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Alt 05.01.2012, 20:40   #1
weiblich yolanda
 
Dabei seit: 02/2011
Ort: sha
Alter: 59
Beiträge: 3

Standard Kater haben`s schwer

Ich hatte eine Katze.
Jetzt hab ich zwei.
Nicht das ich ein ausgesprochener Katzenfreund wäre. Es hat sich einfach so ergeben, dass vor 10 Jahren Madame Mim das Regiment im Haus übernahm und letztes Jahr Herr Borchert dazu kam, seines Zeichens: Kater.
Madame Mim hieß früher auch mal anders. Schlicht: Süße.
Ich hab keine Ahnung wohin das Süße entschwunden ist, auf alle Fälle ist sie ziemlich exzentrisch, weshalb sich ihr Name auch wandelte, zu Madame Mim.
Eines Morgens, als ich mich schlaftrunken mit einer Schüssel Kaffee auf meiner Bänke vor dem Haus platzieren wollte, lag dort Herr Borchert.
Ein zusammengerolltes Fellknäul, das leise schnurrte als ich mich neben ihn setzte, Kaffee schlurfte und ihn kullerte.
Ein kleines Morgenritual, das sich da zwischen uns entwickelte und eines Tages saß er dann auch Mittags vor der Terrassentür und blickte sehnsuchtsvoll herein und ich machte die Tür hoch und weit für ihn.
Madame Mim brachte klar und deutlich zum Ausdruck:
DER gehört hier nicht her
und ich tat so als wüsste ich nicht worüber sie sich echauffierte, wofür sie sich dann mit zwei Wochen tödlich beleidigt sein revangierte.

Dafür beobachtete sie Herrn Borchert mit Argusaugen und Madame entdeckte ihre Leidenschaft für Attacken, frei nach Wilhelm Tell: durch diese hohle Gasse muss er kommen -
und das musste Herr Borchert – wollte er an die Futterschüssel musste er durch besagte Gasse gehen, an deren Ende ein Mauervorsprung war, in dessen Niesche wer wohl saß und wartete – nein, vielmehr saß und immer wieder vorsichtig mit einem Auge um`s Eck herum linste, ob er er nun kam, DER, der hier nicht her gehörte.
Wenn er dann kam, DER, der hier nicht her gehörte, dann sprang Madame mit einem Satz heraus, watschte den armen Kerl dermaßen ab, sodass DER, der nicht hier her gehört, sich erst mal setzen musste und reichlich verdattert in die Gegend starrte.
Eine Zeit lang musste ich direkt Geleitschutz geben, damit Herr Borchert überhaupt an seine Futterschüssel kam.
Dann fiel Madame Mim etwas ganz neues ein.
Ich hab keine Ahnung wieso, auf alle Fälle entdeckte Madame, wenn sie Herrn Borcherts Futter anschlotzte ( nur anschlotzen, nicht wegfressen, irgendwie ist sie ziemlich figurbewusst) dann rührte DER, der nicht hier her gehörte, dass Futter nicht mehr an – und alles, alles war ihr`s.
Seither musste ich diverse Futterschüsseln vor gewissen Schlotzangriffen retten und nachdem mir das halbwegs gelang, harrte ich – und ich glaube auch Herr Borchert – darauf, was als nächstes kam.
Als nächstes kam der Sommer und mit ihm vollzog sich mit unserer Madame Mim, der erstaunliche Wandel von der exzentrischen Zicke zur rolligen Katze.
Was zur Folge hatte, dass Herr Borchert die Welt nicht mehr verstand. Die ganze Zeit wurde er attackiert, sah sich Schlotzangriffen und üblen Anfauchungen ausgesetzt, wenn er der Madame Mim auch nur einen Hauch zu nahe kam, und nun?
Rollte sie die Terrasse rauf und runter und direkt auf den DER, hier nicht her gehörte, zu,
der nur erstaunt da saß und sich ganz gewaltig wunderte. Das konnte ich direkt in seinen Augen lesen.
Als dann ihre Excellenz, die Madame, vor dem lag, DER hier nicht her gehörte und jener aus sicherheitstechnischen Gründen wohl dachte, es ist besser sich nicht zu bewegen und erst mal abzuwarten was da als nächstes kommt,
watscht sie ihn doch glatt wieder ab, die Madame, dieses mal aber weil er eben nicht nahe genug kam, DER, der hier nicht hier her gehörte.
Worauf Herr Borchert mich reichlich verdutzt anschaut und fast ist mir, als hörte ich ihn denken:
Verstehst du die Weiber?
Tscha murmelte ich so vor mich hin, da musst du nun durch Herr Borchert, aber das wird schon werden, davon bin ich überzeugt.
Sie haben das dann auch tatsächlich hinbekommen, logisch. Friede, Freude, Eierkuchen, einen Sommer lang.
Dann vollzog sich wieder der Wandel von der rolligen Katze, zur exzentrischen Zicke und Madame Mim war wieder voll da, inclusive Schlotzangriffen und wilhelmischen Tellereien.
Herr Borchert musste wieder ein mal umdenken und gewiss fragte er sich, ob die nicht alle spinnen.
Aber,
diesen Ausdruck: DER gehört hier nicht her, hab ich bei Madame seither nicht mehr gesehen.
Derzeit stehen wir bei: WER ist das schon.
Mal sehen, vielleicht geht da noch was, der nächste Frühling kommt ja bestimmt.
yolanda ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.01.2012, 20:51   #2
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Halli Hallo, yolanda -



Das ist hinreißend erzählt!
Großes Talent wird uns zuteil.
Witz, Spannung, tiefes Katzenverständnis - alles ist da.
Mitsamt hervorragendem Stil.

Da muß es Lob hageln.


(revanchieren ist korrekt)

Ich habe die Geschichte regelrecht verschlungen!


LG
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.01.2012, 22:38   #3
männlich DerThalheim
 
Dabei seit: 07/2007
Ort: Graz
Alter: 37
Beiträge: 84

Hehe, eine amüsante Geschichte! Mit etwas "Katzenerfahrung" kann man sich diese Situationen nur allzu gut vorstellen.

Allerdings würde ich den Text nochmal korrekturlesen, falls du darauf Wert legst und ihn irgendwo anders publizieren möchtest! Abgesehen von Groß- und Kleinschreibung sowie Kommasetzung vor allem solche Dinge wie "schlUrfte Kaffee" (wenn, dann "schlürfen", denn "schlurfen" kann man mit den Schuhen) und: was ist eine "Bänke"?
DerThalheim ist offline   Mit Zitat antworten
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Lesezeichen für Kater haben`s schwer



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