Angekommen bei Poetry.de

Thing · 27.04.2011, 10:00

In meinem Herzen beben Dinge,
wovon zu fühlen ich nicht mehr geglaubt.
Ich wähnte mich so unberaubt
und hänge dennoch wieder in der Schlinge.

Erinnern kommt wie weiße Wellen.
Der Strand ist leer, ist unbehaust.
Wenn auch der Sturmwind dunkel braust:
Nichts kann den nächsten Tag erhellen.

Scheint heut die Sonne? Scheint der Mond?
Die trüben Augen wollen nicht mehr schauen.
Abgetragnes ist nicht aufzubauen.
Schultern .. ob sich das noch lohnt?

Zu schwer sind jetzt die Ziegelsteine.
Die Karre zieht sich nicht mehr leicht.
Ich geh zurück in mich. Ich weine
nicht, denn ich hab mich erreicht.

(c) 2009

Ex-Schamanski · 27.04.2011, 11:28

Groß.

Nur das Gedinge gefällt mir nicht, von bergbautechnischen Förderquoten ist wohl nicht die Rede. Warum nicht einfach:

"In meinem Herzen beben Dinge" ?

Thing · 27.04.2011, 11:30

Du Wortzauberer!
Hab Dank

von
Thing

Katerchen · 27.04.2011, 13:03

Jemand der innerlich jene Reife erreicht hat,
die ihm nicht nur die Gewissheit gibt bei sich selbst
angekommen zu sein, sondern auch die Stärke
zu vergeben...

Ilka-Maria · 27.04.2011, 19:44

Schönes Lebensfazit. Man sollte jedem Menschen wünschen, dort anzukommen.

Thing · 28.04.2011, 07:21

Halli Hallo, Katerchen und Ilka-Maria!

Habt Dank für Eure Zeilen!
Ist man erst einmal so alt wie ich es bin, fällt Einsicht leicht.
Man wird ja so bescheiden......

Thing

Ilka-Maria · 28.04.2011, 07:50

Zitat:

Man wird ja so bescheiden......

Bei mir läuft das anders herum: Ich war mein Leben lang bescheiden. Damit ist Schluß - endgültig.

Thing · 28.04.2011, 07:54

Zum Glück trifft bei Dir der eklige Spruch nicht zu

"Venedig sehen und sterben"....!

Ilka-Maria · 28.04.2011, 08:25

Ich hab's gesehen - und ich werde sterben, wenn auch nicht sofort.

Der Spruch ist nicht eklig, wenn man ihn richtig interpretiert: Man sollte, solange man lebt, die schönen Dinge des Lebens gesehen haben. Soviel wie möglich. Dann kann man getrost sterben.

Thing · 28.04.2011, 08:31

Venedig ist auch nicht mehr, was es einst war!

Ilka-Maria · 28.04.2011, 09:24

Na und? Ist doch mit allem so. Ich bin auch nicht mehr, was ich einst war. Und darüber bin ich sehr froh.

Thing · 28.04.2011, 09:28

Hach ja - wenn Fett und Falten nicht wären.....

Ex-Schamanski · 28.04.2011, 09:41

Zitat:

"Venedig sehen und sterben"....!

Solange man kein Canalewasser schluckt ...

Ilka-Maria · 28.04.2011, 19:13

Zitat:

Zitat von Thing

Hach ja - wenn Fett und Falten nicht wären.....

Hab' ich noch nicht.

Thing · 28.04.2011, 19:22

Dich meinte ich auch nicht..

gummibaum · 29.04.2011, 18:34

Ich glänze zart als Fliegenfalle
und raufe Schwärme aus dem Meer.
Ich trage dir die Dinge alle
und Daten schnellstens hin und her.

Ich bin die Ordnung, ich verstrebe
die Punkte, die allein noch leer
an Wert sind in ein Sinngewebe
und mache sie bedeutungsschwer.

Ich bin das Loch, das, fein gespalten,
zerstückelt, doch zusammenbleibt,
ein Wesentliches festzuhalten
im Strom, der durchdringt, weiter treibt -

Ex-Schamanski · 29.04.2011, 18:46

Zitat:

Zitat von gummibaum

Ich glänze zart als Fliegenfalle
und raufe Schwärme aus dem Meer.
Ich trage dir die Dinge alle
und Daten schnellstens hin und her.

Ich bin die Ordnung, ich verstrebe
die Punkte, die allein noch leer
an Wert sind in ein Sinngewebe
und mache sie bedeutungsschwer.

Ich bin das Loch, das, fein gespalten,
zerstückelt, doch zusammenbleibt,
ein Wesentliches festzuhalten
im Strom, der durchdringt, weiter treibt -

Das ist, finde ich, einen eigenen Faden wert!

gummibaum · 29.04.2011, 18:50

Hallo, Thing,

sorry, mein Gedicht hat hier nichts zu suchen. Ich wollte dir hier für deines Dank sagen. Es ist ganz toll. Ich kam aber irgendwie durcheinander. Werde meines nochmals einstellen. Zu deinem Gedicht: Die Naturbilder sind gewaltig. Was den Rhythmus angeht, irritiert mich der Wechsel in der dritten Strophe. Ich hätte "Ein Abgetragnes" und Zu schultern" geschrieben, obwohl sich in der letzten Strophenzeile oft schwebende Betonung lohnt. In der allerletzten Zeil: der Wechsel ist verständlich, weil das Gewicht auf "ich" fallen soll.

LG gummibaum

Thing · 29.04.2011, 18:50

Unbedingt!
Venedig-Faden eröffnen!
Prima!

Thing · 01.01.2016, 22:09

Zitat:

Zitat von gummibaum

Hallo, Thing,

sorry, mein Gedicht hat hier nichts zu suchen. Ich wollte dir hier für deines Dank sagen. Es ist ganz toll. Ich kam aber irgendwie durcheinander. Werde meines nochmals einstellen. Zu deinem Gedicht: Die Naturbilder sind gewaltig. Was den Rhythmus angeht, irritiert mich der Wechsel in der dritten Strophe. Ich hätte "Ein Abgetragnes" und Zu schultern" geschrieben, obwohl sich in der letzten Strophenzeile oft schwebende Betonung lohnt. In der allerletzten Zeil: der Wechsel ist verständlich, weil das Gewicht auf "ich" fallen soll.

LG gummibaum

Ich bin erst heute auf Deinen Kommentar gestoßen (der Weg lag vor mir); damals war ich sicher wieder einmal in einem "Seminar".
Hab ganz tiefen Dank für das Lob!

Vergleiche ich es mit Ilkas gleichbetiteltem Gedicht, kommt mir meines sehr nichtig vor.
Was gar nichts ausmacht.
Jetzt muß ich nur noch nachsehen, ob Dein "Das Netz" von Dir eingestellt wurde.

Prosit Neujahr

grüßt mit lieben Gedanken

Thing

Ex-DrKarg · 01.01.2016, 22:31

Lieber Thing,
angekommen ist nur der, welcher sich noch auf dem Weg befindet. Das wünsche ich Dir weiterhin von Herzen!
Der Angekommene hat das schon ausgestanden....
Herzliche Grüße H. H. Karg

Ex-MeineEigeneWelt · 02.01.2016, 04:19

Liebes Thing,

ein toller Text, denke ich gern drüber nach!

Alles Liebe

Lara

Thing · 02.01.2016, 06:26

Liebe Lara,

hab herzlichen Dank!

LG
Thing

Ändere bitte Deinen schaurigen Avatar!
Du hattest doch das hübsche Foto von Dir drin -bitte wieder reintun!!!

27.04.2011, 10:00	#1
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Angekommen In meinem Herzen beben Dinge, wovon zu fühlen ich nicht mehr geglaubt. Ich wähnte mich so unberaubt und hänge dennoch wieder in der Schlinge. Erinnern kommt wie weiße Wellen. Der Strand ist leer, ist unbehaust. Wenn auch der Sturmwind dunkel braust: Nichts kann den nächsten Tag erhellen. Scheint heut die Sonne? Scheint der Mond? Die trüben Augen wollen nicht mehr schauen. Abgetragnes ist nicht aufzubauen. Schultern .. ob sich das noch lohnt? Zu schwer sind jetzt die Ziegelsteine. Die Karre zieht sich nicht mehr leicht. Ich geh zurück in mich. Ich weine nicht, denn ich hab mich erreicht. (c) 2009

29.04.2011, 18:34	#16
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Das Netz Ich glänze zart als Fliegenfalle und raufe Schwärme aus dem Meer. Ich trage dir die Dinge alle und Daten schnellstens hin und her. Ich bin die Ordnung, ich verstrebe die Punkte, die allein noch leer an Wert sind in ein Sinngewebe und mache sie bedeutungsschwer. Ich bin das Loch, das, fein gespalten, zerstückelt, doch zusammenbleibt, ein Wesentliches festzuhalten im Strom, der durchdringt, weiter treibt -

01.01.2016, 22:31	#21
Ex-DrKarg Gast Dabei seit: 01/2012 Alter: 76 Beiträge: 3.139 Meine Gedichte Meine Favoriten	Re: Angekommen Lieber Thing, angekommen ist nur der, welcher sich noch auf dem Weg befindet. Das wünsche ich Dir weiterhin von Herzen! Der Angekommene hat das schon ausgestanden.... Herzliche Grüße H. H. Karg

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27.04.2011, 11:28	#2
Ex-Schamanski abgemeldet Dabei seit: 12/2010 Beiträge: 2.884 Meine Gedichte	Groß. Nur das Gedinge gefällt mir nicht, von bergbautechnischen Förderquoten ist wohl nicht die Rede. Warum nicht einfach: "In meinem Herzen beben Dinge" ?

27.04.2011, 11:30	#3
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Du Wortzauberer! Hab Dank von Thing

27.04.2011, 13:03	#4
Katerchen Dabei seit: 07/2009 Alter: 46 Beiträge: 575 Meine Gedichte	Jemand der innerlich jene Reife erreicht hat, die ihm nicht nur die Gewissheit gibt bei sich selbst angekommen zu sein, sondern auch die Stärke zu vergeben...

27.04.2011, 19:44	#5
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.082 Meine Gedichte Meine Favoriten	Schönes Lebensfazit. Man sollte jedem Menschen wünschen, dort anzukommen.

28.04.2011, 07:21	#6
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Halli Hallo, Katerchen und Ilka-Maria! Habt Dank für Eure Zeilen! Ist man erst einmal so alt wie ich es bin, fällt Einsicht leicht. Man wird ja so bescheiden...... Thing

28.04.2011, 07:54	#8
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Zum Glück trifft bei Dir der eklige Spruch nicht zu "Venedig sehen und sterben"....!

28.04.2011, 08:25	#9
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.082 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ich hab's gesehen - und ich werde sterben, wenn auch nicht sofort. Der Spruch ist nicht eklig, wenn man ihn richtig interpretiert: Man sollte, solange man lebt, die schönen Dinge des Lebens gesehen haben. Soviel wie möglich. Dann kann man getrost sterben.

28.04.2011, 08:31	#10
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Venedig ist auch nicht mehr, was es einst war!

28.04.2011, 09:24	#11
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.082 Meine Gedichte Meine Favoriten	Na und? Ist doch mit allem so. Ich bin auch nicht mehr, was ich einst war. Und darüber bin ich sehr froh.

28.04.2011, 09:28	#12
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hach ja - wenn Fett und Falten nicht wären.....

28.04.2011, 19:22	#15
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Dich meinte ich auch nicht..

29.04.2011, 18:50	#18
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Hallo, Thing, sorry, mein Gedicht hat hier nichts zu suchen. Ich wollte dir hier für deines Dank sagen. Es ist ganz toll. Ich kam aber irgendwie durcheinander. Werde meines nochmals einstellen. Zu deinem Gedicht: Die Naturbilder sind gewaltig. Was den Rhythmus angeht, irritiert mich der Wechsel in der dritten Strophe. Ich hätte "Ein Abgetragnes" und Zu schultern" geschrieben, obwohl sich in der letzten Strophenzeile oft schwebende Betonung lohnt. In der allerletzten Zeil: der Wechsel ist verständlich, weil das Gewicht auf "ich" fallen soll. LG gummibaum

02.01.2016, 04:19	#22
Ex-MeineEigeneWelt abgemeldet Dabei seit: 12/2014 Beiträge: 1.503 Meine Gedichte Meine Favoriten	Liebes Thing, ein toller Text, denke ich gern drüber nach! Alles Liebe Lara

02.01.2016, 06:26	#23
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Liebe Lara, hab herzlichen Dank! LG Thing Ändere bitte Deinen schaurigen Avatar! Du hattest doch das hübsche Foto von Dir drin -bitte wieder reintun!!!