Wunderschön der Gedanke, dass Lyrik dem Lyrischen Ich wie eine Art Traumdeutung, einen Schlüssel zu sich selbst geben könnte.

Ich sage: Bei mir ist es so ;-)
Genau das sei allen gesagt die meinen die Sphären feinsäuberlich trennen zu können, oder zu sollen. Und das ist es ja auch was der Lyrik ermöglicht eben mehr zu transportieren als die reine Sprache, als die Oberfläche. Es ist das Irisieren zwischen den Sphären aus dem mehr entstehen kann.

Zu den ersten Strophen
Zitat:
Hat die Lyrik was zu sagen
Das was ich nicht sagen will
ist wirklich besser!

Nach solcher Bestärkung wird das Lyri nicht aufgeben und das ich muss einfach mit!

Alles Liebe
Andri
Andri ist offline   Mit Zitat antworten
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