Leichtmatrosen.

[Stefan Ziegenhagen]

Leichtmatrosen.

Sie schweben, wie mit Helium befüllt,
über das aus Teakholz geschnitzte Deck.
Die Sonne, am weitgedachten Horizont,
ist nur ein Bernsteinfarbener Fleck.

Früher hatten sie das Meer noch rauschen gehört,
aber das wurde durch geregelte Maßnahmen abgestellt.
Es hieß, das Wellenschlag die Fische stört
und daß die Sonne die Gischt zu stark erhellt.

Der Kapitän verrennt sich in gebellten Befehlen
und ordnet einen Kurs an in Richtung Mond.
Er sagt, es sei nun Zeit den Himmel zu bestehlen,
weil sich der Griff nach den Sternen immer lohnt.

'' Leicht, leichter, Leichtmatrosen! '',
gröhlen sie mit schwerer Zunge.
Und ganz weit oben, nah dem Krähennest,
gebärt ein Hering Stichlingsjunge.

Mit schwitzenden Händen vergreift sich der Steuermann
am wogenden Busen der Natur.
Nicht, weil er es wirklich kann,
denn wer Moll will, der braucht auch Dur.

Schwermütig gleitet das Schiff durch die Flüssigkeit,
die alle bei Kerzenschein nur Wasser nennen.
Zum Segel raffen war eigentlich niemals Zeit,
es war immer nur wichtig Salz und Pfeffer zu trennen.

Nicht mehr lange und der Hafen der Ehe wird erreicht.
Dann gehen sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge von Bord.
Eine gespenstische Ruhe wird dann einkehren
und das Schiff wird zu einem verschwiegenden Ort...

2.6.2021

[dr.Frankenstein]

Schön Surreal sehr gut

Gefällt mir ausgesprochen gut.

Es ist wie eine Schicht aus Transparentpapier, die über die Wirklichkeit gelegt wird und mit ganz eigenen , schrägen Chiffren eine haltlose und unerklärliche Welt erklärt.

VG 4WS

[Stefan Ziegenhagen]

Hallo, Dr. Frankenstein, Hallo 4WS.

Vielen Dank für die antworten. Schön, daß es gefällt und wie es gesehen wird.
Da wird der Spaß, den man beim schreiben hat wenigstens ein bißchen belohnt.

Schöne Grüße aus Berlin

Stefan Ziegenhagen